Das Vorbild:

Der Ferret wurde ab dem Jahr 1949 als Nachfolger für den von der britischen Armee im Zweiten Weltkrieg verwendeten Daimler Dingo Scout Car entwickelt. Da die Firma Daimler Motor Company dieses erfolgreiche Modell entworfen und gefertigt hatte, wurde sie auch mit dem neuen Entwurf beauftragt. Der Ferret teilt viele gleichartige Charakteristika mit dem Dingo, der Innenraum wurde jedoch vergrößert und später ein Maschinengewehr-Turm eingebaut. Die Fertigung wurde etwa 1951 aufgenommen. Die ersten 100 Ferret erhielten noch ein Typenschild aus Bronze, danach wurde dieses durch eines aus Messing ersetzt. Später wurde dann ein Aluminiumschild verwendet. Im Kalten Krieg wurde der Ferret auf Grund seiner Wendigkeit bei der Mauerpatrouille von der Berlin Infantry Brigade eingesetzt. Der Ferret wird nicht mehr von den britischen Streitkräften genutzt, in einigen Staaten des Commonwealth ist er jedoch noch im Einsatz. Das Fahrzeug besitzt eine aus Panzerstahlplatten in einer Stärke von etwa 10 bis 18 Millimetern zusammengeschweißte Wanne. Die Motorabdeckung weist jedoch nur eine Stärke von ungefähr 4 Millimetern auf. Durch den Einbau von Motor, Getriebe, Antrieb und Wellen im Inneren des Ferrets ist es im Fahrzeug recht laut. Der Ferret verfügt über Allradantrieb und Reifen mit Notlauf-Eigenschaften („Run Flat“). An der Vorderseite sind sechs Wurfbecher (an jeder Seite drei) einer Nebelmittelwurfanlage angebracht. Der Treibstofftank fasst rund 100 Liter Benzin und ist zwischen dem Kommandantenplatz und dem Motorraum angebracht. Der Kraftstoffverbrauch auf der Straße ist mit rund 30 bis 50 Litern Benzin pro 100 Kilometer recht hoch. Das Getriebe ist ein Vorwahlgetriebe mit fünf Gängen, die Kupplung ist eine Flüssigkeitskupplung. Das Verteilergetriebe verteilt die Kraft gleichmäßig auf jede Seite. Die vorderen und hinteren Räder einer Seite sind ohne Ausgleichsgetriebe miteinander verbunden. Daher kann es beim Betrieb auf der Straße zu Verspannungen im Antriebsstrang kommen. Die Fahrtrichtung wird über ein Wendegetriebe gewählt, so dass die fünf Gänge sowohl in der Vorwärts- als auch in der Rückwärtsrichtung zur Verfügung stehen. Die Höchstgeschwindigkeit ist mit 93 km/h angegeben. Der Tacho hat jedoch lediglich eine Skalierung bis 50 mph (rund 80 km/h). Als Bewaffnung standen verschiedene in den britischen Streitkräften eingeführte Maschinengewehre zur Verfügung. So wurde das Kaliber .30 Browning MG, das Bren und später das GPMG eingesetzt. Die Besatzung verfügte über STEN- und Sterling-Maschinenpistolen, später dann auch das SA80-Sturmgewehr. Bei verschiedenen Varianten wurden Panzerabwehrlenkwaffen eingebaut. Hier wurden unter anderem die Vigilant und die Swingfire eingesetzt. Das elektrische Bordnetz verfügt über eine Spannung von 24 Volt Gleichspannung. Die anfangs eingebauten Gleichstromlichtmaschinen erbrachten einen maximalen Strom von 25 Ampere. Um ein weiteres Nachlassen der ohnehin geringen Leistungsfähigkeit im Leerlauf zu vermeiden, verfügen die Ferrets mit Gleichstromlichtmaschine über ein automatisch umschaltendes Getriebe für die Lichtmaschine. Zunächst waren die Ferrets noch mit VHF-Funkgeräten des Systems Larkspur ausgestattet, jedoch wurden die meisten in den 1970er-Jahren auf das damals moderne Clansman umgerüstet. Standardmäßig verfügt der Ferret über eine Bordsprechanlage, so dass sich Fahrer und Kommandant verständigen können.

