Vorbild: Im Februar 1934 vergab das neugegründete RLM (Reichsluftfahrtministerium) einen Entwicklungsauftrag für ein Jagd- und Erkundungsflugzeug an die Unternehmen Arado, BFW (Bayrische Flugzeug Werke), Heinkel und Focke Wulf. In der Folge entstanden daraus die Ar 80, die Bf 109, die He 112 und die Fw 159. Letztere war ein Hochdecker und eigentlich ohne Erfolgsaussichten. Die Arado 80 schied beim Vergleichsfliegen im Februar / März 1936 aus und nur die He 112 konnte der Bf 109 gefährlich werden. Erstere wurde auch in Spanien erprobt und in einer kleinen Serie gebaut. Die Bf 109 V1 hatte mit einem Rolls-Royce „Kestrel“ II am 28. Mai 1935 ihren Erstflug. Das spätere Kennzeichen war D-IABI.
Die Bf 109 G-5 entsprach im Wesentlichen der Bf 109G-6, abgesehen von der hier installierten Druckkabine. Mit Einführung der MG 131 statt der MG 17 gab es links oben am Motorblock keinen Raum mehr für den Druckkompressor, welcher daher seinen Platz auf der rechten Motorseite fand und für die kleine Beule unterhalb der MG-Beule verantwortlich war. Gleich über der kleinen Beule befand sich der Lufteinlauf für den Kompressor. Die Beule für den Kompressor findet sich an Bf 109 verschiedener Varianten, obwohl dort überflüssig. Meistens fehlt dann aber der Lufteinlauf.
Einige Bf 109G-5 wurden zu G-5/AS bzw. G-5/R2/AS umgebaut, Der Rüstsatz R2 umfasste den Einbau einer GM1 Anlage, wobei die Druckgasflaschen im rechten Flügel verbaut wurden. Im Zuge der Umbauten entfiel bei einigen Maschinen das Druckcockpit. Die Bf 109G-5 konnte mit allen Rüstsätzen ausgestattet werden, die auch bei der G-6 Verwendung fanden.
Die Messerschmitt Bf 109G-6 ist die wohl bekannteste Version des meistgebauten deutschen Flugzeugs. Aufgrund der Anforderungen war man gezwungen in die kleine Zelle immer größere und schwerere Waffen einzubauen. Der Einbau der MG 131 im Rumpf an der Stelle der bisherigen MG 17 erforderte die für die G-6 und auch für die spätere G-14 so charakteristischen Beulen.
Bausatz: Eduard arbeitet sich Stück für Stück auch in 1/72 an der Messerschmitt Bf 109 ab. Inzwischen ist man im Bereich der G-5/G-6 angekommen. Dieser limitierte Bausatz enthält zwei Bausätze dieser Baureihen. Dazu findet man eine mehrfarbige 32-seitige Bau- sowie Bemalungsanleitung. Insgesamt befinden sich in dem Karton noch sechs graue Spritzlinge mit 286 Teilen, zwei klare Spritzlinge mit 54 Teilen, vier Decalbögen, drei Fotoätzteilbögen und gelbe Masken.
Viele Teile sind für andere Varianten, und sie wandern in die Restekiste. Die Abspritzung ist hervorragend, und die Details sind gut getroffen. Eingefallene Stellen oder Grat habe ich nicht gefunden. Der Bau beginnt bei dieser Gustav-Edition jeweils mit dem Cockpit. Hier gilt es einen Mix aus Fotoätz- und Spritzgussteilen zu verbauen. Es gibt die farbigen Instrumente und Sitzgurte. Sechs Bauabschnitte werden benötigt, um alles zu zeigen. Dabei muss man sich frühzeitig für eine G-5 oder G-6 entscheiden. Man kann auch zwei G-5 oder zwei G-6 bauen. Warum das Teil J6 aus Klarsichtmaterial besteht, das weiß wohl nur der Designer.
Vor dem Zusammenbau der beiden Rumpfhälften müssen noch die Teile für die MG-Öffnungen auf der Rumpfoberseite eingeklebt werden. Im Heck ist es die Halterung für das Spornrad und im Bereich der Kabine sind noch die Rumpfinnenseiten zu komplettieren. Im Heck ist das vordere Teil des Seitenleitwerks einzukleben.
