Vorbild: Vom französischen Panzer FCM 36 existierten zum Zeitpunkt der deutschen Invasion 1940 lediglich 100 Stück, von denen jedoch nur noch die Hälfte einsatzbereit war. Bei zehn dieser Beutepanzer, die die Bezeichnung FCM 737(f) erhielten, erfolgte der Umbau zu einer Selbstfahrlafette mit der 7,5cm Pak. Diese Panzer, wie auch die alternativen Umbauten unter Verwendung des Lorraine Chassis, erhielten die Bezeichnung Marder I. Für die Gesamtproduktionszahl der Selbstfahrlafetten mit der 10.5cm leFH 16 auf FCM Chassis existieren unterschiedliche Meinungen, die sich zwischen 8 und 48 Stück bewegen. Die Größenordnung von acht Stück ist auf Basis einer Fotografie naheliegend, auf der man im Hintergrund zwei bereits fertiggestellte Fahrzeuge erkennen kann und im Vordergrund noch sechs 10.5cm Rohre zum Um-/bzw. Einbau abgebildet sind.

Entsprechend existierender Aufzeichnungen ist davon auszugehen, dass acht Selbstfahrlafetten 1942 an die gepanzerte Artillerie-Abteilung (Sfl.) z.b.V. an die Westfront und weitere vier an die 3. Batterie (Sfl.) ausgeliefert wurden.

Bausatz: In Analogie zum Original nutzt auch die ukrainische Firma ICM die Basis des hauseigenen FCM 36 Bausatzes für die vom Baukommando Becker gefertigte Version der Selbstfahrlafette mit 10.5cm leFH 16. In einem extrem stabilen Klappkarton über dem sich noch ein Kartondeckel mit einer Abbildung des Panzers in einem Waldgelände befindet befinden sich acht Spritzgussäste. Einer davon ist aus transparentem Material und die Restlichen sind aus mittelgrauem Plastik gefertigt.
Lediglich die Teileträger B mit den Chassisteilen und die beiden Teileträger C für das Laufwerk wurden unverändert vom Bausatz des FCM 36 Bausatz bzw. dem Marder I übernommen.

Die Gussäste A1 mit dem Wannenaufbau und A2 mit Teilen für die Seitenwände und dem Innenraum enthalten weitestgehend neue Teile.

Der Gussast F, den man zweimal vorfindet, widmet sich den Granaten und Halterungen für die 10.5cm Munition der leichten Feldhaubitze 16.

Alle Teile sind sehr gut detailliert, bilden das Original gut ab und ergeben sicherlich ein stimmiges Modell. Mir sind lediglich drei Stellen aufgefallen, die man hätte besser machen können:

1. Der Boden des Kampfraumes ist wie auch beim Bausatz des Marder I als glatte Fläche dargestellt.
Dieser war beim Original mit hoher Wahrscheinlichkeit mit Riffelblech versehen.

2. Die Munitionshalterungen sind mit vergleichsweise dicker Wandstärke ausgeführt. Hier ist auf Ersatz durch Ätzteile zu hoffen.

3. Für mich ungewöhnlich, das in der Bauanleitung bereits bei der ersten Baustufe ein Hinweis enthalten ist, dass an den beiden Wannenseiten graphisch hervorgehobene Bereiche zu entfernen sind. Mit anderen Worten: Man muss an den Bauteilen herumschnitzen, damit sie für diese Ausführung passen. Hat man hier beim Formenbau einen Fehler gemacht oder wollte man den Aufwand reduzieren?

Insgesamt kann man aber nicht meckern, denn alles andere ist als Formenbau auf hohem Niveau einzustufen. Zusätzlich im Bausatz enthalten sind noch vier Stränge aus Weichgummi für die Ketten sowie ein kleiner Bogen mit Abziehbildern.

Bauanleitung: Als Bauanleitung findet man ein 20seitiges Heft im Format DIN A4, das über 62 Baustufen bis zum fertigen Modell führt. Die klaren und übersichtlichen Zeichnungen in 3D Graphik sollten keine Fragen offen lassen.

