Das Vorbild: Die Entstehungsgeschichte der Pak 36 begann bereits im Jahr 1928 als 3,7 cm Tak (= Tank Abwehrkanone). Ein wesentlicher und leicht erkennbarer Unterschied zur späteren Pak bestand darin, dass die Waffe noch mit Speichenräder ausgestattet war, da zu dieser Zeit der Zug von leichten und schweren Geschützen im Wesentlichen noch mittels Pferden stattfand.

Die Weiterentwicklung zur 3,7 cm Pak unter Ausstattung mit Stahlrädern erfolgte 1934 bei der Firma Rheinmetall. Für die Waffe existierten alternativ panzerbrechene Munition, Explosivgeschosse gegen Infanterie sowie Hartkerngeschosse gegen Panzer.

Erste Einsätze erfolgten im Spanischen Bürgerkrieg, in dessem Verlauf sich die Pak sehr gut gegen die dortigen, nur relativ leicht gepanzerten Fahrzeuge bewähren konnte. Der Entwurf stellte sich zu dieser Zeit als so erfolgreich heraus, dass die Pak in diverse Länder exportiert und in Japan sogar unter Lizenz als Typ 97 nachgebaut wurde. Auch in Rußland fand die Waffe Anwendung, wobei der entsprechende Lizenznachbau an den Speichenrädern erkennbar ist.

Mit dem Auftreten besser gepanzerter alliierter Panzer ab 1940 waren jedoch die Tage der 3,7cm Pak gezählt. Während des Unternehmens Barbarossa, in dessen Verlauf die Pak den neuen russischen T-34 und KW-I Panzern gegenüber stand, wurde sie schließlich als „Panzeranklopfkanone“ verspottet. Mit der Einführung der Stielgranate 41, die als Hohlladungsbombe über das Rohr gesteckt verschossen wurde, war es für kurze Zeit möglich, der Waffe wieder erneut Bedeutung zu verleihen, da somit auf 300 m eine Panzerung bis 180 mm durchschlagen werden konnte,

Die Produktionszahl der Waffe wird auf ca. 15 000 Stück beziffert und fand als KwK 36 auch als Hauptwaffe des Pz III Verwendung.

Foto: Bundesarchiv

Das Bauprojekt: Vor mehr als 15 Jahren hat die Firma Dragon die 3,7 cm Pak 36 als Bausatz auch im großen Maßstab 1:6 veröffentlicht. Das daraus entstehende Modell gab die wesentlichen Elemente des Geschützes recht gut wieder und ermöglichte es sogar Teile des Hauptschutzschildes und des unteren Frontschildes, mit Hilfe von Scharnieren klappbar zu gestalten. Ebenso war es möglich, die beiden Spreizholme in Fahr- oder Feuerposition beweglich umzusetzen und den Verschlussblock offen oder geschlossen darzustellen. Insgesamt kann das Modell auf den ersten Blick als gut in Bezug auf Umsetzung betrachtet werden, was insbesondere bei den Sammlern in Kombination mit entsprechenden Figuren aus dem Hause Dragon / DID große Akzeptanz fand. Neben dem Plastikbausatz wurde diese Pak dann auch noch als Fertigmodell unter dem Label CyberHobby mit und ohne Figuren angeboten.

Seit etlichen Jahren plante ich es, einen dieser Plastikbausätze zu bauen bzw. zu überarbeiten, scheiterte aber immer wieder daran diesen irgendwo aufzutreiben. Vor kurzem gelang es mir dann endlich eine bereits fertig gebaute Pak über die bekannte Auktionsplattform mit dem Slogan „3,2,1 – meins“ für knapp 50 Euro zu ergattern. Das hört sich nicht unbedingt nach einem Schnäppchen an, jedoch muss man dabei wissen, dass die Bausätze oder Fertigmodelle in der Regel nicht unter 100 Euro angeboten werden. Der Grund für das vergleichsweise günstige Angebot war, dass ein Seitenteil des Schutzschildes abgebrochen war und die Munitionsbehälter und Granaten fehlten. Da ich aber sowieso beabsichtigte, das Modell zu überarbeiten, sollte dies für mich kein Problem darstellen.

Nach Erhalt des riesigen Modells, das in einer entsprechend großen Kiste angeliefert wurde, musste ich die Pak natürlich sofort einer genaueren Begutachtung unterziehen. Dabei stellte es sich dann heraus, dass es sich nicht um ein gebautes und schön bemaltes Modell, sondern um ein bereits fertig lackiertes Fertigmodell von CyberHobby handelte. Der kleine aber dann doch relevante Unterschied besteht darin, dass bei diesen Fertigmodellen kein herkömmliches Plastik Verwendung fand, wie wir es von den regulären Plastikbausätzen gewohnt sind sondern eine besondere eher flexible schwarz durchgefärbte Plastikart, die dadurch deutlich schwieriger zu bearbeiten ist und auch nicht problemlos verklebt werden kann. Das sollte sich aber erst im Rahmen der Umbauaktivitäten herausstellen.

