Vorbild: Wie fast alle seinerzeitigen italienischen Flugzeuge litten auch die Jäger der Regia Aeronautica an einem Mangel an adäquaten Triebwerken. Die damaligen inländischen Sternmotoren waren nämlich international überwiegend meist nicht völlig auf Höhe der Zeit. Kein Wunder also, dass man daher sehr gerne auf Lizenzbauten von Daimler-Benz Reihenmotor-Triebwerken zurückgriff. Diese wurden bekanntlich jedoch erst im späteren Kriegsverlauf verfügbar. Für den Jagdflugzeugbau ergab sich dadurch noch ein zusätzlicher Vorteil, weil sich so der Vorderrumpf weit aerodynamischer gestalten ließ, da ja die Querschnittsfläche solcherart Flugmotoren selbstverständlich kleiner ist als diejenige für einen Sternmotor.
Bereits vor der Kriegsmitte begann man deshalb die meisten eigenen Baumuster auf die DB-Triebwerke umzukonstruieren. Anschießend wollte man jedoch auch noch neue Maschinen entwerfen, um mit den neuen alliierten Jagdmaschinen Schritt halten zu können. Diese Arbeiten liefen dann tatsächlich noch unter einem „Serie 5“ genannten Programm an. Doch wurden jene Typen aber erst kurz vor Italiens Ausscheiden aus dem Krieg fertig. Wohl waren deren Herstellungswerke allesamt in Norditalien beheimatet, doch eine Großserienfertigung in der RSI fand nach 1943 allerdings nicht mehr statt. Aermacchi war, als erstem, eine Umrüstung auf den deutschen Reihenmotor gelungen. Und die so entstandene C. 202 „Folgore“ wies danach tatsächlich eine merkliche Leistungssteigerung auf. Womit sich auch ihr Kampfwert schon an eine Mustang oder Spitfire annähern konnte. Mit dem Nachfolger „Veltro“ d.h. Wind- oder Jagdhund gelang noch eine Verbesserung, die vor allem dem bei Fiat nachgebautem DB 605 A Triebwerk zu verdanken war. Und auch die Fiat G 55 selbst war ein voller Erfolg, und wurde daher wohl zu Italiens besten Jagdflugzeug. Doch konnten die wenigen Maschinen nichts mehr bewirken was auch für die Reggiane RE 2005 Sagitario galt. Während die Fiat auch nach dem Kriege noch hergestellt wurde, wurde ein geplanter C. 205-Auftrag für die ägyptischen Luftstreitkräfte während der Herstellung von israelischen Agenten sabotiert. Daher konnte nur noch ein Teil ausgeliefert werden, und deren anschließender Einsatz während des israelischen Unabhängigkeitskrieg verlief nicht besonders erfolgreich.
Bausatz: Will man Italeris PR-Abteilung Glauben schenken, starteten die Firmen-Gründer ihr Unternehmen eigentlich nur deswegen, weil sie mit den damaligen Plastikbausätzen gar nicht zufrieden waren. Hauptsächlich deshalb brachten sie also ihren ersten eigenen Bausatz, unter dem Namen „Aliplast“, heraus. Dieser Fiat G 55 Centauro folgten dann bald noch andere italienische WK II-Jagdmaschinen in 1/72. Diese wurden ab 1972 allerdings Bestandteil der neuen Firma „Supermodel“. Tatsächlich war dies jedoch eher eine Art Ableger von mittlerweile Italaerei. Welcher sich aufgrund von Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Firmenleitung abspaltete, schlussendlich später aber von dann bereits schon „Italeri“ aufgekauft wurde. Interessanterweise muss der Folgore- und Veltro-Kit jedoch nach der Abtrennung entstanden sein, da beide zuvor niemals bei Italaerei/Italeri erschienen! Und auch nach dem Aufkauf wurden sie nie neu aufgelegt.
Als logische Fortführung innerhalb der Reihe der einsitzigen Jäger der Regia Aeronautica war 1973 also auch ein Modell der Macchi C. 202 „Folgore“ und gleichzeitig auch eines der C. 205er Weiterentwicklung „Veltro“ erschienen. Das Anliegen, bessere Kits anbieten zu wollen, war bekanntlich geglückt, und diesmal konnte sogar ein direkter Vergleich angestellt werden. Denn schon seit 1963 gab es nämlich bereits ein Frog-Modell der Folgore. Das war gar nicht so übel und wurde schlussendlich, sehr viel später auch noch von Bünde aus, in einer Matchboxschachtel angeboten. Doch war der italienische Kit fraglos besser. Auch das Nachfolgemuster Macchi C. 205 war für damals recht ordentlich geworden. Es verwendete wie das Originaltragwerk und Rumpf der Folgore, weshalb nur wenige neue Teile auf dem geteilten Gussrahmen zu finden waren.