Spannend ist die Konstruktion der MG-Läufe. Hier werden zwei Klarsichtteile (V2) benutzt. Das ermöglicht die Illusion von geöffneten Läufen… Das eigentliche Cockpit wird von unten im Rumpf eingeklebt. Schon sehr früh muss man sich bei der Montage des großen Lufteinlaufes für den DB605 für eine Trop-Variante entscheiden. Zwei Optionen gibt es bei den Auspuffkrümmern… Es gibt auch noch die Bleche für die Krümmer. Mit den großen Rumpfbeulen legt man sich auf die Variante G-5/G-6 äußerlich fest.
Alle Ruder haben scharfe Hinterkanten. Nur das Höhenruder lässt sich nicht angestellt anbauen. Die Vorflügel sind einzeln vorhanden. Beim Original waren sie am Boden zumeist ausgefahren.
An der Tragfläche ist das Pitotrohr anmodelliert. Es gibt aber noch jeweils ein Ersatzteil U64. Die beiden inneren Verkleidungen der Hauptfahrwerksschächte werden von innen eingeklebt. Dann folgen die beiden Tragflächenoberseiten. Die Nachbildungen der Kühler aus Metall werden vor der Montage der Verkleidungen angeklebt.
Das Fahrwerk ist sehr gut getroffen. Die Hauptfahrwerksräder haben ein kräftiges Profil. Das Spornrad ist einteilig. Die Luftschraube ist einteilig. Hier wird nur das Teil U13 verbaut.
Die Klarsichtteile verdienen ihren Namen. Hier wird der Kopfpanzer je nach Variante gekürzt oder unverändert eingeklebt. Die Kanzel kann auch geöffnet bleiben. Dann bleibt das detaillierte Cockpit sichtbar. Mithilfe der gelben Masken lassen sich die Klarsichteile sowie die Reifen abkleben.
Bei den Farben bezieht sich Eduard auf die Systeme von GUNZE. Die vier Decalbögen sind tadellos auf hellblauem Trägerfilm gedruckt. Für die Wartungshinweise gibt es jeweils einen Universalbogen.
Bemalungen:
- Bf 109G-5, WNr. 27119, gelbe 11, geflogen von Uffz Gerhard Kroll, Ofw. Friedrich Ungar, Fw Emil Hecker, 9./JG 54, Ludwigslust, Deutschland im Februar 1944;
- Bf 109G-5, WNr. 26082, weiße 12, Flg Victor Widmaier, 7./JG 11, Odenburg, Deutschland im Oktober 1943;
- Bf 109G-5/U2, WNr. 27112, schwarze Doppelwinkel, Maj Walther Dahl, Kommandeut III./JG 3, Bad Wörishofen, Deutschland im Dezember 1943;
- Bf 109G-5, WNr. 110047, weiße 1, Ofw Hanns-Werner Gross, 1./JG 300, Bonn-Hangelar, Deutschland im März 1944;
- Bf 109G-6, WNr. 20499, gelbe 1, Lt Erich Hartmann, Kommandeur der 9./JG 52, Neu Saporoschijie, Sowjetunion im Oktober 1943;
- Bf 109G-6, WNr. 20272, weiße 1, Obltn Heinrich Klöpper, Kommandeur der 7./JG 1, Rheine, Deutschland im November 1943;
- Bf 109G-6, WNr. 18502 oder 18503, Hptm Horst Carganico, Kommandeur der II./JG 5, Pskow-Süd, Sowjetunion Anfang 1944;
- Bf 109G-6 Trop, WNr. 27169, rote 14, Fw Heinrich Bartels, 11./JG 27, Kalamaki, Griechenland im November 1943;
- Bf 109G-6 Trop, weiße 10, Oblt Alfred Grislawski, Kommandeur 1./JG 50, Wiesbaden-Erbenheim, Deutschland im September 1943;
- Bf 109G-6, WNr. 18107, weiße 9, Uffz Georg Amon, 7./JG 53, Torazzo, Sizilien im Juni 1943;
- Bf 109G-6, WNr. 19456, weiße Doppelwinkel, Oberst Hannes Trautloft, Stab General der Jagdflieger, Sowjetunion im August 1943;
- Bf 109G-6, WNr. 163627, MT-437, Leo Ahoka, 3/HLeLv 24 der finnischen Luftwaffe, Lappenranta, Finnland im Juni 1944;
- Bf 109G-6, WNr. 163162, gelbe 0, 2a Squadriglia, 2 Gruppo Caccia der faschistischen Luftwaffe Norditaliens, Verona-Villafranca, Italien im Oktober 1944;
- Bf 109G-6, WNr. 161742, rtk Rudolf Bozik, Kombinierte Fliegereinheit im Slowakischen Nationalaufstand, Tri Duby Flugfeld, Slowakei im September 1944.
