Das Vorbild: Der Stalwart, von der britischen Armee offiziell als Truck, High Mobility Load Carrier (HMLC), 5 Ton, 6 x 6, Alvis Stalwart klassifiziert und von den Soldaten informell als Stolly und von ehemaligen RCT (Royal Corps of Transport) als Stally bezeichnet, ist ein hochmobiler amphibischer Militärlastwagen. Diese zwischen 1960 und 1971 von Alvis Cars gebauten Fahrzeuge waren von 1963 bis 1993 in der britischen Armee im Einsatz.
Serienfahrzeug FV622 als robuster Lastenträger MK 2
Alle MK 2 hatten die Fahrgestellnummer STAL 11/ und liefen von STALL 11/1 bis STAL 11/956.
Diese verfügten über einen Fahrer- und einen Beifahrersitz, wobei als Feldmodifikation ein dritter Sitz rechts vom Fahrer eingebaut werden konnte. Alle Mk 2 waren mit einer internen hydraulischen Winde ausgestattet, die nur durch die Front funktionierte und unter dem Fahrer montiert war. Die Winde war eine Morris-Mehrlagentrommel, angetrieben von einer am Nebenabtrieb montierten Hydraulikpumpe. Die Zugkraft der Winde betrug 5400 kg.
Obwohl der Stalwart auch für Truppentransporte eingesetzt werden konnte, wurde er häufiger zum Transport von Treibstoff (über 300 Kanister) und Munition als Alternative zu den fünf Tonnen Fracht eingesetzt. Die Jetantriebe aller Mk 2-Varianten waren deutlich effizienter und erreichten angeblich 9 Knoten. Der auffälligste Unterschied zwischen den Varianten Mk 1 und Mk 2 besteht darin, dass die Unterkanten der Führerstandfenster nun nach unten geneigt und nicht mehr horizontal sind. Dies sollte die Sicht aus nächster Nähe verbessern, insbesondere wenn man von einem in der Nähe stehenden Einweiser eingelenkt wird. Insgesamt wurden 956 Mk 2 FV622, FV623 und FV624 Stalwarts produziert, von denen die britische Armee 932 kaufte und 24 in andere Länder verkaufte. (Wikipedia)
Der Bausatz: Britische Radfahrzeuge im Maßstab 1:35 werden im mehr zum festen Bestandteil der Firma Airfix. Ein erfreulicher Trend, denn das Thema britische Radfahrzeuge ist lange Zeit von vielen Herstellern stiefmütterlich behandelt worden. Von 2004 bis 2014 war Accurate Armor als so ziemlich einziger Stalwart-Lieferant in mehreren Modellvarianten das Maß der Dinge in Sachen Qualität und Detailtreue. Die Firma Dartmoor Military Models soll seiner Zeit ebenfalls einen Stalwart auf den Markt gebracht haben. Über die Qualität ist mir Mangels Informationen (auch im Internet) nichts bekannt. Diese Modelle wurden in Resinbauweise hergestellt und waren im höherpreisigen Bereich anzutreffen. 2025 ist nun endlich Airfix auf den Zug aufgesprungen und liefert den Stalwart MK 2 in der Standardversion in Plastikspritzguss zu einem verbraucherfreundlicheren Preis um die 40 bis 45 Euro.




Der Stalwart-Bausatz besteht aus ca. 211 Teilen. Diese verteilen sich auf 7 Spritzrahmen. Dazu gibt es noch einen überschaubaren Decalbogen und natürlich die Bauanleitung. Die Plastikteile sind sauber gespritzt. Großartige Nacharbeiten sind keine zu erwarten. Allerdings sind Auswurfmarkierungen reichlich vorhanden und befinden sich in auf den ersten Blick in nicht oder kaum sichtbaren Bereichen. Wer es perfekt mag, wird an Schleif- und Glättungsarbeiten noch eine Menge Zeit investieren müssen. Ärgerlicher sind noch die Sinkstellen im Material vieler Bauteile. Ein Effekt, der bei heutigen Modellbausätzen gar nicht mehr auftreten sollte.





Die Klarsichtteile sind ohne Schlieren und dienen der Kabinenverglasung und der Beleuchtungseinrichtung des Fahrzeuges. Kleiner Kritikpunkt hier die aufgeprägten Scheibenwischer auf der Verglasung. Separate Scheibenwischer würden ungemein das Lackieren erleichtern und würden zusätzlich für eine größere Detailtreue und Wertigkeit sorgen.


Der Stalwart fällt bei erster Betrachtung stimmig auf, doch tun sich schon einige Kritikpunkte auf. Die verwendete Materialstärke des Aufbaus kommt teilweise der Panzerung eines Sherman-Panzers gleich. Auch hat man bei einigen Teilen das Gefühl eine Modellbauzeitreise in die 80er Jahre zu machen. Vereinfachte Darstellungen, teilweise etwas klobiges Aussehen. Dazu fällt speziell die etwas seltsam aussehende „Schippe“auf. Die Inneneinrichtung fällt teilweise etwas rudimentär aus, aber soweit ist alles Wichtige vorhanden. Funktechnisch ist der Stalwart ausgerüstet mit dem Clansman-System. Bei dem Bauteil E12 könnte es sich um einen Transmitter Receiver UK/RT353 handeln. Das Fahrwerk ist korrekt und erfreulicher Weise detailreich wiedergegeben. Die dazugehörige Bereifung verfügt über eine Goodyear-Beschriftung an den Flanken. Die Detaillierung des Verdeckes fällt bei der abschließenden Betrachtung einfach aus. Hier hätte man Punkte gutmachen können.



Bauanleitung / Bemalung: Die 24-seitige Bauanleitung führt durch 100 Bauabschnitte. Hierbei darf man nicht erschrecken. Die meisten einzelnen Bauabschnitte werden teilweise mit sehr wenigen Teilen abgehandelt. Anspruchsvoll hingegen ist der Fahrwerksbereich. Auch sollten die durchzuführenden Bohrungen in einigen Bauabschnitten nicht ignoriert werden.
Bei der Bemalungsanleitung bezieht sich Airfix auf den Farbenhersteller Humbrol. Die Decals sind sauber und randscharf gedruckt und ermöglichen den Bau von drei Varianten:
• 17ET52, British Army of the Rhine (BAOR), Exercise Spearpoint Crusader, Bergen-Hohne Training Area
near Hannover, West Germany, September 1980
• D Squadron, 4th Royal Tank Regiment, British Army of the Rhine (BAOR), West Germany, 1981
• Royal Army Ordnance Corps (RAOC), Ludgershall Vehicle Depot, Wiltshire, England, 1969




Fazit: Ein wenig Ernüchterung macht sich breit. Auswurfmarkierungen im großen Maße und Sinkstellen sollten heutzutage bei einem Hersteller wie Airfix der Vergangenheit angehören. Eine Portion mehr Recherche und Detailliebe wäre bei dem einen oder anderen Bauteil nicht verkehrt gewesen. Nichtsdestotrotz erfreuen wir uns, dass Airfix das Projekt „Stalwart“ realisiert hat und somit ein großer Wurf gelungen ist. Für den „Feinschliff“ gibt es im Internet jede Menge Fotomaterial zu diesem Fahrzeug.
Aufwertungssätze werden sicherlich Abhilfe zu dem einen oder anderen Mangel schaffen, kosten aber auch ihr Geld.
Zu beziehen ist dieser Bausatz im gut sortierten Fachhandel oder im Versandhandel.
Alexander Hilbig, Berlin (September 2025)