ICM packt in diesem Kit-Set Modelle zusammen, die auch zusammen gehören: Eine OV-10A Bronco, eine O-2A Skymaster und Figuren, um ein kleines Vietnam-Flugplatzdiorama zum Leben zu erwecken. Die zwei Flugzeugmodelle sind auch von ICM einzeln erhältlich. Schauen wir uns die einzelnen Bausätze nacheinander im Detail an – los geht’s mit der OV-10A:

Vorbild: Die North American Rockwell OV-10 Bronco ist ein von zwei Turboproptriebwerken angetriebenes zweisitziges leichtes Beobachtungs-, Angriffs- und Transportflugzeug mit Kurzstart- und Landeeigenschaften. Hauptnutzer waren die US Air Force, die US Navy und das US Marine Corps. Als Nachfolger der O-1 und O-2 Skymaster erwarb sich die Bronco schnell einen guten Ruf als wendiges Beobachtungsflugzeug mit hevorragender Rundumsicht und der Fähigkeit, von Straßen in Frontnähe operieren zu können.

Mit ihren Bordwaffen und Raketen wurde sie oft zur Luftnahunterstützung eingesetzt und war daher ein willkommener Anblick für Truppe unter Feuer. Auch die CIA nutzte das Muster gern für nicht ganz so offensichtliche Missionen. Exportkunde war auch Deutschland, wo die Maschinen als Träger für Schleppziele bei Schießübungen verwendet wurden.

Bausatz: ICM liefert hier einen detaillierten Bausatz für die Bronco ab, die bisher in 1/48 nur mit Uralt-Bausätzen aus den 60er Jahren abgedeckt war. Es wurde Zeit. Die Detaillierung im eher weichen Plastik ist vorbildlich, man bekommt feine Gravuren und versenkte sowie erhabene Nietreihen.

Alle Steuerflächen und Landeklappen sind separate Bauteile und lassen sich mit etwas Modifikationsaufwand ausgestellt darstellen. Die Detaillierung im Cockpit ist OK – bestimmt gibt es hier bald sowieso reichlich Zubehör von den üblichen Verdächtigen aus der Tschechischen Republik.

Die Bronco ist wie ein Gewächshaus und lebt von ihren großen Glasflächen. Die Klarteile sind auch wirklich klar und ermöglichen den ungestörten Blick auf all die Mühen, die man sich mit dem Cockpit gegeben hat. Für alle, die sich keinen Maskensatz leisten wollen, gibt es in der Bauanleitung die gedruckten Umrisse der Masken zum Selberschneiden. Oder Schneidplotten, wenn man das kann.

Ein Bronco wäre nichts ohne ordentlich Zuladung – und da hat ICM nicht gespart. Mit im Kit sind diverse Raktenwerfer (LAU-10, LAU-33, LAU-68, LAU-69A) sowie Bomben mit und ohne Verzögerungssatz und verschiedenen Zündern (Mk-77, Mk-81, Mk-82) enthalten.

Anleitung/Bemalung: Die Anleitung führt übersichtlich durch den Zusammenbau. An Bemalungsvarianten sind fünf verschiedene Maschinen in grün und grau möglich, wobei Nr. 4 und 5 die gleiche Maschine zu unterschiedlichen Zeitpunkten und mit leicht verändertem Farbschema wiedergeben.

  1. OV-10A, 155471, Light Attack Sqn. 4 (VAL-4), ‘Black Ponies’, Binh Thuy, 1971
  2. OV-10A, 155456, Marine Observation Sqn. 6 (VMO-6), Quang Tri, 1969
  3. OV-10A, 67-14649, 20th Tactical Air Support Sqn., Da Nang, 1972
  4. OV-10A, 155416, Marine Observation Sqn. 2 (VMO-2), Da Nang, 1969
  5. OV-10A, 155416, Marine Observation Sqn. 2 (VMO-2), Da Nang, 1970

Fazit: Es wurde Zeit, dass für dieses vielleicht etwas exotische Flugzeug ein aktueller Kit auf den Markt kommt. ICM hat ganze Arbeit geleistet und gibt uns einen schön detaillierten Kit mit interessanten Bemalungsvarianten, dem es an nichts fehlt. Vielleicht nicht der erste Kit für den blutigen Anfänger, aber für alle anderen empfehlenswert!

