Vorbild: Der Name dieses Schiffes dürfte, als einziges Schiff der Bundesmarine, einem größeren Kreis von Personen recht bekannt sein. Taucht es doch immer wieder mal in den Nachrichten auf, da es nicht nur das Bundesmarineschiff mit der längsten Dienstzeit ist (Indienststellung 1958), sondern auch gerne dafür eingesetzt wird, um als Botschafter Deutschlands in ausländischen Häfen Flagge zu zeigen. Außerdem hebt sich so ein Großsegler von den üblichen, grau gestrichenen Marineschiffen deutlich ab und „macht ordentlich was her“ als Reminiszenz an die vergangene, große Zeit der Windjammer.

Der Namensgeber: Der Schriftsteller Gorch Fock (1880-1916), dessen eigentlicher Name Johann Wilhelm Kienau lautete, veröffentlichte 1913 sein bekanntestes Werk „Seefahrt tut not“. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges diente er anfangs bei der Infanterie, wechselte dann aber auf seinen Wunsch hin zur Kriegsmarine und war als Ausguck auf dem Kleinen Kreuzer SMS Wiesbaden eingesetzt. Dieses Schiff wurde in der Seeschlacht am Skagerrak (31. Mai/ 1. Juni 1916) zwischen der deutschen und der britischen Flotte versenkt, wobei Gorch Fock ums Leben kam. Einen Monat später wurde sein Leichnam an das Ufer der schwedischen Insel Stensholmenangespült, identifiziert und in einem Einzelgrab bestattet, das heute noch besichtigt werden kann.

Der Bausatz: Die Bausatzform ist erstmals 1989 neu auf den Markt gekommen und mittlerweile zum 5. Mal wieder aufgelegt worden. Wie üblich öffnet man sie seitlich. REVELL verlässt sich auf ein ruhiges Händchen des Modellbauers, statt wie einige Mitbewerber aus Osteuropa auf Nummer sicher zu gehen. REVELL hat den Bausatz in die mittlere Schwierigkeitskategorie „3“ eingereiht. Die Herausforderung beim Bau besteht bei Segelschiffen ohnehin eher in der Erstellung der Takelage, unabhängig vom Maßstab. Der Bausatz besteht aus zwei Gussästen, einem Rumpfteil, tiefgezogenen Segeln, Takelgarn und einem Papierbogen mit Fahnen.

Die Angaben zu den Abmessungen machen klar, dass man es mit einem mittelgroßen Modell zu tun hat, das in den meisten Vitrinen problemlos untergebracht werden kann. Das fertige Modell hat eine Länge von beinahe 27 cm, und auch die Höhe ist mit 16 cm überschaubar.

Die nahegelegte Bauabfolge entspricht der bei Schiffsmodellen klassischen Vorgehensweise: das Deck wird auf den Überwasserrumpf aufgesetzt, danach werden die Decksaufbauten komplettiert. Es folgt das Setzen der Masten mit den Rahen, das Hinzufügen der Segel, die aus einer vakuumgeformten Platte auszuschneiden sind, und dann folgt die Königsdisziplin: das Anbringen der Takelage.

REVELL bietet dem Modellbauer die Alternative: die „Gorch Fock“ entweder mit dem Unterwasserrumpf auf einem Ständer darzustellen oder als Wasserlinienmodell in ein Diorama einzusetzen.

Anleitung: Der in mehrfarbigen Druck ausgeführten Bauanleitung kann man uneingeschränkt das Attribut „hervorragend“ zugestehen. Sie führt in insgesamt 13 Schritten auf 12 Seiten zum Erfolg. Die einzelnen Bauabschnitte sind dabei nicht überfrachtet, sondern zeigen klar, welches Teil, wo zu verbauen ist.

Fazit: Dieser Bausatz weiß zu gefallen. Für einen geübten Modellbauer läuft die Sache durch die hervorragende Bauanleitung wie ein Länderspiel. Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass Anfänger oder Wiedereinsteiger besser erst mal einen kleineren Maßstab oder ein weniger kompliziertes Modell wählen sollten, bei dem das Weglassen des einen oder anderen Seils nicht so auffällt. Von meiner Seite aus zeigen beide Daumen nach oben.

Dieter J. Schiller, Uwe Christiansen (Oktober 2023)

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