Vorbild: Im Februar 1944 erschien mit der „Ausführung J“ die letzte Serie des Panzerkampfwagens IV. Unter dem Aspekt der Ressourcenverknappung lag die Priorität auf einer Produktionsvereinfachung. Als taktischer Nachteil galt der Wegfall des elektrischen Turmschwenkwerkes, wodurch der Turm nun per Hand gedreht werden musste. Stattdessen wurde ein zusätzlicher Tank zur Reichweitenerhöhung eingebaut. Die Seitenschürzen bestanden größtenteils aus einem Drahtgeflecht, den Thoma-Schürzen, was deren Wirkung aber nicht einschränkte. Statt vier Stützrollen hatte das Fahrgestell ab Dezember 1944 nur noch drei; diese hatten aus Mangel an Buna serienmäßig keine Gummibandagen mehr. Der große außen angebrachte Auspuffendtopf wurde ab September 1944 durch zwei einfache, nach oben gerichtete Rohre ersetzt. Dieses Modell wurde anfangs noch von VOMAG, später nur noch vom Nibelungenwerk bis zum Kriegsende produziert. (Wikipedia)

Das Modell: Nachdem MiniArt den Panzer IV in den Varianten G, H, J und deren unterschiedlichen Produktionszeiträume herausgebracht hat, gibt es in Sachen J einen Nachschlag. Nämlich das mittlere Produktionslos aus dem Zeitraum September – November 1944 als Interior Kit. Wie gewohnt erhält man wieder einen prall mit Teilen gefüllten Karton. Der Bausatz kommt mit 47 Spritzlingen in hellgrauem Plastik, einem Spritzling Klarsichtteile, zwei Bögen PE-Teile und Decals daher.

Die Besonderheiten der Nibelungenwerke Ausführung sind in diesen Bausatz eingeflossen. Beginnt man mit dem Fahrwerk sieht man sofort, dass dem Bausatz erfreulicherweise eine Einzelgliederkette mit Montagehilfe beiliegt. Hier handelt es sich um einen späten Kettentyp mit Produktionsgussnummern! Die Bandagen der Laufrollen sind ebenfalls mit Herstellernamen versehen. Variationen liefern die Leiträder mit zwei Typen und drei verschiedene Stützrollenmodelle, worin auch der Unterschied zum späten J-Modell besteht. Die Seitenwände der Unterwanne beinhalten konsequenterweise die Aufnahmen für die vier Stützrollen je Seite. Den Abschluss bilden die Treibräder mit Seitenvorgelege die ebenfalls Herstellernummern aufweisen.

Nach den Rädern kommen die nächsten Highlights zu Tage. Hervorragend außen und innen detaillierte Wannenseitenteile und Kettenbleche. Ein sehr schön detaillierter Maybach-Motor findet am Heck in der Wanne Platz. Schade nur, dass er im Motorraum verschwindet. So ähnlich ergeht es dem Fahrer und Funker. Von diesen und vom Innenleben ist später leider auch nicht mehr viel zu sehen.  

Bleiben wir weiterhin im Innenbereich, der ebenfalls mit hervorragenden Details glänzt. Getriebe, Vorgelege, Lüftereinheit, die innere Turmsektion usw. Details über Details. Unterschiedliche Munition ist auch vorhanden: panzerbrechende sowie Sprenggranaten.

Weiter geht es mit dem Außenbereich. Das Wannenkastenoberteil weist einen sehr hohen Detaillierungsgrad auf. Getriebeabdeckungen, Wartungsluken sind offen darstellbar. Der Turm wird aus mehreren Teilen zusammengesetzt. Auch hier lassen sich die Türen vom Richt- und Ladeschützen offen oder geschlossen darstellen. Das Turmdach verfügt über die Pilze zur Befestigung eines Montagekrans. Die KwK ist erfreulicher Weise einteilig gehalten. Vier verschiedene Mündungsbremsen stehen dem Modellbauer zur Verfügung. Von außen gefallen die hohl gegossenen Flammenvernichter und die Werkzeuge mit und ohne Halterungen. Besonders hervorzuheben ist, dass der Hersteller sehr großzügig das Slidemoldverfahren angewendet hat. Hier und da finden sich herstellungsbedingt Auswurfmarkierungen, die aber nach dem Zusammenbau nicht mehr zu sehen sind.

Auf dem großen Ätzteilebogen finden sich die Thomaschürzen und die Handgranatenschutzabdeckungen. Der kleinere Bogen bedient die Werkzeughalterungen, Beschläge sowie Feindetails im Innen- und Außenbereich. Die Klarsichtteile sind von sehr guter Qualität.

Anleitung/Bemalung: Nach der Bewältigung von 158 Baustufen stehen sechs verschieden Decalvarianten und Bemalungsvorschläge zur Disposition, die sich auf die Zeit ab September 1944 beziehen. Der vollgepackte Decalsatz punktet unter anderem mit den Beschriftungen für Feuerlöscher und Munition. Die Farbangaben beziehen sich auf Vallejo, Mr. Color, AK RC, Mission Models, Ammo Mig und Tamiya.

Fazit: Auch wenn es sich hier um eine Panzer IV-Variante mit nur geringfügigen Änderungen handelt, erhält dieser Bausatz eine klare Kaufempfehlung. Anhand der Komplexität ist er nichts für Anfänger und für den Profi auch kein Wochenendprojekt. Mich jedenfalls begeistern die Panzer IV-Modelle immer wieder aufs Neue. Ich freue mich auf weitere.

Alexander Hilbig, Berlin (November 2021)

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