Fazit: Eduard liefert hier „DIE“ Messerschmitt Bf 109G-5/G-6 in 1/72 für den fortgeschrittenen Modellbauer ab. Beeindruckend sind die 14 attraktiven Bemalungsvarianten. Einem fortgeschrittenen Modellbauer ist der Bausatz sehr zu empfehlen!
Literatur:
Messerschmitt Bf 109 – F, G, & K Series
Jochen Prien & Peter Rodeike
Schiffer Publishing 1995
ISBN 0-88740-424-3
Messerschmitt Bf 109 – Einsatzmaschinen – Das Nachschlagewerk
Harald Helmut Vogt
VDM 2012
ISBN 978-3-86619-068-9
The Messerschmitt Bf 109 Late Series (F to K including the Z-Series) – A Complete Guide to the Luftwaffe’s Famous Fighter
Airframe & Miniature No. 11
Richard Franks
Valiant Wings Publishing 2017
ISBN 978-0-9957773-0-9
Volker Helms, Godern (Februar 2024)
„Warum das Teil J6 aus Klarsichtmaterial besteht, das weiß wohl nur der Designer.“
Na, da helfe ich doch gerne aus . . . DER Teil J6 ist der schwenkbare Teil der „normalen“ Cockpithaube, zumindest auf dem Gußast J des entsprechenden Bausatzes, welcher in meiner Schachtel drin liegt.
Ich verstünde noch die Frage nach Bauteil 3 am Gußast J, auch da kann ich helfen: Das ist jener Kopfpanzer, welcher bei den Ausführungen mit Druckkabine direkt hinten im Rahmen des schwenkbaren Teils der Cockpithaube montiert war. Diese Panzerplatte hatte zwei winzig kleine „Fensterchen“, die am Bauteil J3 auch klar zu erkennen sind. Nachdem dieser Bauteil am Transparenten Gußast drauf ist, braucht man diese kleinen Dreiecke vor dem Lackieren nur zu maskieren, man muß sich also nicht mit winzigkleinen Teilen abärgern, um diese „Gucklöcher“ erst in einen nicht transparenten Teil einzukleben. Die Lackiermasken der beiden Gucklöcher . . . ja, die fehlen allerdings.
Falls aber die Bauteile J16 gemeint sein sollten . . . nun, das sind die Positionslichter, und allgemein ist das sehr zu begrüßen, wenn solche auf dem transparenten Gußast drauf sind. Da gibt es Hersteller, welche ihre Pordukte um weit mehr Geld verkaufen, aber auf Positionslichter gerne „vergessen“.
Um es noch zu erwähnen: Seit gestern sind schon die neuen eduard-109er „Pt.2“ im Handel, mit den späten Ausfühungen der „Gustav“. L G
. . . ich glaube, ich habe das Rätsel um den „Bauteil J6“ gelöst . . . es dürfte sich in Wahrheit um Teil J8 handeln, habe ich recht? Der ist aus dem einfachen Grund am transparenten Gußast drauf, weil das die, durchs Cockpit (seltsam aber wahr!) führende, Spritleitung ist, in welche ein Schauglas eingearbeitet war, damit sich der Pilot jederzeit überzeugen konnte, ob/daß/wie (nämlich auch blasenfrei) die Spritzufuhr klappte. Diese geniale Lösung von eduard bedeutet für uns Modellbauer eine ziemliche Arbeitserleichterung (außer man legt keinen großen Wert auf solche Details).
Was ich allerdings noch immer nicht entdeckt habe, ist ein Gußast V mit transparenten MG-Läufen . . . ?
L G
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[…] Dies ist nun, nach Part 1, der zweite Teil der anspruchsvollen Modellreihe der Bf 109 in 1/72 aus dem Hause Eduard. Diese […]