Heute mal eine etwas andere Art des First Looks
Rigging (Verspannung) womit?
Ich wurde schon des Öfteren gefragt, welches Material sich für die Verspannung gerade für Flugzeuge des Ersten Weltkrieges eignet. Die Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten. Zwei Faktoren sind dabei zu beachten.
- Der Maßstab
- Handelt es sich um ein kontinentales oder britisches Flugzeug?
Über eine Sache sollte man sich generell im Klaren sein. Den korrekten Durchmesser der Original Spanndrähte wird man in den gebräuchlichen Maßstäben 1/32 bis 1/72 nicht wirklich erreichen.
Manche Modellbauer verzichten deshalb sogar auf das Rigging ab dem Maßstab 1/72, weil die Drähte eigentlich nicht mehr zu sehen wären. (Noch schlechter sieht es im Schiffsmodellbau aus. In 1/350 wären die Antennendrähte etc. kaum noch sichtbar, und bei 1/700 eigentlich gar nicht.)
Handelt es sich um ein britisches Flugzeug, kommt eine weitere Schwierigkeit hinzu. Die englischen Konstrukteure haben für die wichtigsten Verspannungen keine verdrillten Drähte genommen, sondern Flachstangen aus Stahl. Das hatte folgende einfache Bewandtnis: Durch das starre Material kam es zu weniger Verwindungen und Schwingungen bei einer gleichbleibenden Spannung. Die Firma Wingnutwings hatte sowas aus Elastan für britische Flugzeuge von EZ Line im Angebot, aber wie ja bekannt, scheint sich WNW in Insolvenz zu befinden, und liefert das Produkt nicht mehr.
Wie man sieht, wird es bei der Verspannung also immer ein Kompromiss zwischen Realität und modellbauerischer Freiheit bleiben.
Viele nehmen einfach Nähgarn zur Darstellung, ist dieses Material doch günstig überall zu bekommen. Nachteil ist allerdings, dass das Garn zu dick ist und sich schlecht spannen lässt. Außerdem hängt es schnell durch, und franst immer ein wenig aus. Besser ist es, mit sogenannten elastischen Fäden zu arbeiten. In fast jedem Wollshop oder Kurzwarengeschäft gibt es sogenannten elastischen Beilauffaden, diesen allerdings oft nur in transparent. Auf so einer Rolle sind im Schnitt 200 m. Der Durchmesser beträgt 0,5 mm. Bei 1/32 und 1/48 mag das ja noch gerade so gehen, aber für 1/72 ist das definitiv zu dick. Auch soll nicht verschwiegen werden, dass diese Fäden nicht ganz rund sind, sich dafür aber gut für englische Maschinen eignen.
Manche nehmen auch gerne Angelsehne, welche aber nicht elastisch sind. Welche Möglichkeiten gibt es noch? Hier hat der Zubehörhandel aber Abhilfe geschaffen. Empfehlenswert sind die Produkte von Uschi van der Rosten und Infini Model (Axels Modellbau Shop). Ganz billig ist der Spaß allerdings nicht. 45 Meter kosten um die 12 Euro. Ich arbeite hauptsächlich mit dem Material von Uschi, werde aber bei Gelegenheit auch die Produkte von Infini ausprobieren, da es hier sogar die Stärke Ultra Fine (0,048mm) gibt, welches sicher an 1/700er Schiffsmodellen super aussieht.
Dank der unterschiedlichen Stärken sollten sich auch Spannschlösser und Ringbolzen an den fliegenden Drahtverhauen gut einsetzen lassen.
Hier die drei Produkte der Firma Uschi van der Rosten. Jeder Artikel wird auf einer Metallspule geliefert, und hat 45 Meter Länge.
Wie im Vergleich zu sehen ist, ist dieses Material wirklich dünn.
Fazit: Empfehlenswert für alle, die Wert auf eine feine Verspannung legen.
Zu beziehen direkt beim Hersteller oder einigen Modellbaushops.
Jürgen Bellenbaum, Dallgow-Döberitz (Juli 2022)
Hallo Freunde,
Infini und Uschi bieten in etwa das Gleiche: 45m – ca. 12€. Infini empfiehlt z.B. 0,55 für 1:72. Der Vorteil liegt in der Dehnbarkeit. Durch entsprechendes Ziehen erreicht man unterschiedliche optische Effekte und der Faden bildet an der Tragfläche in einen spitzen Winkel. Bei den Ätzteilen von Eduard für die Fokker E.III kann man ihn gut durch die winzigen Spannschloßösen fädeln. Für Jagdflugzeuge WK I m.E. die beste Wahl.
Aus dem Bereich Kurzwaren bietet Madeira Monifil mit No.40 einen Polyesterfaden in Rauchgrau. Hier erhält man 1000m für ca.6€. Der einzige Wermutstropfen ist, dass der Übergang an der Tragfläche etwas rund ausfällt. Für größere Wk I Flugzeuge zu empfehlen.
LG Jürgen