Bilder des ursprünglichen Original Modells

Als nächstes stöberte ich im Internet solange herum, bis ich einen entsprechenden Bauplan für das Modell fand, mit dessen Hilfe ich das Modell vorsichtig wieder in seine einzelnen Komponenten zerlegen konnte. Mit einem Skalpell, etwas Gewalt und viel Mut schaffte ich es letzten Endes die wesentlichen Hauptgruppen bzw. sogar einzelnen Teile ohne größere Schäden wieder voneinander lösen zu können.

Im Internet findet man inzwischen ausgezeichnete Fotos von mehreren Museumsexponaten wovon einige sogar als virtuelle Besichtigung im Sinne eines Walkaroundes angeboten werden. Darauf sind nahezu alle Details bis zur letzten Schraube erkennbar und es konnte nun mit dem Bauvorhaben losgehen.

  1. Das Rohr und der Rohrschlitten

Originalteile des Modells

Am Bausatzteil des Rohres befanden sich deutlich sichtbare Gußnähte, die durch vorsichtiges Schleifen entfernt wurden. Die beiden Öffnungen im seitlichen hinteren Bereich wurden durch Plastikprofile verschlossen und danach die Übergänge verschliffen. Um das Rohr noch etwas weiter aufzuwerten, habe ich mich dazu entschlossen im vorderen einsehbaren Bereich des Laufes die Felder und Züge durch 0,25 x 0,5 mm Plastikstreifen darzustellen.

Felder und Züge im Rohrlauf

Beim Vergleich des Rohrschlittens mit den Originalaufnahmen der Waffe fällt sofort auf, dass hier einige Schrauben und kleine Details fehlen die jetzt ergänzt werden konnten. Im Gegensatz dazu findet man am Bauteil der Rohrwiege diverse Nieten und Details, die aber alle komplett falsch sind und daher entfernt werden mussten. Nach vorsichtigem Schleifen der seitlichen Flächen ging es dann damit weiter die einzelnen Nieten und Details neu und korrekt zu erstellen. Die halbkugelförmigen abgeflachten Nieten fertigte ich aus dickeren kleinen Plastikscheiben an, die durch entsprechendes Schleifen in die korrekte Form gebracht wurden. Auf beiden Seiten sieht man am Original im vorderen Bereich zur Frontplatte dreieckige Plättchen mit einer Halterung für die Schrauben an der Frontplatte. Auch diese wurden jetzt aus Plastik nachgebildet. Hier hat Dragon anscheinend nicht genau hingesehen, denn diese Details wurden völlig falsch interpretiert. Zusätzlich findet man beim Bauteil auf beiden Seiten zwei dieser dreieckigen Halterungen, obwohl sich davon nur eine auf der rechten Seite befand. Die zweite Halterung auf der linken Seite diente zur Befestigung eines Hakens den es auch aus Plastik neu zu erstellen galt.

Als weiteres fehlendes Detail findet man beim Original eine Schiene mit Schlitten auf der rechten Seite im hinteren Bereich. Der Schlitten ist nun beweglich gestaltet und konnte mit einer maßstabsgetreuen Kette gesichert dargestellt werden.

Besonders daneben lag Dragon bei der Gestaltung der vorderen Abschlussplatte. Hier stimmt so gut wie nichts. Das Teil wurde daher völlig neu aus Plastik aufgebaut und ergänzt.

Weitere Ergänzungen fanden im hinteren Bereich der Waffenwiege und dem Prallschild für die Munition statt. Hier ist noch besonders hervorzuheben, dass das Originalteil der Rohrhalterung deutlich zu lang ist und daher der Bereich direkt unter dem Ende des Rohres mit einer Säge abgetrennt werden musste.

Im letzten Schritt für diesen Bauabschnitt stand die Optimierung des Verschlussgehäuses und des Verschlussblockes an. Obwohl die beiden Teile sogar beweglich und funktionell ausgeführt sind, war hier extremer Umbauaufwand notwendig. Es musste hier jedoch ein Kompromiss zwischen Aufwand und Ergebnis gewählt werden, da nur durch eine komplette Neuerstellung der Verschlussteile eine gute Übereinstimmung mit dem Original erzielt werden könnte.

Demzufolge habe ich mich dazu entschlossen, soviel wie möglich unter Nutzung der vorhandenen Teile anzupassen. Die wichtigsten Änderungen dabei waren:

– Verschließen und Verschleifen von Klebefugen
– Kürzen des hinteren unteren Bereiches des Verschlussgehäuses
– Ergänzung diverser Details auf beiden Seiten des Verschlussgehäuses (weißes Plastikmaterial)
– Anpassung des Verschlussblockes durch Abschrägen im hinteren unteren Bereich und Entfernen eines
schrägen Bereiche im rechten vorderen Bereich.
– Abwinkeln des Hebels zum Öffnen und Schließen des Waffenverschlusses

Schließlich war es möglich alle überarbeiteten Teile neu zusammen zu setzen und das Ergebnis zeigt, dass sich der Aufwand gelohnt hat.

Fertig überarbeitete Waffe der 3,7cm Pak



Weiter geht es mit dem Teil 2 des Bauberichtes, bei dem ich mich der Lafette gewidmet habe.

Gert Brandl, Berlin (Mai 2022)

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