Vorbild: Die Konstruktion der Bell AH-1 Mitte der 1960er Jahre und ihr Einsatz im Vietnamkrieg stieß in der Sowjetunion die Entwicklung eines speziellen Kampfhubschraubers an. Michail Mil begann zügig mit der Arbeit, die nach seinem frühen Tod von Marat Tischtschenko fortgesetzt wurde. 1967 erhob sich dann der erste Prototyp W-24 in die Luft. 1972 erschien die einsatzfähige VMil-24A Die Nato gab dem neuen Helikopter die Bezeichnung „Hind“ (Hirschkuh). Die erste Variante hatte eine große kastenförmige Kabine für eine Dreimannbesatzung. Von Anfang an war der Hubschrauber als fliegender Schützenpanzer konzipiert. Neben der schweren Bewaffnung, die sich an den beiden großen, nach unten geneigtem Flügel befand, war mittig eine Kabine vorgesehen, in der acht voll ausgerüstete Soldaten Platz fanden. Diese konnte unter den Schutz der Waffen des Hubschraubers ins Gefecht geflogen werden. Die frühen Einsätze in Afghanistan zeigten die Schwäche der Hind A. Besonders anfällig für das Feuer der Mudschahedin war der fast ungeschützte Bugbereich mit der großen „Gewächshauskabine“. So erhielt das Nachfolgemuster Hind-D einen völlig neuen Vorderrumpf mit einem Zweimanncockpit. Kugelförmige Kanzeln boten nun Platz für einen Bordschützen vorne und dem Piloten hinten. Als interne Bewaffnung wurde anstelle eines einfachen Maschinengewehres ein vierläufiges Rotations-MG JakB 12,7 in einer schwenkbaren Gondel unter dem Kinn angebracht. Für den Waffensystemoffizier standen weiterhin alle möglichen Raketenwerfer und panzerbrechende Waffen zur Verfügung. Im Laufe der Jahre wurde immer weiter an Verbesserungen gearbeitet. Aber die furchteinflößende Silhouette der Maschine blieb immer die gleiche.
Bausatz: Trumpeter liefert hier ein Modell der zweiten Generation des Hubschraubers aus. Der schöne, stabile Stülpkarton enthält sechs Gussrahmen mit ca. 210 Einzelteilen. Dazu kommt noch eine kleine Messingplatine, auf der sich die Scheibenwischer und der Einstiegstritt befinden, Abziehbilder und eine s/w-Anleitung.
Am Anfang geht ein großes Kompliment an den Hersteller für die Ausstattung des Cockpits. Die Armaturenkonsolen, der seitliche Bereich sowie der Boden und die Sitze sind vom Feinsten. Die Sitze lagern auch korrekt auf verstellbaren Schienen. Sichtoptik, Steuerelement und weitere Konsolen sind vorhanden. Der Decalbogen liefert die benötigten Instrumente.
Die beiden Rumpfhälften verfügen ebenfalls über feinste Gravuren sowie die dem Original entsprechenden Nietenreihen. Allerdings ist das Innere der Mannschaftskabine nur teilweise für eine offene Gestaltung geeignet. Anstelle der nötigen Struktur an den Rumpfwänden findet man leider große Auswerferringe, die unbedingt überarbeitet werden sollten. Die Vorder- und Rückwand gehen in Ordnung. Die Sitzbänke sollten genau wie das Cockpit mit Gurtzeug versehen werden. Etwas „Gerödel“ kann wegen dem Einblick in den Bordtechnikerbereich auch nicht schaden.
Der Cockpitbereich kann natürlich offen gezeigt werden. Die Kabinenteile sind glasklar. Die Rahmen zeigen die Prägung von feinsten Nieten.
Die Fahrwerksschächte sind wiederum gut detailliert. An den beiden Triebwerkseinläufen werden die mehrteiligen Schutzhalbkugeln angebaut. Es folgen der markante Turm unter dem Bug für die Laser-Zieloptik und die Kamera. Alle diese Teile sind hervorragend detailliert. Auch das JakB MG entspricht dem, was aus Plastik machbar ist.
Die Rotoranlage ist gut durchdacht. Am Anfang des Rotorkopfes sind schon Teile der Blätter angegossen. Die weiteren sollen dann an den unteren schon befestigten Teilen angeklebt werden. So ist die Bruchgefahr an den Rotorstangen minimiert. Es folgt der Heckrotor, der Anbau der Einstiegstüren für die Kabine, natürlich mit eingesetzten Fenstern. Die gesamte Rotoranlage kann einfach nur auf den Triebwerksgehäuse gesteckt werden. Das erleichtert zukünftige Transporte.
Für die Aufhängungen an den Stummelflügeln gibt es vier drahtgelenkten Panzerabwehrlenkraketen Nudelman 9M17P „Falanga-PW“ und vier B-8W-20-A-Raketen-Rohrstartbehälter mit je 20 ungelenkten Luft-Boden-Raketen S-8. Die Rohre sind offen dargestellt. Wahrscheinlich sind sie auch im Slide-Mold-Verfahren gefertigt. Zum Schluss wird noch das Warnsystem, der IRCM Jammer, auf den Rumpf angebracht.
Anleitung/Bemalung: Die s/w-Bauanleitung ist Trumpeters alte Schule, aber genau und übersichtlich. Ein Farbblatt, das eine sowjetische und eine polnische Mil 24D zeigt, liefert Angaben in folgenden Systemen: Mr. Hobby, Acrysion, Vallejo, Model Master, Tamiya und Humbrol.
Der kleine Decalbogen hat neben den Kennungen auch ein paar Wartungshinweise zu bieten, die aber etwas verschwommen gedruckt sind.
Fazit: Insgesamt ein guter Bausatz der frühen Variante der Mi-24. Der Preis schlägt aber etwas auf das Gemüt.
Jürgen Bauer, Berlin (Juli 2022)