Vorbild: Die North American T-39 ist ein zweistrahliges Geschäftsreiseflugzeug des ehemaligen US-amerikanischen Herstellers North American Aviation aus den 1950er-Jahren. Aufgrund der Ähnlichkeit der T-39 mit der North American F-86 bei den Tragflächen und Leitwerk bekam das Flugzeug die Zusatzbezeichnung Sabreliner (dt.: säbelförmig). Es wurde im militärischen und zivilen Bereich genutzt. Die militärische Variante T-39 Sabreliner wurde von der U.S. Air Force und der U.S. Navy verwendet. Im Jahr 1959 erfolgte die erste Bestellung seitens der Air Force.
North American Aviation begann mit der Entwicklung der T-39 im Jahr 1956 ohne öffentlichen Auftrag bzw. vorangegangene Ausschreibung. Es war geplant, sowohl eine zivile als auch eine militärische Version zu erarbeiten. Auch suchte die US Air Force im Rahmen des UTX-Programms (Utility Trainer Experimental) ein Flugzeug, das sowohl Transport- als auch Kampfpilotentrainingsaufgaben übernehmen konnte. Der erste Prototyp der zivilen Variante mit der Bezeichnung NA-264 absolvierte seinen Jungfernflug am 16. September 1958. Der Antrieb erfolgte mittels zweier General Electric J85-Turbojet-Strahltriebwerke am Heck des Flugzeugs. Die Musterzulassung erfolgte im April 1963.
Der Kandidat für das militärische UTX-Programm war das Modell T-39A, das beim Produktionsstart von zwei Pratt & Whitney JT12A8 Turbojet-Triebwerken angetrieben wurde. Im Anschluss wurden noch die zivilen Varianten Series 40, Series 60, Series 60A und Series 75 produziert, die im Wesentlichen nur längere und geräumigere Varianten der T-39 darstellten. Im Jahr 1973 konnten die Flugzeuge der Sabreliner-Familie auch mit General Electric CF700- bzw. Garrett AiResearch TFE73131D-Turbofan-Triebwerken (Series 60A, 70, 75) bestellt werden. Serienmäßig geschah dies bei der Series 75A-Variante, die zudem diverse Neuerungen in der Kabinenausstattung und in der Flugzeugaerodynamik mit sich brachte. Im Jahr 1981 wurde die Produktion der North American (Rockwell International) T-39 nach 212 Exemplaren eingestellt.
Quelle: Wikipedia
Bausatz: Die T-39 Sabreliner ist im Maßstab 1/72 kein vollkommend unbesetztes Feld. Dennoch sind alle Bausätze im Kleinserienbereich angesiedelt. Ein Hersteller davon ist die tschechische Firma RVHP. Diese brachte 2016 eine ganze Serie von Bausätzen der T-39 aus Resin auf den Markt. Da ich nirgendwo einen First Look finden konnte, möchte ich daher stellvertretend hier mal die T-39D als Testflugzeug, Bausatznummer 72100 vorstellen.
Der Kit wird in einem stabilen Stülpkarton geliefert. Die Bauteile sind gruppiert eingeschweißt. Ein besonderer Schutz gegen Bruch ist damit nicht gegeben. Des Weiteren findet sich auch eine Vacuhaube sowie die passenden (je nach Bausatzthema) Abziehbilder im Lieferumfang. Insgesamt sind rund 70 Bauteile bis zum fertigen Modell zu verbauen. Die Aufteilung ähnelt grundsätzlich den von Plastikspritzgussbausätzen. Aufgrund der Möglichkeiten bei der Verwendung von Silikonformen und Resinharz sind Bauteile wie die Triebwerke und Tragflächen nahezu komplett abgegossen. Aber schauen wir uns mal den Kit genau an.
Das Vorbild wurde 1977 mit der Nase der F/A-18 Hornet samt APG-65 Radar ausgestattet und flog so bis zum Juli 1989 in Pax River bei der US Navy. Dazu hat der Mastererbauer die Rumpfteile gegenüber den anderen Formen im Bereich der Nase leicht modifiziert. Des Weiteren ist das mittlere Rumpffenster schon verschlossen. Der Rumpf ist nahezu gleich wie bei herkömmlichen Kits längsgeteilt und hohl gegossen. Bei RVHP hat man ihn bereits grob von den Angüssen befreit. Dennoch sind einige Fischhäute noch zu entfernen, was aber mit einem scharfen Skalpell eine leichte Aufgabe ist. Bei meinem Exemplar finden sich im Bereich des Flügelkastens ein paar kleine Luftlöcher bzw. das Material wird so dünn, dass das Licht durchscheint. Hier ist also grundsätzlich Vorsicht angebracht.
