Das Vorbild: Die 8,8cm Flak 36/37 ist eine der bekanntesten Waffen des zweiten Weltkrieges und wurde auf deutscher Seite sowohl als Flugabwehrgeschütz, wie auch zur Bekämpfung von Erdzielen eingesetzt. Vom Vorläufer Modell Flak 18 unterschied sich diese Waffe durch eine modifizierte Kreuzlafette, die auch nicht mehr mit dem Sd.Ah. 201 sondern mit dem Sd.Ah. 202 transportiert wurde. Außerdem versah man die Waffe mit einem dreiteiligen Rohr, das damit leichter ausgewechselt werden konnte. Die Flak 37 entsprach weitestgehend der Flak 36, war jedoch mit einem verbesserten Zielübertragungssystem ausgestattet.
Eine gut eingespielte Mannschaft war in der Lage 15 – 20 Schuss pro Minute abzufeuern, womit diese Waffe insbesondere für alliierte Piloten eine ernsthafte Bedrohung darstellte.
Der Bausatz: Der erste Bausatz einer 8,8cm Flak 36/37 wurde der Modellbaugemeinde im Jahre 1972 von der Firma Tamiya beschert. Bis zum Erscheinen entsprechender Bausätze von der Firma Dragon von denen der erste im Jahr 2005 erschien, existierte keine alternative Option. Kurz vor Jahresende 2022 gibt es nun auch weitere Firmen wie Border und Trumpeter, die sich der Flak angenommen haben.
Die große und stabile Stülpbox ziert eine annehmbare farbige Zeichnung des Geschützes mit der Bedienungsmannschaft, die aus sechs Figuren besteht. Wenn man diese öffnet sieht man, dass die Box mit insgesamt neunzehn Gussästen aus grauem Plastik randvoll gefüllt ist. Darüber hinaus befinden sich darin ein Metallrohr, zwei Messingzylinder für die Rohrausgleicher, eine Messingkette, eine kleine Platine mit Ätzteilen und acht Vollgummireifen.
Die Aufteilung sieht dabei wie folgt aus:
A2: Mittelsegment für Kreuzlafette
C (2x): Kleinteile inklusive Granaten
D (4x): Teile für Kabeltrommeln
H (2x): Teile für Sonderanhänger 202
J (2x): Teile für Sonderanhänger
R: Teile für das Geschütz
S: Teile für das Geschütz
U: Teile für Schutzschild
V: Hauptteile der Kreuzlafette
Z: Kleinteile für Kreuzlafette
A: Teile für Figuren
B: Teile für Figuren
C: Zurüstteile für Figuren
Die einzelnen Teile für die Kreuzlafette weisen zwar nicht so scharfe Details auf, wie die von Dragon, jedoch wurde an alles gedacht und dabei sogar die Druckluftleitungen und die Verriegelungen für die Haken nicht vergessen, die die Lafette sicher mit den Sonderanhängern verbinden. Ein Vergleich mit Zeichnungen vom Original belegt, dass Trumpeter hier wirklich gut recherchiert hat. Für die Räder liegen Reifen aus Gummi bei, die sicherlich nicht bei allen Modellbauern mit Beifall begrüßt werden. Man kennt das Problem mit den Weichmachern, aber dafür existieren ja auch Optionen, dass dies nicht auftritt.
Auch die Teile für das Geschütz beeindrucken, jedoch sieht man relativ schnell, dass der Name für den Bausatz irreführend ist, denn es liegen lediglich Teile für das Zielübertragungssystems 37 bei, weshalb die Option des Baues einer Flak 36 gar nicht möglich ist.
Ein absolutes Novum für mich ist die Darstellung der Bodenplatten für die 8,8cm Granaten mittels slide-mold Technologie, womit der Zündstift in der Mitte des Bodenstücks ausgeformt werden konnte. Endlich kann man sich damit die Fummelei ersparen, ein entsprechendes Ätzteileplättchen aufzukleben.
Sehr schön ist auch die Idee, ein sehr schön geformtes Metallrohr und Messingteile für die Rohrausgleicher beizulegen. Leider handelt es sich aber bei dem Rohr um die einteilige Ausführung der Flak 18, die für diesen Bausatz ungeeignet ist. Hier hat Trumpeter anscheinend auf ein vorhandenes Rohr zurückgegriffen, das hier nicht passt.
Die sechs Figuren der Bedienmannschaft sind eine nette Bereicherung, bei genauerer Betrachtung muss man aber feststellen, dass Trumpeter hier noch einiges an Erfahrung sammeln muss, um mit der Qualität mitzuhalten, die man von Tamiya, Dragon oder Miniart kennt.
Die Posen der Figuren sowie die Qualität der beiliegenden Ausrüstungsgegenstände machen einen guten Eindruck, aber die Details und Gravuren der Uniformen wirken verwaschen, die Oberflächen körnig und unfertig. Schade, denn damit hätte man im Vergleich zu Dragon und Tamiya wirklich punkten können.
Die Bauanleitung: Als Bauanleitung liegt ein sechzehnseitiges Heft im Format DIN A4 bei, das über 24 Baustufen sicher durch den Bauprozess führt.
Für die Bemalung des Modells und der Figuren findet man zwei separate Blätter, die auf die Farbpaletten von Mr. Hobby, Acryvision, Vallejo, ModelMaster, Humbrol und Tamiya verweisen.
Für Markierungen des Geschützes liegt ein Bogen mit Abziehbildern bei, die die Gestaltung unterschiedlicher Geschütze ermöglichen. Dabei umfassen die Möglichkeiten der Farbgestaltung alle erdenklichen Einsatzgebiete von Afrika über Ostfront hin bis zur Westfront. Neben den obligatorischen Abschussringen hat man auch an Abschusssymbolen wie Panzer, Schiffe oder Flugzeuge gedacht.
Fazit: Trumpeter ermöglicht mit seinem neuen Bausatz der 8,8cm Flak aus meiner Sicht eine echte Alternative zu dem neuen Bausatz von Border Models. Dragon bleibt weiterhin ungeschlagen, was die Feinheiten und Details sowie die Figuren betrifft. Einziger Minuspunkt ist aber das Metallrohr, das in der falschen Ausführung beiliegt.
Dennoch ein annehmbares Preis Leistungs Verhältnis und daher Daumen hoch.
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Gert Brandl, Berlin (Dezember 2022)