Vorbild: Nach Erfahrungen aus dem Korea Krieg forderte das US-Militär die Beschaffung eines schwer bewaffneten Flugzeuges für Bodenangriffe. Heraus kam unter anderem die North American OV-10 Bronco. Ein Flugzeug mit Doppelleitwerkträgern, welches schwer bewaffnet war. In der großen Kabine war Platz für zwei Mann Besatzung. Dahinter konnten weitere Personen oder Verwundete mitgenommen werden. 1964 begann die Arbeit an der Bronco, 1968 wurden die ersten OV-10A nach Vietnam geschifft. Erst einmal nach Kriegsende außer Dienst gestellt, kam die Bronco zur Zeit des zweiten Golfkrieges wieder ins Gespräch. So wurde die Bronco A weiterentwickelt und führte zur OV-10 D. Der Hauptunterschied war ein länger vorderer Rumpf. In dem Bug wurde ein FLIR-und NOGS-System eingerichtet. (FLIR: Forward Looking Infrared) Also Nachtsichtgeräte. Als Antrieb fungierten zwei Turboprop Garrett T76-G-420/21 Triebwerke. Unten an dem Mittelrumpf waren zwei Ausleger, an denen links und rechts jeweils zwei 7,62mm-Maschinengewehre montiert waren. Unter dem hinteren Rumpf konnte bei Bedarf eine 20mm-Gatling-Kanone angebracht werden. Außerdem war die Mitnahme von Zusatztanks, Raketenwerfern und verschiedenen anderen Waffensystemen unter den Flügeln möglich. 1995 lief die Produktion aus.
Bausatz: Aufbauend auf den beiden 48er-Bausätzen der OV-10 liegt nun die N.A. OV-10D im Maßstab 1/72 vor. Sage und schreibe 265 Teile befinden sich an fünf Gussästen. Und die sind außergewöhnlich detailliert gefertigt. Da ich auch im Besitz der OV-10A im selben Maßstab bin, kann ich kundtun, dass z.B. das Cockpit für diese Variante neue Instrumente und auch Konsolen bekommen hat. Dass ein neuer Rumpf dem Bausatz beigelegt ist, dürfte selbstverständlich sein. Das Cockpit kann so wie es ist getrost aus dem Kasten gebastelt werden. Für die Instrumente gibt es Decals. Die Zugabe von Gurten hätte den Bausatz aufgrund der großen, gut einsehbaren Kabine noch weiter aufgewertet. Wer sie offen präsentieren möchte, muss an den Seitenteilen der Kabine, ab den hinteren Fenstern sägen. In der Windschutzscheibe muss noch vorsichtig die Zielanlage angebracht werden. Die Teile der Kabine sind wundervoll durchsichtig.
Die Fertigung der Hauptbaugruppen ist hervorragend. Sämtliche Landeklappen, Höhen- und Querruder sind einzelne Teile. So können diese in unterschiedlichen Positionen montiert werden. Fahrwerksschächte und die grazilen Fahrwerke sind dem Original entsprechend aufgebaut. Hier stimmt alles. An dem Mittelrumpf werden die Ausleger für die vier 20mm-MG befestigt. Im Bausatz befinden sich natürlich auch die FLIR- und NOGS-Systeme. Diese geben der OV-10D ihr typisches Erscheinungsbild. Sie wirkt noch aggressiver als die A. Auf keinen Fall vergessen, Gewicht in dem Bugraum einzubauen. Oben auf den Tragflächen können die kleinen Luftbremsen ausgefahren montiert werden. Für die Ausrüstung des Modells liegen dem Bausatz Teile für 100- bzw. 150-Gallonen-Zusatztanks bei. Außerdem gibt es zwei AU-10A, zwei LAU-68 und zwei LAU-69A Raketenwerfer.
Anleitung/Bemalung: In der Anleitung befinden sich Schablonen, aus denen man sich die Folien für die Masken herstellen kann. Auf dem Decalbogen sind Embleme von vier Maschinen des U.S. Marine Corps gedruckt. Auch die Warnfarben für die Propellerspitzen sind vorhanden. Ebenso Instrumente und Wartungshinweise. Und die Lauffläche auf den Flügel gibt es in zweifacher Ausführung.
Fazit: Man kann nur noch sagen: Bravo, ICM. Auf Grund der Aufteilung der einzelnen Teile für die Zelle ist der Bausatz aber nicht für Einsteiger geeignet.
Jürgen Bauer (März 2024)