Das Original: Basierend auf dem Chassis des leichten Anhängers Ah. a1 existierten diverse alternative Aufbauten, die insbesondere von der deutschen Luftwaffe eingesetzt wurden. Das Prinzip dabei war einfach: Ein einachsiger Rahmenaufbau wurde so konzipiert, dass dieser zum einen schnell aus standardisierten Teilen zusammengebaut werden konnte, aber zum anderen auch Aufnahmeoptionen für unterschiedlichste Aufbauten und Verwendungszwecke ermöglichte. Für den Zug und Einsatz im Gelände gab es neben einer regulären Ausführung mit Gummibereiften Rädern auch Vollstahlräder.

Auf der Internetseite Kfz der Wehrmacht sind davon 32 Varianten aufgelistet, wobei ich darüber hinaus noch zwei weitere Anhänger aufspüren konnte (Stromversorgungsanhänger für die V2/A4 und LF-Anhänger für V2/A4). Eine davon ist der sogenannte Motorenanwärmer 38, mit dessen Hilfe über flexible größere Schläuche, warmluft in die Motorengondeln und Cockpits von Flugzeugen eingeblasen werden konnte. Im Prinzip kann man sich das Ganze als großen mobilen Fön vorstellen, der natürlich insbesondere in kalten Gegenden zum Einsatz gelangte.


Das Bauprojekt: Bereits seit geraumer Zeit versuche ich die diversen Anhängervarianten als Modell umzusetzen, wobei ich mich in erster Linie den Ausführungen widme, von denen ich ausreichend Referenzmaterial finden konnte oder deren Umsetzung im Modell mit vertretbarem Aufwand möglich ist.

Beim Chassis selbst war die Umsetzung relativ einfach, denn es existiert davon eine entsprechende technische Dienstvorschrift mit diversen Abbildungen und genauen Abmessungen (D. (Luft) T.8204). Auf dieser Basis habe ich eine entsprechende Maßstabszeichnung erstellt, mit dessen Hilfe ich das Chassis in 1:35 bauen konnte.

Alle Teile, mit Ausnahme der Räder, wurden unter Verwendung von Evergreen Plastikplatten oder -Profilen erstellt. Die Umsetzung selbst war, mit Ausnahme der Aufnahmebereiche für die Achse, vergleichsweise einfach.

Masterteile für das Chassis Ah. a1

Nach Fertigstellung der Masterteile habe ich alle in Resin abformen lassen, um diese Teile auch künftig für die weiteren Varianten des Anhängers nutzen zu können. Unter Verwendung des Teilesatzes war es mir dann möglich, ein erstes komplettes Chassis zu bauen.

Eine aus meiner Sicht besonders interessante Kombination mit diesem Chassis war der Motorenanwärmer 38. Da ich die Form besonders ansprechend fand, mir aber auch durch den Kopf ging, dass man diesen eventuell auch in den für Flugzeugmodellbauer interessanten Maßstäben, 1:48 und 1:72 umsetzen könnte. Beim Recherchieren im Internet war die Freude zunächst riesig, denn ein entsprechender Bausatz wird bereits von Bolddivision unter der Artikelnummer 35006 angeboten.

Ein erster Blick auf die einzelnen Teile erwies sich dann jedoch als Enttäuschung denn Sebastian Debold, dessen Bausätze ich sehr schätze, ist hier anscheinend einer optischen Täuschung aufgesessen. Er hat bei seinem Bausatz den Kaminartigen Aufbau leider kreisrund umgesetzt. Wenn man tief genug im Internet sucht, kann man sehr schöne “Walk-around” Fotos von diesem Anhänger finden, die klar zeigen, dass der “Kamin” eine ovale Form aufwies. Darüber hinaus entsprechen auch die beiliegenden Teile für die Räder nicht dem Original und es fehlen auch die klappbaren Holme an der Zugstange. Zusätzlich habe ich noch Fotos von einem Restaurierungsprojekt gefunden.

Motorenanwärmer 38

Was nun? Ich wollte diesen Anhänger unbedingt umsetzen und hatte neben diversen Aufnahmen des Originales im Einsatz auch noch die tollen Fotos vom Walk-Around. Relativ schnell war dann der Entschluss gefasst, den Aufbau neu zu gestalten. Um alles möglichst exakt zu realisieren und mir die Formen doch recht komplex erschienen, habe ich einen Bastelkollegen gebeten unter Verwendung meiner Referenzen, ein entsprechendes 3D Modell zu erstellen. Mit diesem Design ist es problemlos möglich, selbst kleinste Nieten Millimeter genau zu platzieren und somit perfekte Geometrien zu erhalten. Mit hohem Aufwand ist dies wahrscheinlich auch mit der herkömmlichen “Scratch-Methode” machbar, aber einmal vertan und man fängt von vorne an. Beim 3D Design, korrigiert man einfach den Fehler in der Datei und kann sofort weiter machen.