Die Cessna O-2A hat Steffen Arndt bereits im November 2020 für uns ausgepackt – seinem Bericht ist nichts hinzuzufügen:

Vorbild: Die Cessna O-2 ist ein zweimotoriges Militärflugzeug des US-amerikanischen Flugzeugherstellers Cessna Aircraft Company auf Basis des zivilen Modells 337 „Skymaster“. Aufgrund der Erfahrungen während des Vietnamkriegs bestand für die USAF ein Bedarf an kleinen Flugzeugen für den Fliegerleitdienst, wobei diese Maschinen neben dem Piloten mit einem so genannten Forward Air Controller, dem Beobachter, besetzt werden sollten. Nicht zuletzt sollten diese Flugzeuge die inzwischen veralteten Cessna O-1 Bird Dog ersetzen. Um die Kosten einer Neuentwicklung zu sparen, suchte man für diesen Zweck nach einem geeigneten Serienprodukt. Ende des Jahres 1966 fiel die Wahl auf die Cessna 337 Skymaster.

Äußerlich unterschied sich die O-2 (das O steht für das englische Wort Observation = Beobachtung) von der 337 lediglich durch zusätzliche Fenster für den Beobachter sowie die vier an den Tragflächen angebrachten Träger für Außenlasten. An diesen Trägern konnten Leuchtkörper, leichte Waffen oder Raketen angebracht werden. Im Gegensatz zur zivilen Variante waren die O-2 mit für die damalige Zeit äußerst modernen Funk- und Navigationsanlagen ausgestattet.

Die vollständige Bezeichnung der Standardversion dieses Flugzeuges, von der insgesamt 501 Exemplare an die US-amerikanische Luftwaffe und Anfang 1970 12 Stück an die iranische Luftwaffe geliefert worden sind, lautete O-2A. Die US-amerikanische Luftwaffe stellte ihre letzten O-2 in den 1980er-Jahren außer Dienst.

Für die psychologische Kriegsführung wurden 31 Maschinen mit je drei 600 Watt leistenden Audio-Verstärkern, Richtlautsprechern sowie einer Abwurfvorrichtung für Flugblätter ausgestattet. Diese als zivile Cessna 337 gebauten Flugzeuge erhielten die Bezeichnung O-2B. Ferner waren diese nicht mit den Zusatzfenstern für den Beobachter versehen.

Unter der Typenbezeichnung Cessna 348 (militärisch: O-2T) absolvierte im Herbst 1969 ein mit zwei Turboprop-Triebwerken der Baureihe Allison 250 von je 317 WPS ausgerüsteter Prototyp seinen Erstflug. Die Leistungsdaten dieser als Feuerleitflugzeug geplanten Version waren entsprechend verbessert. Abgeleitet von der O-2B sollte daraus die Serienversion O-2TT mit verlängertem Rumpf (9,85 m) und größerer Tragfläche (Spannweite 13,11 m / Flügelfläche 18,81 m²) entstehen, die jedoch nicht realisiert wurde. Bis zum Ende der Produktion im Jahre 1980 wurden von Cessna insgesamt 513 Militärversionen gefertigt.

Bausatz: Nachdem Roden bereits die O-1 in 1/48 herausgebracht hatte, erwartete man vom ukrainischen Hersteller auch das Nachfolgemodell, zumal dieses in 1/32 bereits vorliegt. Mit ICM kam dem jedoch ein anderer Hersteller zuvor und nach der Qualität den letzten Bausätzen von ICM ist dies nicht unbedingt ein Nachteil. Im stabilen weißen Karton, der wie immer mittels eines farbig bedruckten Stülpdeckels vervollständigt wird, finden sich zwei grauen und ein klarer Spritzling. Decals und die Bauanleitung runden ICMs Angebot an den Modellbauer ab. Die Qualität der Plastikteile ist ausgezeichnet. Es gibt kaum Grat und die Gravur ist scharf und gleichmäßig.

