Vorbild: Der Erfolg der Vampire veranlasste de Havilland dieses Konzept weiterzuentwickeln. So entstand um das neue Ghost-Triebwerk die Venom. Bemerkenswert ist, dass ein Großteil der Zellaußenhaut noch aus Holzmaterialien bestand. Die erste Venom FB. 1 hatte am 2. September 1949 ihren Erstflug in Großbritannien. Ab 1952 lief die Serienproduktion an. Die Sea Venom war eine Marine-Version des Nachtjägers Venom NF. 2 und wurde bei der Royal Navy als Allwetterjäger genutzt. Dafür mussten die Klappflügel integriert und ein Fanghaken angebaut werden. Letzterer verhalf der Sea Venom zum charakteristischen Rumpfabschluss. Natürlich wurde das Fahrwerk verstärkt und dem Verwendungszweck angepasst. Weiterhin modifizierte de Havilland auch das Cockpit. Die Schleudersitze waren danach in der Lage, auch unter Wasser genutzt zu werden.

Der erste Prototyp flog 1951 und zwei Exemplare wurden zur Trägertests eingesetzt. Die erste Version erhielt die Bezeichnung FAW. 20 und wurde von einem unternehmenseigenen Ghost 103-Triebwerk angetrieben. Als nächstes folgte die Version FAW. 21 mit dem Ghost 104-Triebwerk und vielen Verbesserungen aus den Nachtjägerversionen der RAF NF. 2A und NF.3. Die finale Version der FAA war die FAW. 22. Diese wurde vom Ghost 105 angetrieben und davon entstanden 1957/58 immerhin 39 Exemplare. Die Sea Venom wurde in der FAA durch die Sea Vixen ersetzt. Australien setzte 39 Sea Venom FAW. 53 ein. Diese waren von der FAW. 21 abgeleitet. SNCASE baute die Sea Venom FAW.20 als Aquilon in 121 Exemplaren in Lizenz.

Bausatz: Für die anglophilen Modellbauenden in 1/144 gibt es seit letztem Jahr wieder was Neues bei Mark I Models. Bei der tschechischen Firma hat man sich der Sea Venom angenommen. Damit haben sie eine Lücke geschlossen, denn mir ist kein anderer Bausatz, der vorher erhältlich war, bekannt. Schon gar nicht in Plastikspritzguss. Wie nahezu üblich, sind wieder gleich drei Boxen mit verschiedenen Themen erschienen. In allen Auflagen sind aber immer je zwei Modelle drin.  In dem auffälligen gelben Karton, welcher seitlich öffnet, finden wir zwei Spritzlinge in grauen Kunststoff sowie in einem separaten Beutel zwei lose Kabinenhauben aus klarem Plastik. Jedes Modell entsteht so aus 41 Bauteilen.

In der Machart haben wir es wieder mit einem typischen Short-Run Kit zu tun, welcher augenscheinlich in der Zusammenarbeit mit Jach entstanden sein könnte. Interessant ist die Lösung mit dem durchgängigen Flügelrumpfoberteil samt den Tanks. Somit ist die Flügelstellung vorgegeben. Komplettiert wird diese Baugruppe mit dem Rumpfunterteil. Etwas hinter der einteiligen Tragflächenhinterkante werden dann die beiden Leitwerksträger stumpf angeklebt. Zwischen diese muss vorher noch das Höhenleitwerk montiert werden. Dieses Zusammenfügen wird später sicherlich die entscheidende Baustufe sein, damit später das Modell geometrisch gesehen passt. Die Oberflächen bieten einiges an Details in Form von erhabenen Strukturen und Gravuren. Hier und da sind man etwas Grat, welcher entfernt werden muss. Die Grenzschichtzäune sind bedingt durch den Spritzguss etwas dick. Sie lassen aber sicherlich mit dem Skalpell dünner gestalten. Das Cockpit ist für diesen Maßstab gut detailliert. Insbesondere die Schleudersitze sehen dem Vorbild sehr ähnlich. Für das Instrumentenbrett gibt es ein Decal.

Der Bereich ist leider später nicht 100% gut sichtbar, da die Cockpithaube etwas dick wirkt. Vor dem Verschließen des Rumpfes soll man 3 g Gewicht einbringen, worauf die Bauanleitung hinweist. In der großen Nase ist dafür gut Platz. Für solche Fälle empfiehlt sich der Einsatz von Weißleim und Metallschrot. Gut detailliert zeigt sich auch das Fahrwerk. So zeigen die Klappen auch auf der Innenseite Strukturelemente. Der Fanghaken soll mit einem Abziehbild dargestellt werden.  Neben den schon fest angespritzten Flügelspitzentanks gibt es noch weitere Zusatztanks oder alternativ Bomben zum Anhängen an der Tragflächenunterseite. Die Position der Pylonen muss aber anhand der Zeichnungen in der Bauanleitung ermittelt werden. Weitere Bewaffnungsoptionen bzw. den Schleppzielbehälter bietet ein extra zu erwerbendes Set von Mark I Models. Nun ist es sicherlich interessant für alle Lesenden hier, auch zu erfahren, wie sich das Modell bauen lässt. Der Rohbau ist relativ schnell vollzogen. Unter dem Vorzeichen des Begriffes Short-Run Kit lässt dieser aber gut bewerkstelligen. Trockenanpassungen, mehr Versäuberungsarbeit, Spachteln und Schleifen sind hier halt notwendig.

Anleitung/Bemalung: Den Bau der Modelle zeigt die Anleitung klar und deutlich. Je nach gewählter Bemalungsoption gibt es hier und da Unterschiede, welche beachtet werden müssen. Die Farbangaben, welche auch für einzelne Bereiche gemacht werden, benennen die Farben nur mit einem Namen ohne Bezug zu Systemen und Herstellern. Der glänzend gedruckte Decalbogen ist von guter Qualität und enthält genug Roundels, um jede Option hier aus dem Kasten bauen zu können. Also auch entweder zwei Briten oder zwei Australier.

Die folgenden Optionen hat man zur Auswahl:

  • De Havilland Sea Venom FAW.22, WW207/467-V, No.893 Sqd, Royal Navy, HMS Victorious, Sommer 1959
  • De Havilland Sea Venom FAW.22, XG721/592-HF, No.750 Sqd, Royal Navy Air Station Hal Far, Malta 1964/65
  • De Havilland Sea Venom FAW.53, WZ904/868-M, No.805 Sqd, Royal Australian Navy, HMAS Melbourne während eines Besuches in Yokohama / Japan im Juni 1960
  • De Havilland Sea Venom TT.53, WZ944/873, No.724, Royal Australian Navy, RANAS Nowra, New South Wales, Australien Herbst 1969

Fazit: Abseits der bekannten Muster bleibt Mark I Models ein zuverlässiger Lieferant von attraktiven Kits in 1/144. Mit etwas Arbeit kann der erfahrene Modellbauer ein interessantes Modell schaffen.

Literatur:

de Havilland Venom and Sea Venom, Warpaint Series No. 44, W.A. Harrison, Warpaint Books

Vorbildteil: Volker Helms

Sebastian Adolf, Wettstetten (Oktober 2022)     

   

 

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