Nach knapp einem Monat und etlichen Anpassungen standen mir dann alle entsprechenden Dateien zur Verfügung, um diese im 3D Druckverfahren reproduzieren zu lassen.

Besonders wichtig war mir dabei das Bedienfeld für den Motorenanwärmer so umzusetzen, dass man dieses im offenen oder geschlossenem Zustand bauen kann. Außerdem habe ich für die Räder sowohl die Gummi- wie auch die Stahlreifenvariante berücksichtigt.

Die Modelle:

  1. Modell in 1:16

Als Probelauf habe ich einem Bastelkollegen in Österreich angeboten, das Modell im Maßstab 1:16 zu realisieren. Die Dateien waren schnell per Mail übermittelt und knapp zwei Wochen später habe ich die von ihm selbst gedruckten Teile erhalten, wobei er aber die für die Räder und das Chassis, unter Verwendung meiner Maßstabszeichnung neu erstellen musste.

Die einzelnen Teile wurden dann nur noch von den Stützästen befreit und an einigen Stellen verschliffen, um diese dann zu dem entsprechenden Modell zusammenbauen zu können.

Die Bemalung erfolgte mit Tamiya und Vallejo Farben wonach das Modell noch etwas gealtert wurde . Außerdem habe ich noch kleine Placards erstellt und diese zusammen mit weiteren kleinen Details wie Ketten und der Elektroleitung für das Rücklicht angebracht.

Da alles problemlos und nach Plan verlief, ging es nun weiter mit dem Modell im Maßstab 1:35.

2. Modell in 1:35

Den Druck der Teile in 1:35 habe ich bei einem Profi in Auftrag gegeben. Es handelt sich dabei um die ungarische Firma SBS, die neben diversen Bausätzen anderer Hersteller auch eine eigene Produkt Linie anbietet, wobei es sich in erster Linie um Update Sets für den Flugzeugmodellbau im Maßstab 1:48 handelt. Der Druck ist zwar alles andere als billig, aber Qualität hat eben ihren Preis. Die Teile sind absolut perfekt und weisen keinelei der für 3D Druck typischen Rillen auf den Oberflächen auf. Hier mussten die Teile lediglich von den Stützästen befreit und die Ansatzflächen durch leichtes Verschleifen versäubert werden.

Wie auf Fotos des Originales erkennbar, gab es in Bezug auf die Orientierung des Aufbaues beide Varianten. Auf einigen Fotos kann man klar erkennen, dass der “Kamin” zur Zugstange zeigte, in anderen befand er sich jedoch auf der abgewandten Seite. Diese Variante habe ich im Maßstab 1:35 entsprechend umgesetzt und dabei auch das Bedienfeld im geöffneten Zustand realisiert.

Die Anzeigen wurden gemäß Originalaufnahmen mit generischen Abziehbildern versehen und erhielten noch einen Tropfen Klarlack um das Glas zu imitieren. Ebenso habe ich noch kleine Abziehbilder für die Beschriftung der Anzeigen angebracht. Bei den Räder habe ich mich noch umentschieden und die Stahllaufräder angebracht, die insbesondere in verschneiten Regionen genutzt wurden.

Neben den obligatorischen Placards brachte ich mit Hilfe der Airbrush auf den beiden Seitenwänden noch eine weisse, runde Kennung entsprechend Vorlagefotos mit der Aufschrift 8 km an.

Der Motorenanwärmer wurde in graublauer Farbe lackiert und dann, nach Auftragen einer Schicht Haarspray, mit weißer Farbe übernebelt die nach kurzem Antrocknen wieder fast völlig mit einem nassen Pinsel entfernt wurde. Nach ausreichender Trockenzeit folgten Pin-Washes, Filter und Alterungen mit Öl- und Enamelfarben. Den Abschluss bildete das Verstauben mit Pigmenten, wonach der Anhänger zusammen mit einer passenden Figur eines Luftwaffenmechanikers mit einem MG-13 auf der Schulter, in Szene gesetzt.

