Vorbild: Die MGM-31 Pershing waren ballistische Raketenwaffen der Zeit des Kalten Krieges aus US-amerikanischer Produktion. Benannt war die Feststoffrakete mit Atomsprengkopf nach dem US-General des Ersten Weltkrieges John Joseph Pershing. In Deutschland wurde von den Pershing-Raketen primär der Typ Pershing II durch den NATO-Doppelbeschluss bekannt. Gegen dessen Stationierung und regelmäßige Transportierung protestierte die westdeutsche Friedensbewegung in den 1980er Jahren. Die Pershing I/IA (MGM-31A) war eine Kurzstreckenrakete mit einer Reichweite von ca. 740 km.

Der zweistufige, feststoffgetriebene, eigengelenkte Flugkörper hatte ein Trägheitsnavigationssystem auf Basis eines sogenannten „Stable Table“. Dieses wurde durch Kreiselsysteme während des ganzen Fluges stabilisiert und ermöglichte dem Bordrechner so die laufende Ermittlung der Position sowie die genaue Einhaltung der Flugbahn bis zum sogenannten „Punkt im Raum“. Dort erfolgte die Abtrennung des nuklearen W-50-Sprengkopfes, der in drei Varianten zur Verfügung stand (60 kt, 200 kt, 460 kt – entsprechend rund 5, 15, 35 Hiroshima-Bomben). Die Flugbahn wurde unmittelbar vor dem Start von einem Programmierstand am Boden in die „Guidance and Control Section“ (G&C) des Flugkörpers eingespielt und endete wenige Minuten nach dem Start mit Abstoßen des Gefechtskopfes, welcher auf einer ballistischen Bahn – mit Stabilisierung durch Eigenrotation – ins Ziel stürzte. Der Flugkörper wurde Anfang der 1960er Jahre in den USA von der Martin Marietta Corporation als Ersatz für die SSM-A-14-Redstone-Rakete entwickelt. Ab Mitte der 1960er Jahre gingen 79 Stück an die Bundesrepublik Deutschland und weitere 169 an die USA.

Pershing I waren auch in Südkorea stationiert. Die Ausbildung für I/IA wurde in Fort Sill / Oklahoma für die Bundeswehr durchgeführt. Im Gegensatz zum Nachfolgemodell Pershing II waren die Pershing I und IA rein ballistische Raketen. Die 79 deutschen Pershing I bzw. IA wurden von der Luftwaffe in zwei Geschwadern stationiert, in den Flugkörpergeschwadern (FKG) 1 in Landsberg am Lech und 2 in Geilenkirchen. Jeweils eine Staffel wurde in „QRA“-Bereitschaft (Quick Reaction Alert) gehalten. Da die Bundeswehr nicht über nukleare Waffen verfügen durfte, waren für die Pershing im Rahmen der nuklearen Teilhabe unter US-Bewachung stehende amerikanische Sprengköpfe vorgesehen.

Die QRAs waren so organisiert, dass es drei Launchpads gab mit jeweils drei Missiles, die sofort einsatzbereit waren. Die US-Bewachung erfolgte durch USA-Streitkräfte, die Montage der „Warheads“ wurde durch die Bundeswehr durchgeführt.  Die Pershing I wurden am Anfang auf Kettenfahrzeugen vom M474 transportiert, die späteren und verbesserten Pershing IA stützten sich auf einen Fuhrpark von Radfahrzeugen, welche eine bessere Mobilität ermöglichten.

Quelle: Wikipedia

Bausatz: Mit Modellen bzw. Bausätzen der Pershing I sah es bisher eher mau aus. Nun gibt es von der deutschen Firma 3D Druck Philipp Warstat einen Bausatz der Pershing I auf M474 Fahrgestell. Dieser wird in den Maßstäben 1/16, 1/35 und 1/72 angeboten. Ich stelle heute den 35er Kit vor.

Dieser wird in einem stabilen Karton geliefert mit einem ansprechenden Bild des Modells. Nach dem Öffnen sieht man die wohl verpackenden Bauteile, welche entweder in Polsterfolie oder Zipperfolien vereinzelt verpackt sind. Dazu befinden sich auch Material für die Scheiben, Decals und eine Bauanleitung im Lieferumfang. Damit liefert der Bausatz dem Käufer ein ansprechendes „Erlebnis“, welches somit dem höher angesiedelten Preis gerecht wird. Ein Thema, was durchaus nicht immer bei den derzeit zahlreich auf den Markt kommenden Firmen, welche sich der 3D Druck Technologie bedienen, gegeben ist. Insgesamt müssen bis zum fertigen Modell über 400 Teile zusammengebaut werden, wobei der weitausgrößte Teil davon auf die Einzelgliederkette fällt.