Die Oberflächen sind mit gleichmäßigen Gravuren versehen, welche kräftig genug sind, auch nach ein paar Schichten Farbauftrag und Schleifarbeit noch sichtbar zu sein. Des Weiteren finden sich auch gute Details wie Ein- und Auslässe.Der Modellbauer hat die Möglichkeit, sein Modell mit ausgefahrener Luftbremse zu bauen, dementsprechend ist der Schacht offen. Für die eindeutigen Positionen von Tragflächen, Triebwerken und Leitwerk sind Nuten vorhanden.
Für den Innenbereich ist ein recht vollständiges Cockpit vorhanden. So sind auf den Sitzen Gurte anmodelliert, und für die Armaturen sind Decals vorhanden. Durch die sehr klaren und dünnen Cockpitfenster, welche als Vakuhaube ausgeführt sind, sollte dieser Bereich gut sichtbar bleiben. Für die Kabine gibt es keine Ausstattung, wobei diese bei diesem speziellen Vorbild eh deutlich anders wäre. Inwieweit hier später eine gute Sichtbarkeit auf die leere Kabine gegeben ist, vermag ich an dieser Stelle noch nicht zu sagen. Die Kabinenfenster sind aus klaren Resin hergestellt und werden von innen eingeklebt.
Die Tragflächen sind jeweils als einzelnes Bauteil ausgeführt. Ein Verzug ist nicht vorhanden. Eine Besonderheit des Vorbilds sind ja die federbelasteten Vorflügel (Slats), welche daher am Boden in der Regel ausgefahren sind. Dies hat man bei RVHP beachtet und bietet daher die Slats als separate Bauteile an. Wie schon oben angedeutet sind ja die beiden Triebwerke jeweils nahezu einteilige Bauteile samt Aufhängung. Sie werden „nur“ noch mit dem auffälligen Kreuz samt sichtbarer erster Fanstufe im Einlass und dem Auslass komplettiert. Die Oberflächen sind hier auch mit gleichmäßigen Gravuren und Luftein- und auslässen versehen.
Der Rest der sehr detaillierten Kleinteile sind auf Gussriegeln gruppiert angebracht. Für das vorsichtige Trennen der Teile von diesen empfiehlt sich der Einsatz von fotogeätzten Sägen. Aus der Masse der grauen Teile stechen farblich die aus schwarzen Resin gegossenen Fahrwerksteile hervor. Hierbei könnte es sich um robusteres Material handeln, um das Gewicht des fertigen Modells später langfristig tragen zu können.
Anleitung/Bemalung: Die Teile sind übrigens nicht nummeriert und es gibt auch keine Übersicht. Damit kommen wir nun auch zu einer offensichtlichen Schwäche des Bausatzes, nämlich die Bauanleitung. Diese ist als an sich saubere Grafik auf einem A5-Blatt gedruckt, liefert aber nur, nennen wir es mal so, erste Anhaltspunkte. Hier ist also unbedingt eine weitere Recherche im Netz oder Literatur, soweit vorhanden, notwendig. Eine Hilfe ist zu mindestens die auf einem A4-Blatt farbig gedruckte Bemalungsanleitung für die beiden möglichen Vorbilder. Die Farbangaben werden hier ohne Bezug zu einem Hersteller als FS-Töne angegeben.
Die richtigen Decals müssen selber auf dem Bogen identifiziert werden. Dieser stammt auch aus einer kleinen Produktion und ist glänzend auf einem durchgängigen Trägerfilm gedruckt. Die Cheatlines müssen selber lackiert werden. Hier ist also eine Menge an Abklebearbeit notwendig. Für das spätere Schema sind die schwarzen Begrenzungslinien zumindest als Nassschiebebilder vorhanden. Die Maschine T-39D, BuNo. 150987, ist zu zwei Zeitpunkten darstellbar.
Fazit: Für den erfahrenen Modellbauer, der etwas Besonderes sucht, bietet hier RVHP ein interessantes Angebot. Aufgrund des Materials, der gewissen Herausforderung und auch natürlich des Preises richten sich die Kits an einen speziellen Kreis von Modellbauenden.
Erhältlich sind die Bausätze von RVHP ganz gut, es lohnt sich aber ein Preisvergleich.
Sebastian Adolf, Wettstetten (Januar 2022)