3. Modell in 1:48

Da ich mit dem Bau beider Modelle wirklich Freude hatte, wollte ich den Motorenanwärmer noch in den Maßstäben 1:48 und 1:72 realisieren. Weiter ging es daher mit dem Maßstab 1:48. In diesem Fall konnte ich auf die Druckdateien für den Aufbau 1:35 und für das Chassis vom Maßstab 1:16 zurückgreifen. Die Dateien wurden an SBS mit der Bitte verschickt, alles auf 1:48 zu verkleinern.

Die Teile erwiesen sich erneut als teuer, aber perfekt und konnten problemlos in kurzer Zeit zusammengebaut werden. Da ich dieses Modell in sandgelber Farbe lackieren wollte, habe ich alle Teile zunächst mit rostroter Farbe grundiert und einem schwarzen pre-shading unterzogen.

Das grundierte Modell in 1:48

Nach einer ausreichenden Trockenzeit wurde sandgelbe Farbe von Tamiya mit Hilfe der Airbrush aufgetragen und alles mit Klarlack versiegelt. Danach erhielt das Modell die obligatorischen Behandlungen mit Filtern, Pin-Washes, Chips und Highlights. Auch hier ergänzte ich kleine Kettchen, Leitungen und Placards sowie eine leichte Staubschicht in den unteren Bereichen.

Das fertige Modell wurde dann noch mit einer sehr schön gemachten Pilotenfigur aus dem Hause ICM auf einem Holzsockel kombiniert.

4. Modell in 1:72

Den Abschluss bildete das Vorhaben im Maßstab 1:72. In diesem Fall musste ich jedoch umdisponieren, da die Dateien für das Chassis nicht für einen 3D Druck geeignet waren. Die Teile wären unverändert einfach nicht druckbar. Kurzerhand habe ich mich daher dazu entschlossen, den Maßstabsplan auf 1:72 zu skalieren und dann die Teile für das Chassis “auf die alte Art und Weise” aus Plastikprofilen zu erstellen. Beim Aufbau konnte ich aber erneut die Druckdatei verwenden, wobei in diesem Fall alle separaten Teile zu einer Gesamtdatei zusammengefügt wurden. Damit besteht der Aufbau nur aus einem einzigen Teil, das auch wieder von SBS gedruckt wurde. Im Unterschied zu dem Modell in 1:48 erhielt diese Ausführung die Gummiräder ohne Abdeckblenden.

Der Zusammenbau und die Bemalung unterschied sich für den Zwerg vom Vorgehen nicht von den Modellen in den anderen Maßstäben, wobei aber der Zeitbedarf deutlich geringer ausfiel.

Damit auch dieser Motorenanwärmer schön präsentiert werden kann, habe ich mir eine passende Mechanikerfigur aus Resin von CMK gekauft und beides auf einem kleinen Holzsockel arrangiert.

Als Untergrund kam Milliput mit echten Steinchen aus dem Eisenbahnbedarf und kleinen Grasbüscheln aus dem Miniatur-Sortiment zum Einsatz.

Fazit: Das gesamte Vorhaben hat mich inzwischen mehr als 1 Jahr beschäftigt, aber letztendlich freut es mich zu sehen, dass man mit 3D Design tatsächlich vier verschiedene Maßstäbe angemessen bedienen kann. Eine Umsetzung der vier Modelle auf die herkömmliche Art und Weise (alle Teile mit Handarbeit zu erstellen) hätte einen deutlich höheren Aufwand zur Folge gehabt.

Gert Brandl, Berlin (März 2023)

2 Kommentare zu diesem Beitrag
  1. Werter Modellbaukollege,
    ich – als reiner “Flugzeugspezialist” dieser Epoche – kann nun wirklich nicht mitreden, was technische Fakten dieses Heizwägelchens betrifft . . . aber diese Aussage “Der Druck ist zwar alles andere als billig, aber Qualität hat eben SEINEN Preis.” bestreite ich entschieden, denn DIE Qualität läßt sich nicht so mir nichts, dir nichts, in einem lapidaren Satz das Geschlecht umwandeln. Schon im wirklichen Leben ist eine Geschlechtsumwandlung eine höchst komplizierte, langwierige, psychologisch begleitete und zuletzt chrirurgische Angelegenheit höchster Präzision (noch präziser als der wirklich gut gelungene Bau dieser Modelle)! Solch eine Geschlechtsumwandlung per Tastatur vorzunehmen, ist a) zwar vordergündig möglich, aber b) dilettantisch und c) einfach nur falsch. Schade um den ansonsten guten Artikel. L G

    1. Hallo Peter,
      trotz Gegenlesen des Artikels ist uns dieser Fehler durchgerutscht, wurde aber natürlich sofort korrigiert.

      Danke für den Hinweis
      Gert

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