Für die Bemalung findet man auf drei 5-Seitenansichten unterschiedliche Bemalungsoptionen für die Selbstfahrlafetten. Erstaunlich für mich ist, dass keine der beiden Dreifarben Tarnmuster mit dem Farbschema eines fotografisch belegten Fahrzeuges übereinstimmen.
Optionen:
– Mobile Brigade West, 1943
– 931. Sturmgschütz Division, Frankreich 1943
– Ausbildungseinheit Mobile Brigade West, 1943

Fazit: ICM liefert damit das erste Modell dieser Selbstfahrlafette im Maßstab 1:35, womit erneut eine Lücke in Bezug auf exotische Fahrzeuge geschlossen wurde. Für Anfänger dieser Thematik mit minimalen Einschränkungen empfehlenswert. Es ist zu hoffen, dass der eine oder andere Hersteller von Zurüstsätzen aktiv wird und ein passendes Bodenblech anbietet.

Erhältlich im gut sortierten Fachhandel.

Gert Brandl, Berlin (März 2022)

2 Kommentare zu diesem Beitrag
  1. Guten Tag Herr Brandl, zu ihrer 3. Frage in ihrer Bausatzvorstellung über den ICM – Bausatz 10.5cm leFH 16 auf FCM 36 bin ich mir sicher ihnen eine Antwort geben zu können. An diesem Bausatz hat ICM Verbesserrungen vorgenommen, die meines Erachtens auch dringend nötig waren, da ICM am Vorgängermodell dem Marder I auf dem selben Fahrgestell ein paar grobe Fehler unterlaufen sind. Die Wanne vom normalen FCM wurde zwar für den Marder I etwas verändert, aber nicht so wie es sein sollte. Die richtige Wanne liegt nun dem Geschützwagen mit der leFH bei.
    Diese Oberwanne hat den Fahrererker ausgeschnitten, damit das Geschütz auf einen Geschützsockel gesetzt werden kann – wie beim Original. Im Marder Bausatz wird die Waffe ohne die Möglichkeit der Seitenrichtung fest auf der Kampfraumplattform verklebt. Das kann für einen Panzerjäger wie den Marder nicht zutreffen! Die PAK muss sich seitlich richten lassen können. Da die Wanne nun weiter ausgeschnitten ist, muss an den Wannenseiten der Ausschnitt fortgeführt werden, damit der Geschützsockel der dem neuen Geschützwagen mit der leFH nun beiliegt in die Wanne passt. Es gibt Bilder im Internet die diesen Sockel an einem original Fahrzeug erkennen lassen. Da ich den Marder Bausatz von ICM besitze habe ich mich schon sehr über diesen Fehler geärgert. Aus diesem Bausatz ein korrektes Modell zu bauen ist nur mit sehr viel Eigenbau zu realisieren.
    Auch die beiden angedeuteten Klappen unter dem Verschlussblock werfen Fragen auf. Lassen sie sich öffnen wenn sich genau darüber ein Teil der Bewaffnung befindet? Bleiben sie beim Feuerkampf offen, damit die Besatzung nicht auf Knien die Waffe bedienen muss? Und wenn sie offen bleiben, wie umständlich gelangt der Ladeschütze an die dahinter befindliche Munition?
    Aber das ist ein anderes Thema……
    Ich hoffe ich konnte ihre Frage beantworten.
    mfG Rolf Lux

    1. Lieber Herr Lux,

      über ihre Rückmeldung und die entsprechenden Erläuterungen habe ich mich sehr gefreut und hoffe,
      dass diese Informationen auch hilfreich für den einen oder anderen Leser sind.

      Auf Missing Lynx findet momentan auch eine extrem ausführliche Debatte zu dem Thema statt,
      die ich mit großem Interesse verfolge.

      mfG Gert Brandl

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert