Das Original: Informationen zum Original kann man in meinem Baubericht zur Rheintochter II finden. In diesem Artikel hatte ich erwähnt, dass sich in meinem Fundus noch ein alter Bausatz der Rheintochter I im Maßstab 1:35 von der Firma Cromwell Models befindet, die ich auch noch bauen wollte.

Verwendete Materialien:
– Cromwell Models, Rheintochter, Bausatz Nr unbekannt
– Liang, Airbrush Stencil Wood Texture 1

Originale bzw. aus Originalteilen aufgebaute Rheintöchter gibt es noch in vier Museen zu sehen:

  • Steven F. Udvar-Hazy Center, USA
  • Deutsches Museum, München
  • Deutsches Technikmuseum, Berlin
  • RAF-Museum, Cosford

Das Bauprojekt:

Für die Umsetzung des Modells habe ich mich in diesem Fall an Fotos der im RAF Museum in Cosford ausgestellten Rheintochter orientiert, die ein sehr gut restauriertes Original zeigen.

In Bezug auf das Alter des Cromwell Models Bausatzes kann ich lediglich spekulieren und gehe davon aus, dass der Resin Bausatz älter als 25 Jahre sein dürfte. Ich habe diesen als Komplettbausatz inklusive der Startrampe auf Basis der 8,8cm Flak 41 Lafette von einem Bastelkollegen erhalten, der damals keine Erfahrung mit Resinbausätzen hatte.

Nach dem Öffnen der Schachtel, die etliche Jahre im hintersten Winkel meiner Sammlung verbracht hatte, musste ich mit Bedauern feststellen, dass die Qualität der Teile nicht mehr mit dem Standard von heute vergleichbar ist. Viele Teile der Startrampe waren inzwischen extrem verzogen, gebrochen und zum Teil auch mit Luftblasen übersät. Eine Restaurierung kam für mich in Bezug auf die zu investierende Zeit nicht in Betracht.
Also suchte ich mir alle Teile zum Bau der Rakete heraus und begann diese einer kritischen Begutachtung zu unterziehen. Auch hier musste ich feststellen, dass einige der Teile leicht verzogen und auch etlich Luftblasen vorhanden waren. Nach 1 Stunde, die ich mit Reparaturarbeiten verbrachte, lagen alle Teile zum Start des Bauprojektes in einem annehmbaren Zustand vor mir. Ein letzter Blick auf das Foto des Originales und ein Vergleich mit den Bausatzteilen hielt mich aber davon ab, sofort weiter zu machen. Die unteren Bereiche der vier Hauptflügel erscheinen beim Original etwas schmaler als die Bausatzteile.

Kurzerhand entschloss ich mich dazu die Bausatzteile einzuscannen und mit den Originalteilen abzugleichen. Die Winkel und Längen stimmten sehr gut überein, aber meine Vermutung wurde bestätigt, weshalb ich dann die Seitenkante um ca 1,5 mm im schrägen Verlauf zur oberen Ecke hin bei allen vier Flügeln einkürzte.

Nun konnte es mit der Grundierung aller Teile mit leicht verdünntem Mr Surfacer Black 1500 weitergehen. Danach erhielten die mit Metallleisten beplankten Bereiche ihre Farben in mattem Aluminium und die kleinen Antriebsdüsen des mittleren Segmentes mit Stahlfarbe aus dem Vallejo Farbsortiment. Bei den größeren Düsen der untersten Raketenstufe folgte ein Farbauftrag mit hochverdünnter seidenmatter schwarzer Farbe um einen metallischen Effekt zu erzeugen.

Die beiden Teile des Raketengrundkörpers wurden auch vorab schwarz grundiert und im Anschluss daran zur Vorbereitung des Farbauftrages auf Hochglanz poliert. Beim oberen Teil wurden dann die Farben in der Sequenz Chrom, Stahl, Rostschutzfarbe mit übernebeltem schwarz und Aluminium matt mit der Airbrush aufgesprüht. Beim unteren Teil kamen lediglich Aluminium matt sowie Rostschutzfarbe mit leichter schwarzer Übernebelung zum Einsatz.
Alles wurde dann mit dem guten Clear versiegelt und nach einem Tag Trockenzeit mittels Ölfarben (Washes und Pin-Washes) gealtert. Um den matten Charakter der Aluminiumteile weiter zu betonen, erhielten die entsprechenden Bereiche, nach dem Maskieren der anderen Flächen, einen finalen Auftrag mit transparentem Mattlack.

Text

Für die Gestaltung der Holzmaserung aller Flügel nutzte ich dieses Mal eine alternative Methode, bei der die Holzmaserung mit einer geätzten Schablonen aufgetragen wird.

Die Methode funktioniert nach dem Maskieren der Metallbereiche wie folgt:

1. Grundierung der Fläche mit Sand- oder Hautfarbe
2. Auftragen der Holzmaserung mit Hilfe der Sprühschablonen in einem mittleren Braunton
3. Auflockern der Holzmaserung mit brauner verdünnter Ölfarbe
4. Auftragen einer lasierenden Schicht Tamiya Orange Clear

Abschließend wurden Details noch mit Pin-Washes betont und nach einer angemessenen Trockenzeit alle Teile zum fertigen Modell zusammen gebaut.

Bei der Anordnung und Ausrichtung der Flügel habe ich mich am Foto des Originals orientiert und die Spitzen der beiden Aufnahmebereiche für die Leuchtkörper an zwei der mittleren Flügel noch mit roter Farbe bemalt.

Dann war sie endlich fertig – meine kleine Rheintochter I im Maßstab 1:35

Fazit: Auch aus etwas älteren Bausätzen kann man mit mit angemessenem Zeitaufwand und Geduld noch ein erstaunliches und überzeugendes Resultat erzielen. Zum Wegwerfen war mir der Bausatz einfach zu schade und die Mühe hat sich tatsächlich gelohnt.

Gert Brandl, Berlin (Oktober 2023)

2 Kommentare zu diesem Beitrag
  1. Gratuliere,
    auch dieses Modell ist wieder sehr gut gelungen. Der Aufwand war nicht gering, aber es hat sich gelohnt, wie man sieht. Übrigens: „übersäht“ tut im Auge weh . . . das h ist „flüssiger als Wasser“, nämlich überflüssig 😉 .
    L G

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