Vorbild: Die Fairey Gannet (englisch für Basstölpel, ein Seevogel von der Größe einer Gans) wurde kurz nach dem Ende des 2. Weltkrieges in Großbritannien konzipiert. Gedacht war die Maschine als trägerbasierter U-Boot-Jäger, der als sogenannter „Hunter-Killer“ sowohl Sensor- als auch Waffenträger in einem war. Später wurde von dem U-Boot-Jäger auch noch eine Frühwarnvariante abgeleitet, die ein Suchradar in einer festen Verkleidung unter dem Rumpf trug. Die Besatzung umfasste drei Mann.

Angetrieben wurde die Gannet von zwei Propellerturbinen mit einem doppelläufigen Propeller. Im Suchflug konnte eines der Aggregate zur Treibstoffersparnis abgeschaltet werden.

Gebaut wurden ab 1951 insgesamt 255 Maschinen, die von der britischen, australischen, indonesischen und der Bundesmarine eingesetzt wurden. Letztere beschaffte insgesamt 16 Maschinen, 1 davon in der Trainerversion mit Doppelsteuerung. Sie dienten erst beim Marinefliegergeschwader 2 und später im MFG 3. Von den verbliebenen Flugzeugen findet man eine im Luftwaffenmuseum Berlin-Gatow, dem Technikmuseum Speyer, der Flugausstellung Hermeskeil und dem Aeronauticum in Nordholz.

Bausatz: Der Bausatz stellt bereits die vierte Auflage des Modells von 2007 dar. Es hat auch schon vorher Bausätze der Fairey Gannet im Maßstab 1/72 gegeben, beginnend mit der Firma FROG in den 1970er Jahren, der tschechischen Firma CMR, die einen (recht teuren) Resinbausatz herausbrachte, und letztlich aus China TRUMPETER, die im Jahre 2006 einen Bausatz herausbrachten.

In einem großen, nicht wieder verschließbaren Klarsichtbeutel sind die drei Gussrahmen mit 120 Teilen verpackt, die Klarsichtteile sind in einem kleineren Beutel gesondert verpackt, um Kratzschäden zu vermeiden.

Die Bauteile sind in einem hellen Grauton gehalten und zeigen eine satinierte Oberfläche, die aber dennoch glatt ist und keinerlei vorbereitende Schleiforgien voraussetzt. Das Plastik ist recht hart.

Die Details treten scharf hervor, die Linien auf den Paneelen sind deutlich, aber für den Maßstab noch angemessen. Unter einigen Farbschichten dürfte sich dieser Eindruck abmildern.

Leider finden sich bei dem mir vorliegenden Exemplar auch Sinkstellen, ärgerlicherweise jeweils an der Außenseite der beiden Haupträder. Wegen deren geringen Größe wird deren Beseitigung knifflig werden.

Ein kleiner Gussast enthält genau zwölf Klarsichtteile. Die Cockpitscheiben erlauben sowohl eine geschlossene als auch eine offene Darstellung.

Der wahlweise geöffnet zu bauenden Waffenschacht ist eigentlich eine gute Idee, die aber aufgrund der fehlenden Beladungsoptionen ins Leere geht. Dies zwingt den Modellbauer zum Zukauf von Waffen aus dem Zubehörhandel.

Anleitung/ Bemalung: Die DIN-A4-Anleitung ist hervorragend. Sie führt in insgesamt 60 Bauabschnitte zum Ziel. Die einzelnen Bauskizzen sind nicht überladen und gestatten eine eindeutige Zuordnung des anzubringenden Teiles. Auf den einzelnen Bauabschnitten sind auch die für die jeweiligen Teile zu verwendenden Farben aufgeführt. Den Abschluss bilden die Farbprofile für je eine bundesdeutsche, britische und australische Maschine.

Der Decalbogen stammt von Revell, ist auf hellblauen Papier gedruckt und enthält insgesamt 75 Schiebebilder. Der Druck ist glänzend mit wenig Trägerfilm. Die Hoheitszeichen sind sogar randscharf gedruckt. Es gibt auch Instrumentendecals für die beiden Armaturentafeln, reichlich Wartungshinweise und auch drei Gurte. Bei Letzteren würde ich dazu raten, sie möglichst auszuschneiden und anzubringen, um eine gewisse Dreidimensionalität zu erhalten.

Fazit: Den vorliegenden Bausatz bekommt eine klare Kaufempfehlung aufgrund seiner Formentreue, Detaillierung und des günstigen Preises. Für einen Neueinsteiger in das Hobby Modellbau ist er aufgrund der beträchtlichen Teilezahl nur bedingt geeignet. Für einen erfahreneren Modellbauer dagegen stellt der Bausatz eine exzellente Basis für den Bau eines sehr detaillierten Modells einer Fairey Gannet dar, das sich selbstverständlich noch weiter supern lässt.

Dieter J. Schiller, RK 08 Berlin-Süd

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