Neben sehr feinen Panellines finden sich noch einige wenige Riefen, also bereits versenkte Gravuren, auf der Oberfläche der Zelle. Das Verhältnis ist recht ausgewogen, finde ich. Weit besser als es beispielsweise Matchbox jemals gelang. Im Gegensatz zu den stets zu grobschlächtig designten Gravuren der Engländer fand Supermodel hierbei nämlich das richtige Maß. Die erhabenen Linien sind nach dem Lackieren nämlich gerade so zu erkennen, was auch auf die Trennfugen der Ruderflächen usw. zutrifft. Am besten kann man die Oberflächendetails wohl mit den zur etwa gleichen Zeit in der Tschechoslowakei entstandenen Kovozavody KP-Bausätzen vergleichen. Doch hat man den italienischen Jagdeinsitzern zudem noch auffällige Leinen-Texturen auf den Rudern spendiert, und sogar auch noch Klarsichtteile für die Positionsleuchten an den Flügelrandbögen!
Des Weiteren zeichneten sich die Kits mit Vollgummireifen für die Haupträder aus. Wohl weisen sie bereits ein Rillenprofil auf, doch wird ihre Montage mit einer recht kleinen Felge erkauft. Diese entspricht jedoch nicht besonders dem Original, womit ihr Wert also leider zweifelhaft bleibt. Höchstwahrscheinlich deshalb erschienen in einer Lizenzauflage der Fa. „Delta 2“ wieder gewöhnliche Räder auf den nunmehr schon in einem Stück gegossenem Gussrahmen.
Auch die außergewöhnlichen „Decalsheets“ von Supermodel, welche diesmal nicht Nasschiebebilder waren, sondern aufgerubbelt werden sollten, sind wahrscheinlich eher fragwürdig. Falls davon nämlich ein kleines Fragment nicht richtig haften sollte, ist das ganze Emblem dahin! Ob man die Risse dann so einfach irgendwie zufriedenstellend übermalen kann, wage ich zu bezweifeln. Für das Armaturenbrett gab es ebenfalls ein solches Rubbelbild.
Die immerhin schon vier Decaloptionen offerierten bereits auch ein Minimum an Stencils. Neben einem Jäger der faschistischen Republik von Salò bekam man konkret noch Kennungen für eine Luftwaffenmaschine, den Prototypen sowie ein Nachkriegs-Flugzeug. All diese Bemalungsoptionen sind dazu völlig in Ordnung und wären daher alle auch im Netz dokumentiert. Delta 2 lieferte nur drei, jedoch wieder mit gewöhnlichen Nasschiebebildern, immerhin aber auch welche, Seitenkonsolen fürs Cockpit darstellend! Die Cockpitverglasung besitzt noch klassische vollständig erhabene Streben, also nicht jene wie bei Italaerei, die lediglich deren Außen-Kanten wiedergeben. Gußgrat oder Sinkstellen finden sich fast keine, und Auswerfer gibt es glücklicherweise nur an den Innenseiten.
Die BA jedoch ist etwas gewöhnungsbedürftig, finde ich. Nach Art einer Explosionszeichnung gehalten, irritiert mich darin der Wirrwarr von den vielen langen geschwungenen Hinweis-Pfeilen etwas. Da es glücklicherweise insgesamt jedoch nicht allzu viele Teile gibt, kann man schließlich, aber doch noch durchblicken.
Fazit: Auch Einsteiger sollten dieses gefällige kleine Modell also daher meistern können. Womit man dann ruhigen Gewissens eine Kaufempfehlung aussprechen kann, wenn sich irgendwo günstig noch ein Jagdhund aus der Supermodel-Ära erhaschen lässt. Italeris besserer eigener Nachfolge-Bausatz von 2003 wurde hier indes schon mit einem Baubericht von Ralph Fengler bedacht.
N. (Oktober 2025)