Der Bausatz: Britische Radfahrzeuge werden im mehr zum festen Bestandteil der Firma Airfix. Das ist auch gut so, denn das Thema britische Radfahrzeuge ist lange Zeit von vielen Herstellern stiefmütterlich behandelt worden. Seit 1998 ist Accurate Armor so der einzige Ferret-Lieferant in mehreren Modellvarianten und damit das Maß der Dinge in Sachen Qualität und Detailtreue. Diese Modelle werden in Resinbauweise hergestellt und sind im höherpreisigen Bereich anzutreffen. 2023 ist Airfix auf den Zug aufgesprungen und liefert den Ferret Mk.2 nun in der Standardversion in Plastikspritzguss zu einem verbraucherfreundlicheren Preis um die 30 Euro.                         

Die Plastikteile sind auf 6 Spritzrahmen verteilt. Dazu gibt es noch einen Abziehbilderbogen und natürlich die Bauanleitung. Die Plastikteile sind sauber gespritzt und Nacharbeiten sind keine zu erwarten. Die Auswurfmarkierungen sind zwar reichlich vorhanden, befinden sich aber in nicht sichtbaren Bereichen. Die Klarsichtteile sind schlierenfrei und dienen der Beleuchtungseinrichtung des Fahrzeuges. Der Ferret fällt bei erster Betrachtung stimmig auf, doch tun sich schon einige Kritikpunkte auf. Die verwendete Materialstärke des Aufbaus kommt der Panzerung eines Sherman-Panzers gleich. Auch hat man bei einigen Teilen das Gefühl einer Modellbauzeitreise in die 80er Jahre. Vereinfachte Darstellungen, teilweise etwas klobiges Aussehen von Teilen. Dazu fallen speziell die überdimensionalen Zurrösen am Turm auf oder die etwas seltsam aussehende „Schippe“ an der Fahrzeugfront. Die Inneneinrichtung ist nur ansatzweise vorhanden, verfügt aber über das Larkspur und Clansman-Funkgerät. Hier ist der Einsatzzeitraum des Fahrzeuges entscheidend. Das Fahrwerk ist korrekt und erfreulicher Weise detailreich wiedergegeben. Die Bereifung hätte sich über die Dunlop-Beschriftung an der Flanke gefreut, wie auf dem Kartondeckelbild dargestellt. Das wäre jetzt aber ein Jammern auf hohem Niveau. Über einen Motor verfügt das Modell nicht. Hier und da werden sicherlich bald die Kleinserienhersteller für das nötige Material sorgen.

Der Bauplan:

Die 20-seitige Bauanleitung führt durch 98 Bauabschnitte. Hierbei darf man nicht erschrecken. Die einzelnen Bauabschnitte werden teilweise mit sehr wenigen Teilen abgehandelt.

Bei der Bemalungsanleitung bezieht sich Airfix auf den Farbenhersteller Humbrol. Die Abziehbilder sind sauber und randscharf gedruckt und ermöglichen den Bau von drei Varianten:

•West Germany, August 1961

•British Army Training Unit Suffield (BATUS), Canadian Forces Base Suffield, Alberta Canada,   1980s

•5th Parachute Brigade, British Army Overseas, Cyprus, 1974.

Die Farbangaben beziehen sich auf Mr.Hobby, Hobby Color, Humbrol und Tamiya.  

Fazit:

Groß waren die Erwartungen als es hieß: Airfix bringt den Ferret. Leider macht sich ein wenig Ernüchterung breit. Mit ein wenig mehr Recherche und Detailliebe wäre Airfix ein großer Wurf gelungen. Im Land des Ferrets, es existieren dort noch genug davon, hätte man sich noch einiges abgucken und maßstabsgerecht besser umsetzen können. Obendrein gibt es im Internet noch etliche Walk Arounds zu diesem Fahrzeug. Aufwertungssätze werden sicherlich Abhilfe schaffen, kosten aber auch ihr Geld. 

Zu beziehen ist dieser Bausatz im gut sortierten Fachhandel oder für Händler bei glow2b direkt.

Alexander Hilbig, Berlin (November 2023)

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