Das Vorbild: Die 2cm Flak 38 war eine verbesserte Version der 2cm Flak 30, die von Rheinmetall-Borsig entwickelt und ab 1939 von der deutschen Luftwaffe und dem Heer eingesetzt wurde. Neben der regulĂ€ren Version, die mit Hilfe des SonderanhĂ€ngers 51 transportiert werden konnte, fand die Flak auch als Selbstfahrlafette auf Panzern (z.B. Pz I), Lkws (z.B. Opel Blitz) sowie gepanzerten SpĂ€hfahrzeugen (z.B. Sd.Kfz 251, Sd.Kfz. 10) Verwendung.

Der Bausatz: Seit mehr als einem Jahr boomt der grosse Maßstab 1:16. Trotz vergleichsweise hohen Bausatzpreisen und einem deutlich erhöhtem Platzbedarf fĂŒr die fertigen Modelle ist eine hohe Akzeptanz und auch Bedarf in der Modellbaugemeinde wahrnehmbar.

Mein österreichischer Modellbaukollege (Fertigungswerk16) hat sich bereits vor etlichen Jahren auf diesen Sektor spezialisiert, wobei er unter anderem auch die RC-Community im Fokus hat. Seine Modelle wurden zu Beginn als Resin BausĂ€tze und inzwischen als 3D-Druck BausĂ€tze angeboten, von denen ich bereits einige fĂŒr ihn gebaut und bemalt habe. In Bezug auf das Thema Waffen und GeschĂŒtze ist hier auch einiges zu finden, will man aber eine 2cm Flak 38 in diesem Maßstab bauen, konnte man bis Ende des Jahres 2023 lediglich darauf hoffen, den inzwischen sehr teuren Bausatz von Verlinden irgendwo im Internet aufzustöbern. Es gab zwar bereits den einen oder anderen Bausatz auf Basis des 3D Druckverfahren, wobei aber eine genauere Betrachtung zeigt, dass die Modelle nur sehr grob und eventuell von Hobbydesignern umgesetzt wurde.

Der Kleinseriensteller Customscale hat diese LĂŒcke erkannt und bietet inzwischen dieses GeschĂŒtz als erstes Modell seiner neuen Produktlinie im Maßstab 1:16 an. Beim Design hat man sich an einem der existierenden BausĂ€tze im Maßstab 1:35 orientiert und auf dieser Basis einen guten Bausatz realisiert, der auch schöne Details aufweist und das Original ansprechend wieder gibt. Das Ganze ist auch noch zu einem akzeptablen Preis erhĂ€ltlich.

Weil mich das Thema Flak und auch der Maßstab 1:16 ansprechen und ich einen direkten Draht zu Customscale habe, landete dieser Bausatz noch vor seiner Veröffentlichung auf meinem Basteltisch.

Nach der Begutachtung der Teile war ich zum einen sehr zufrieden, weil man hier solide Arbeit geleistet hat und zum anderen, weil der Zusammenbau wegen der ĂŒbersichtlichen Anzahl der Teile leicht von der Hand gehen sollte. Als Referenz kann ich das Heft won Wings & Wheels Publications wĂ€rmstens empfehlen, das zahlreiche Fotos mit Detailaufnahmen zum Thema 2cm Flak beinhaltet. Nahezu alle Fragen dazu werden darin unter Verwendung von perfekt restaurierten GeschĂŒtzen in Wort und Bild beantwortet.

Nach dem Abgleich des Bausatzes mit den Fotos vom Original habe ich dann doch einige Stellen gefunden, die man insbesondere in dem großen Maßstab noch besser darstellen kann und der Entschluss stand schnell fest: Dieses Modell verdient den Aufwand einer Optimierung!

Das Bauprojekt:

1. Die Lafettenbasis

Die Basis fĂŒr das GeschĂŒtz ist mit Ausnahme des Heckbereiches stimmig ausgefĂŒhrt. Das Heckteil ist etwas zu flach und zu lang und wurde daher entfernt und unter Verwendung von Plastik-Sheet neu aufgebaut. DarĂŒber hinaus habe ich noch die Kanten der drei Auflageteller durch Schleifen abgerundet, GussnĂ€hte ergĂ€nzt und kleinere Bereiche wie die FĂŒhrungen der Feststellschrauben sowie die beiden vorderen Bereiche fĂŒr die Aufnahme der Haken des AnhĂ€ngers optimiert.

2. Die 2 cm Waffe

Beim Vergleich des Bauteils vom Waffenschlitten mit der 2cm Waffe sind mir auch hier einige Bereiche an der Waffe, sowie dem Waffenschlitten aufgefallen, die entsprechend ĂŒberarbeitet wurden. Vieles davon ist vernachlĂ€ssigbar, aber zumindest die beiden Zurrhebel im vorderen Bereich sollte man ergĂ€nzen, da deren Fehlen am fertigen Modell deutlich sichtbar ist. Schließlich gönnte ich dem Teil noch eine wirklich sehr schöne MĂŒndungsbremse aus dem Hause Aber, die aus Metall gefertigt ist. Sicherlich kann man den Bereich auch mit einem Minibohrer optimieren, aber diesen Aufwand wollte ich mir ersparen.

