Vorbild: Bei dem Daimler Dingo handelte es sich um ein gepanzertes Radfahrzeug, das auf englischer Seite im zweiten Weltkrieg für Aufklärungszwecke eingesetzt wurde.
Von dem Spähfahrzeug existierten 5 verschiedene Varianten, die sich nur geringfügig voneinander unterschieden:
- Mk I Basis Ausführung, alle Räder lenkbar, Schiebedach
- Mk IA Klappdach
- Mk IB Geänderte Luftzuführung für die Motorkühlung, geänderter Kühlergrill
- Mk II wie Mk IB, lediglich Vorderräder steuerbar, abgeänderte Scheinwerfer
- Mk III wassergeschützes Anlassersystem, kein Dach
Die Produktionszahl im Zeitraum 1939 – 1945 belief sich auf knapp 6600 Stück, wobei das Fahrzeug mit minimalen Änderungen auch in Lizenz von Ford als Ford Lynx und bei Lancia als Lince mit einem Breda MG als Hauptbewaffnung gebaut wurde.
Bausatz: Mit der inzwischen etwas eigenartig aussehenden Nummer MM118 veröffentlichte die Firma Tamiya im Jahr 1972 (also vor 50 Jahren!) seinen 18ten Bausatz im Maßstab 1:35. Tamiya hatte sich damals entschieden das englische Spähfahrzeug Daimler in der Ausführung Mark II in sein Programm aufzunehmen.
Dieser Bausatz befand sich damals in einem relativ kleinen Stülpkarton, der damit auch perfekt für die Hände des Modellbau Nachwuchses geeignet war. Im Sinne eines rundum sorglos Paketes fand man zu dieser Zeit darin sogar eine winzige Tube mit Klebstoff aus dem hauseigenen Programm.
Auf dem Karton fand man eine einfache aber schöne Illustration des Fahrzeuges in wüstengelber Farbe mit hohem Wiedererkennungswert.
Als Informationsmaterial lag zu dieser Zeit meist ein Faltblatt mit Abbildungen des Originales und der Bauanleitung bei. Die Besonderheit bestand darin, dass der Text of nur in japanischer Sprache gehalten war. In den Folgejahren wurde man dann mit einem alternativen Zettel in englischer Sprache “verwöhnt”. Den einen oder anderen Begriff habe ich aus den Bauplänen gelernt, bevor ich diesen offiziell in einem Englischkurs begegnet bin.
Bausatz: Die Gußäste waren in der Regel in sandgelbem Plastik ausgeführt, wovon im Bausatz des Dingo drei Stück beiliegen. Die Qualität kann man für die damalige Zeit als sehr gut bezeichnen und bereits damals für die Tamiya Bausätze das Motto “Bausatz kaufen – Karton schütteln – fertig” galt. Passprobleme von dieser Firma sind bis zum heutigen Tage unbekannt.
Einer der Gussäste ist den drei beiliegenden Figuren gewidmet, die aus Offizier, Fahrer und einem stehenden Infanteristen bestehen. Die Qualität ist immer noch akzeptabel, aber man würde heutzutage die etwas schwammigen Details an der Kleidung sicherlich mit einem scharfen Bastelmesser nachgravieren. Es liegen auch einige Ausrüstungsgegenstände wie Wasserflaschen, Gewehr und Bayonett für den stehenden Soldaten sowie eine Pistolentasche für den Offizier bei.
Auf dem zweiten Gussast findet man Kleinteile für das Spähfahrzeug wie Räder, Auspuffanlage, Kotflügel und das wichtigste für den Innenraum. Die Räder sind aus meiner Sicht in Anbetracht des Alters in Bezug auf die Profilschärfe sehr gut gelungen, wobei man sogar Beschriftungen auf den Reifenflanken berücksichtigt hat.
Die Hauptkomponenten für das Chassis und den Fahrzeugaufbau findet man auf dem dritten Gussast.
Auch hier findet man wieder schöne Details, die aber im Vergleich mit dem Original inzwischen etwas übertrieben wirken. Dennoch geben diese die relevanten Aspekte des Dingo überzeugend wieder.
Bauplan: Im beiliegenden Faltblatt findet man auch Zeichnungen auf deren Basis man das Fahrzeug und die Figuren zusammenbauen kann. Ebenso schwarz/weiss gehaltene Abbildungen für die Bemalung und die Anbringung der beiliegenden Abziehbilder. Die Interpretation der in japanischer Sprache enthaltener Farbangaben war damals schon eine ziemliche Herausforderung weshalb wahrscheinlich viele sich an der Darstellung des Deckelbildes orientiert haben.
Fazit: Ein für damalige Zeiten innovativer Bausatz eines eher unbekannten Fahrzeuges aus dem zweiten Weltkrieg, auf dessen Basis man noch immer eine schönes Modell bauen kann. Inzwischen existieren jedoch weitaus detaillierte Alternativen der Hersteller Miniart für alle 5 Versionen sowie ein Resinbausatz von Brach für die italienische Version des Lancia Lince.
Gert Brandl, Berlin (März 2022)