Typischerweise kann man aufgrund der Möglichkeiten durch das Drucken der Teile recht große Bauteile generieren. So ist das auch hier. Prominente Beispiele sind z.B. die Unterwanne des Trägerfahrzeugs. Diese ist nahezu komplett gedruckt mit Schwingarmen, Fahrerplatz und unterer Bugplatte. Die Unterwanne wird noch komplettiert mit der Oberwanne, der Bodenplatte des Transportraums und der Heckplatte. Das Laufwerk besteht aus den zehn Laufrollen, welche bereits fertig als Doppellaufrollen ausgeführt sind. Dabei sind die Außenseiten sehr detailliert, während die später schlecht einsehbaren Innenseiten keine Details aufweisen. Die Treib- und Leiträder sind auch bereits montagefertig vorhanden. Mehr Aufwand wird die Einzelgliederkette benötigen. Hier sind pro Seite 63 Kettenglieder zusammenzusetzen. Die einzelnen Glieder werden bereits versäubert und lose in einer Tüte geliefert und sind wie die Bolzen (zwei je Glied) mehr als ausreichend vorhanden. Damit kann man also die Ketten getrennt vom Laufwerk montieren und lackieren. Das beeindruckendste Bauteil des Modells ist sicherlich die Rakete, quasi die Raison d´etre des ganzen Systems. Stolze 29 cm misst sie zusammengebaut. Sie entsteht aus vier Bauteilen, wobei die Trennung dabei nahezu den Stufen folgt. Die Finnen sind ebenfalls dabei feste Bestandteile der Bauteile.

Die fertige Rakete ruht auf dem komplexen dreiteiligen Konstrukt, welches aus dem Unterwagen, den Oberwagen und dem Raketenhalter mit Starttisch besteht. Wie es scheint, kann man das ganze beweglich gestalten, sodass man theoretisch am fertigen Modell zwischen Transport- und Startstellung wechseln könnte. Die besagten Bauteile sind auch schon im Wesentlichen als komplette Baugruppen gedruckt.

Dem aufmerksamen Betrachter ist wahrscheinlich schon aufgefallen, dass einige Teile schon von der Stützstruktur befreit sind, während bei anderen dies noch durch die Modellbauenden zu geschehen hat. Ich vermute mal, dass dadurch einerseits der Platzbedarf in der Verpackung sinkt und gleichzeitig auch die Käufer sich über die wenigere Arbeit freuen. Im Großen und Ganzen ist wie schon geschrieben eine große Detailtiefe vorhanden. Ergänzen könnte man mit Unterstützung von Vorbildfotos vielleicht noch die eine oder andere Hydraulikleitung.

Anleitung/Bemalung: Im Lieferumfang befindet sich auch eine Bauanleitung, welche den Bau des Modells mit Hilfe von CAD-Zeichnungen recht übersichtlich zeigt. Gut finde ich auch die Teileübersicht am Anfang. Des Weiteren werden auch die Positionen der nummerierten Abziehbilder gezeigt. Farbangaben werden allerdings nicht gemacht.

Die beiden glänzend auf einem durchgehenden Trägerfilm gedruckten Decalbögen liefern die Möglichkeit, entweder ein nicht näher zugeordnetes Fahrzeug der US Army oder der Bundeswehr zu markieren. Dazu gibt es auch Elemente für das Instrumentenbrett des Fahrers und einige allgemeine Hinweismarkierungen. Wie schon geschrieben, müssen die einzelnen Bildchen randgenau ausgeschnitten werden. Für den Bau hilfreich sind auch die Farbbilder des fertigen Modells, welche sich auch in der Anleitung befinden.

Fazit: Dieser Bausatz ist sicherlich ein gutes bis sehr gutes Beispiel dafür, welche Möglichkeiten sich heute für die Modellbauenden durch die 3D-Druck Technologie ergeben. 3D Druck Philipp Warstat hat hier einen schönen Kit für die anspruchsvollen und auch mit einiger Erfahrung versehenen Modellbauenden geschaffen.

Erhältlich ist der Bausatz direkt beim Hersteller.

Sebastian Adolf, Wettstetten (Juni 2025)

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