3. Die Lafette

Bei der Lafette sind viele relevante Details zwar vorhanden, können aber noch verbessert werden. Darunter fallen unter anderem die Handgriffe der Höhen- und Seitenrichtanlage, die lediglich als Zylinder ausgefĂŒhrt sind. Ebenso habe ich die vier klappbaren seitlichen TragebĂŒgel und die beiden Arretierungshebel aus Plastik neu aufgebaut. Am Schutzschild fĂŒr den RichtschĂŒtzen fehlte der SicherungsbĂŒgel, der mit Hilfe von Draht ergĂ€nzt werden konnte. Eine besondere Freude hat mir die ErgĂ€nzung der Sicherungsbolzen mit den kleinen Ketten bereitet, da deren ErgĂ€nzung das Modell deutlich aufwertet.

4. Der Schutzschild

Beim Schutzschild sowie dem Haltekasten fĂŒr die Reservemagazine kann man noch FlĂŒgelmuttern bzw. HalbflĂŒgelmuttern ergĂ€nzen. Wie ich inzwischen feststellen konnte, gibt es diese auch fĂŒr den Maßstab kostengĂŒnstig im Zubehörhandel. Wer nicht nachsieht, den bestraft das Leben und so musste ich diese in Handarbeit neu erstellen, was nicht wirklich Spaß macht.

5. Das Visier

Auch vom Visier findet man sehr schöne Fotos vom Original in der Referenzliteratur, an der ich mich fĂŒr die Überarbeitung orientieren konnte. Wichtigster Aspekt dabei ist die ErgĂ€nzung des seitlich angebrachten Ausgleichsgewicht, das das Visierkorn stets in vertikaler Ausrichtung hĂ€lt.

Als letzter wichtiger Punkt habe ich noch das Netz fĂŒr den HĂŒlsenauffangkorb unter Verwendung einer passenden Gitterstruktur aus dem Hause Aber ergĂ€nzt. Wahrscheinlich existieren noch bessere alternative Materialien dafĂŒr, aber ich bin zumindest mit dem Resultat sehr zufrieden.

6. Die Bemalung

Wegen der Verwendung unterschiedlicher Materialien fĂŒr das Update (Resin, Plastik und Metall) wurde das nun fertig zusammengebaute Modell mit einer Grundierung Mr Surfacer Mahagony versehen. Auf Basis schlechter Erfahrungen habe ich die Metallteile noch mit der Metallgrundierung von Mr Hobby vorbehandelt um spĂ€ter das Risiko von Farbabplatzern soweit nur irgendwie möglich zu reduzieren.
Im Anschluss daran folgte ein Farbauftrag von Blue Grey von Vallejo mit Hilfe meiner bewĂ€hrten SprĂŒhpistole , wobei die nach oben gewandten Bereiche noch mit etwas hellerer Farbe behandelt wurden. Nach einer ausreichenden Trockenzeit wurde alles mit semi-mattem Klarlack von Ammo Mig versiegelt und so vor den nachfolgenden Washes mit Ölfarbe geschĂŒtzt. Ein Pin-Wash von Vertiefungen und um kleine Details mit dunkelgrauer Farbe und das anschließende Drybrushing mit heller Acrylfarbe verstĂ€rkte den plastischen Effekt des Modells.

Details am Visier, den Metallketten und die Kontrolltafel wurden noch gezielt farblich hervorgehoben und einige wenige Abnutzungsspuren und Kratzer insbesondere im Bereich der Lafettenbasis mit dunkelbrauner Farbe aufgetragen.

Mit Hilfe von braunen und hellbraunen Pigmenten konnte ich noch Dreck und Staub simulieren und das Projekt schließlich abschließen.
Zur Darstellung von abgefeuerten Granaten im HĂŒlsenauffangkorb wurde kurzerhand ein passendes Rundprofil in Messingfarbe lackiert und nach dem Zuschneiden von Abschnitten auf die korrekte HĂŒlsenlĂ€nge, diese im Körbchen platziert.

Fazit: Durch die ErgĂ€nzung einiger Details gelang es mir das bereits schöne Basismodell der 2cm Flak 38 von Customscale in ein echtes SchmuckstĂŒck zu verwandeln. Die Arbeit hat sich definitiv gelohnt und wer weiss, vielleicht nehme ich mir noch ein weiteres Modell vor, dass dann ohne Schutzschilde in der Farbe German Dark Yellow umgesetzt wird.

Gert Brandl, Berlin (Februar 2024)

Literatur: Wings & Wheels Publications, Flak 30 & 38, Issue R 061

2 Kommentare zu diesem Beitrag
  1. Werter Kollege Brandl,
    die Feinarbeit an diesem StĂŒck in allen Ehren (das muss mal einer zusammenbringen!), aber . . .
    . . . es heisst immer noch DER (Schutz-)Schild. Das Schild, das steht an der Strasse (Verkehrsschild), oder auch sonstwo (im Supermarkt als Hinweisschild, wo welche Waren zu finden sind). L G

    1. Lieber Herr Fitz,

      recht herzlichen Dank fĂŒr den Hinweis. Um ehrlich zu sein, war mir diese Differenzierung nicht bekannt
      und habe damit wieder etwas dazu gelernt. Ein Blick in den e-Duden hat ihre RĂŒckmeldung klar bestĂ€tigt.

      Liebe GrĂŒĂŸe nach Österreich
      Gert Brandl

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