Das Vorbild: Die Rettungsboje der deutschen Luftwaffe während des Zweiten Weltkriegs, umgangssprachlich auch Udet-Boje, diente zur Aufnahme von Piloten und Besatzungen notgewasserter Flugzeuge auf dem offenen Meer und in großer Entfernung zu den Küsten, hauptsächlich im Ärmelkanal während der Luftschlacht um England.
Auf Anregung des Generalluftzeugmeisters und Generalobersten Ernst Udet wurde im Sommer 1940 vom Reichsluftfahrtministerium eine Rettungsboje entwickelt, um Piloten und Flugzeugbesatzungen bis zum Eintreffen von Rettungskräften auf dem offenen Meer Schutz zu gewähren. Die Konstruktion sollte möglichst einfach sein, damit die Bojen schnell zur Verfügung stehen konnten. Vorgesehen war die Produktion von etwa 100 Stück (Auszug aus Wikipedia).
Sehr schöne Aufnahmen vom Original sind auf einer entsprechenden Internet Seite zu finden.
Der Bausatz: Mitte 2025 hatte der deutsche Kleinserien-Hersteller Schatton Modellbau ein erstes Modell der Udet-Boje im Maßstab 1/72 als 3D-Druck-Bausatz veröffentlicht bzw. angekündigt. Die ersten Fotos vom Testdruck zeigten, dass zwar eine komplette Inneneinrichtung enthalten sein soll, jedoch viele der Details an den Außenseiten fehlten und waren durch Eigenarbeit zu ergänzen. Dies betrifft in erster Linie die Relinge und Leitern.
Hauler zieht nun mit einem Bausatz nach, der aus zehn perfekt gegossenen Resinteilen und einem Ätzteilebogen mit sieben weiteren Details und einem Decalbogen enthält. Alle Teile befinden sich sicher verpackt in einem stabilen Klappkarton, auf dem man auch ein Foto des fertigen Modells findet.
Die beiden großen Teile der Bojengrundkörper entsprechen dem Original und weisen neben Schweißnähten auch diverse Niete, die Hebeösen und die leicht nach oben gewölbte Abdeckplatte entsprechend dem Original auf. Hier hat man gut recherchiert und dies im Design sauber umgesetzt. Die „Turmröhre“ besitzt auch Aussparungen für die seitlich angebrachten Fenster und eine für den großen Einstiegslukenbereich, der aus einer zweiteiligen Tür besteht. Besonders gut gefallen mir aber die Abdeckung der Röhre, da diese auf der Oberseite den Wellenbrecher des Originals perfekt wiedergibt, und dann gibt es noch den Fahnenmast mit dessen Hilfe ein Seenotopfer signalisieren konnte, dass die Boje besetzt ist.


Auf der Ätzteileplatine findet man noch kleine Details, wie die Gitter für die Seitenfenster und die Takelung des Fahnenmastes, aber das Wichtigste sind die Teile zur Darstellung der um die Boje laufende Reling und die Einstiegsleiter. Somit wurde wirklich an alles gedacht. Halt – da war noch etwas: Diese Bojen waren zum einen nummeriert und wiesen auch noch Kennungen des Roten Kreuzes auf, um sowohl die Bojen, wie auch deren Passagiere nach internationalem Seerecht zu schützen. Bei den Originalen hat dies leider nicht so geklappt wie gedacht, aber Hauler hat zumindest an das Thema gedacht und einen sehr schönen Bogen mit passenden Abziehbildern beigelegt, die einen Bau der Boje Nr 7a oder Nummer 25 ermöglichen. Darauf enthalten ist auch der Text „Generalluftzeugmeister“. Die korrekte Positionierung dafür am Modell ist jedoch lediglich auf der Abbildung auf dem Karton der Verpackung zu finden.


Die Bauanleitung: Für den Zusammenbau des Multimedia-Bausatzes liegt ein beidseitig bedrucktes Blatt im Format DIN A4 bei, der in sechs Baustufen sicher durch den Bauprozess führt. Als Farbangaben für die Bemalung findet man lediglich den Hinweis, dass das Oberteil der Boje in Gelb und der Unterwasserbereich in roter Farbe zu bemalen ist.


Fazit: Haulers Bausatz der Udet-Boje beweist, dass hier Profis am Werk waren, das Original als Miniatur im Maßstab 1/72 umzusetzen. Der Bausatz ist zwar vergleichsweise simpel und besteht nur aus wenigen Teilen, jedoch sollte man das korrekte Biegen, Ausrichten und Anbringen der filigranen PE Teile nicht unterschätzen. Wenn man das aber gut hinbekommt, erhält man ein Modell mit echtem Potenzial für Dioramen.
Meine spontanen Ideen dazu:
– Ein Pilot rettet sich in stürmischem Wasser gerade noch auf die Boje
– Ein Seenotopfer winkt verzweifelt auf der Boje stehend
– Ein Schiff (Kriegsfischkutter?) oder U-Boot (nur der Turm ist sichtbar) legt an der Rettungs-Boje an
Toller Bausatz – sehr empfehlenswert!
Erhältlich im gut sortiertem Fachhandel oder bei Hauler direkt
Gert Brandl, Berlin (Dezember 2025)

