Es gibt Flugzeuge, die mich wirklich begeistern, und dazu gehört die Saab GlobalEye. Als ich erfuhr, dass es sie in 1/72 von BroPlan gibt, wollte ich sofort zuschlagen.
Allerdings war das gar nicht so einfach, niemand hatte dieses Modell gelistet, bis ich schließlich einen Online-Shop in Polen fand, der den Bausatz für einen stolzen Preis von ca. 74 € anbot.
Hätte ich damals gewusst, was mich erwartet, hätte ich diesen Bausatz im Leben nicht gekauft.

Denn hierbei handelt es sich um einen Vacuform-Bausatz. Viele befreundete Modellbauer rieten mir von dieser Art von Bausatz ab, aber ich dachte mir, für den Preis wird es schon halbwegs gut sein.

Ich informierte mich noch, wie man solch ein Modell überhaupt baut, und dann hieß es warten auf mein Paket.

Als es endlich ankam, war die Freude groß, und ich musste mir alles sofort anschauen.

Erst einmal war ich überwältigt: Wo sollte man hier überhaupt anfangen?
Bei genauerer Inspektion stellte ich schnell fest, dass dies ein echter Kraftakt werden würde. Die Formen waren teilweise eingedrückt, es gab Fehler in der Oberfläche, Ungenauigkeiten in der Form und sogar Unterschiede zwischen Bauteilen, die deckungsgleich sein sollten, und einiges mehr.

Es lagen außerdem zwei Gussrahmen für die Kleinteile bei, die eigentlich feine Details aufweisen sollten.
Naja, ich sag mal so: Die Antennen habe ich letztlich lieber selbst aus Styrene angefertigt.

Auch die beiliegenden Decals habe ich nicht verwendet. Sie waren wirklich schlecht gedruckt, im Prinzip auf dem Niveau eines Heimdruckers.
Laut Anleitung sollte man die Decals zusätzlich zweimal mit Klarlack übersprühen und den Untergrund weiß lackieren, da der Druck selbst kein Weiß enthielt.
Ich habe die Decals kurzerhand entsorgt und stattdessen welche einer Gripen von Italeri verwendet.

Genug gejammert, wir müssen ja auch mal anfangen. Also, Anleitung zur Hand genommen und festgestellt, dass es gar keine echte Anleitung gibt. Stattdessen liegt nur eine Explosionszeichnung des Modells bei, und man darf sich den Bauverlauf mehr oder weniger selbst zusammenreimen.

Nun habe ich ja schon einige Modelle gebaut und begann daher ganz klassisch mit dem Cockpit und allem, was später in den Rumpf gehört.

Bei einem Vacuform-Kit müssen die Teile zunächst aus einer Trägerplatte herausgetrennt werden. Anschließend schleift man die Grundplatte sozusagen von den Teilen ab, eine unglaublich zeitaufwändige Arbeit. Als Hilfe bietet es sich an, die Kanten der Teile vorher mit einem Stift nachzuziehen. Beim Schleifen kann man sich dann daran orientieren, sobald die Linie langsam verschwindet, hat man die Trägerplatte sauber entfernt.

Beim trockenen Zusammenhalten der beiden Rumpfhälften war sofort klar, hier würde eine Menge Spachtelmasse zum Einsatz kommen.

Ein weiterer Punkt waren die Fenster. Die im Bausatz beiliegende Lösung sagte mir überhaupt nicht zu,
die Seitenfenster sollten aus einem Streifen Klarsichtplastik bestehen, der innen angeklebt wird, und die Frontscheibe wäre eine klare Kuppel gewesen. Ich entschied mich daher zunächst, die Aussparungen mit einem Dremel freizulegen.

Danach überlegte ich mir verschiedene Möglichkeiten, um die Fenster umzusetzen. Ich schnitt einzelne Fensterstücke direkt aus der Klarsichtkuppel heraus und passte sie in die Rumpfform ein. Zusätzlich experimentierte ich mit Micro Kristal Klear.

Ich entschied mich für die Version mit Micro Kristal Klear. Im Nachhinein hätte ich jedoch die Frontscheiben aus den Klarsichtteilen nutzen sollen. Für die kleinen Seitenfenster funktioniert es super, aber bei so großen Fenstern war es dann doch zu viel.

Das Cockpit ist sehr simpel gehalten und hat kaum Ähnlichkeit mit dem echten Flugzeug. Mit ein paar alten Decals habe ich wenigstens versucht, die drei Displays anzudeuten. Nachdem das Cockpit in eine der Rumpfhälften eingeklebt war, konnte der Rumpf zusammengefügt werden.

Bis dahin lief eigentlich alles ganz gut. Ab diesem Punkt jedoch kam der massive Einsatz von Putty ins Spiel. Die Rumpfhälften sind ziemlich weich, und beim Schleifen passierte es immer wieder, dass ich aus Versehen zu viel Druck ausübte. Dabei brach die Klebenaht auf und der Spaß begann von vorne.

Ich hatte bereits Verstärkungen in den Rumpf eingeklebt, doch leider sorgten diese eher für zusätzliche Probleme als für Lösungen. Statt die Hälften in Form zu halten, verformten sie den Rumpf sogar noch weiter.

Nachdem ich in dieser Phase das Modell beinahe einfach in die Tonne geworfen hätte, legte ich es erstmal beiseite und baute etwas anderes. Mit neuer Motivation ging es dann aber weiter. Ich dachte mir, dieses ewige Geschleife muss doch auch anders gehen! Also schnappte ich mir meinen Dremel und begann zu schleifen, wie ein Archäologe legte ich nach und nach die Teile frei.

Die Flügel waren ebenfalls eine Herausforderung. Im Nachhinein denke ich, dass ich dabei einen Fehler gemacht habe, diesen konnte ich jedoch, wie ich finde, recht gut mit Green Stuff und ausreichend Putty ausgleichen. Ich vermute, der Hersteller hatte eigentlich eine andere Art der Montage vorgesehen.

Mit dem Dremel ging es tatsächlich schnell voran, und es kam sogar so etwas wie Spaß an der Sache auf.
Langsam wurde ein Flugzeug erkennbar und das motivierte natürlich zusätzlich.

Nachdem das Flugzeug soweit zusammen gebaut und geschliffen war, wurde es mit Mr. Finishing Surfacer 1500 Black grundiert. Danach wurde es erneut geschliffen und wieder grundiert.

Endspurt, ich entschied mich für ein dunkles Grau, was ich irgendwie selbst zusammen gemischt hatte.

Fazit

Würde ich noch einmal ein Vacuform-Kit bauen? Ich denke, eher nicht. Wobei ich auch sagen muss, mit der Erfahrung, die ich jetzt gesammelt habe, würde das nächste sicher besser laufen.

Aber wie ein befreundeter Modellbauer so schön sagte: „Das Leben ist zu kurz für schlechte Bausätze.“
In diesem Sinne, es gibt genug gute Modelle auf dieser Welt, da muss man sich solche Bausätze wirklich nicht antun. Für einen Preis von über 70 € ist das, was hier geboten wird, wirklich harter Tobak.

Also an alle Anfänger im Bereich Modellbau: Lasst die Finger davon! Und an alle anderen: Macht doch, was ihr wollt.

Klar, perfekt ist es nicht geworden, aber mehr konnte mein Wille aus diesem Projekt einfach nicht herausholen. Man muss schließlich auch mal einen Schlussstrich ziehen.
Ich hoffe die Saab gefällt euch.

Florian Schuster, Berlin (April 2025)

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