Die Aufteilung des Rumpfes ist klassisch in linke und rechte Hälfte. Analog gilt dies für die horizontal aufgeteilte Tragfläche. Die beiden vertikal geteilten Leitwerksausleger werden in diese eingeklebt. Das gut einsehbare Cockpit ist recht ansprechend gestaltet, scratch oder mit Hilfe des Zubehörmarktes geht hier aber noch mehr. Der Motor ist nur als Relief dargestellt, allerdings auch nur durch die kleinen Lüftungsöffnungen in der Front sichtbar. Dies ist also ausreichend. Die Klarteile werden von innen eingeklebt. Hier muss man entsprechende Vorsicht walten lassen. Trotzdem ist auf eine gute Verklebung zu achten, damit die Scheiben beim Maskieren nicht in das Modell gedrückt werden. Auf der letzten Seite der Bauanleitung gibt es ein Muster für das Schneiden der Masken, sehr löblich. Die Inneneinrichtung ist übrigens rein militärisch. Außerdem ist der Bausatz mit dem rechtsseitigen Beobachterfenster in der Tür versehen. Eine offene Darstellung der Türen ist nicht vorgesehen.

Nicht ganz optimal ist die Abspritzung der Hauptfahrwerksschwinge gelöst. Diese ist sehr eng auf der Innenseite mit sechs Angüssen versehen und so nur sehr schwer ohne Beschädigung aus dem Gießrahmen zu entfernen. Ich habe mir Ersatz in Messing von Aerocraft Models besorgt. Aus Stabilitätsgründen ist dies sicher nicht notwendig, auch wenn man im Bug etwas Ballast vorsehen sollte – die Bugfahrwerksstrebe liegt jenem Satz übrigens auch bei.

Am Flügel sind von den Steuerflächen lediglich die Querruder separat zu befestigen. Diese sind in Neutralposition vorgesehen. Trotzdem ist der gesamte Aufbau mit dem Leitwerk und Abstrebungen nicht gerade trivial, die Bauschritte 51 bis 69 sind dafür vorgesehen. Anschließen kann man sich noch für eine Bewaffnungsoption entscheiden. Trotzdem macht der Bausatz den Eindruck, dass es wenig Probleme mit der Ausrichtung geben wird.

Anleitung/Bemalung: Der Decalbogen von ICM ist recht klein, enthält jedoch viele Wartungshinweise. Ein Hersteller ist nicht angegeben, also muss man abwarten, wie sich diese Decals verhalten. Der optische Eindruck ist jedenfalls sehr gut. Vier Bemalungsvarianten lassen sich mit diesen Nasschiebebildern darstellen drei grau-weiße Maschinen und ein schwarzes Vorbild. Leider gibt es keine (gar keine) Informationen zu den Vorbildern. Weitere gibt es z.B. in den Sätzen von Caracal oder AoA Decals.

  1. Cessna O-2A Skymaster, USAF, Bu.No. 21407; hellgrau/weiß (kleines Känguru rechts und links am Bug), grüne Leitwerksspitzen
  2. Cessna O-2A Skymaster, USAF, Bu.No. 10868; hellgrau/weiß
  3. Cessna O-2A Skymaster, USAF, Bu.No. 11053; hellgrau/weiß
  4. Cessna O-2A Skymaster, USAF, Bu.No. 418; mattschwarz über alles mit roten Wartungshinweisen und Einsatzmarkierungen am linken Bug.

Fazit: ICM bringt der Modellbaugemeinde hier ein nettes kleines Modell der O-2 Skymaster. Man hätte sich wünschen können, dass die Türen separat und komplett klar abgespritzt worden wären. Aber vielleicht ist das für die Preisklasse dann auch zu viel verlangt. Es ist jedenfalls erfreulich, dass die Skymaster jetzt als moderner Bausatz vorliegt.

Als Dreingabe legt ICM dem Kit einige Figuren für Piloten und Bodencrew bei.

Die Figuren verfügen über gute Details, auch wenn sich die Gesichter manchmal doch etwas ähnlich sehen. Ein guter erster Schritt für ein Landefelddiorama sind sie aber allemal.

Fazit: Diese Bausatz-Combo ist ein schönes Set und enthält detaillierte Bausätze für einige Klassiker der modernen Fliegerei – abseits der Jets. Die Figuren sind ein gern genommener Bonus. Für Fans der Fliegerei nach 1945 und Vietnam-Experten ein Muss.

Christian Höcherl und Steffen Arndt, Berlin und Barsinghausen (März 2022)

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