Vorbild: Die F/A-18E und F als Zweisitzer sind das derzeitige Rückgrat der trägergestützen Marinefliegerei der US Navy. Weiterentwickelt aus der „Legacy Hornet“ F/A-18C und D gleichen die Super Hornets nur äußerlich ihren Vorgängern. Sie sind ein ganzes Stück größer und leistungsfähiger, verfügen über moderne Avionik und Elemente zur Reduzierung der Radarsignatur, wie z.B. die winkligen Lufteinläufe.
Seit dem Erstflug 1995 sind mittlerweile alle Trägerstaffeln auf den neuen Typ umgerüstet. Auf der Super Hornet basiert eine weitere Variante, die EA-18G Growler als Plattform für die elektronische Kampfführung.
Bausatz: Der hier vorgestellte Zweisitzer basiert auf dem von Revell 2019 veröffentlichten F/A-18E Einsitzer. Die Besonderheiten des Zweisitzers finden durch eine Reihe von separaten Bauteilen für die Version Berücksichtigung.
1/32 ist ein großer Maßstab für einen modernen Jet, entsprechend groß fallen auch Schachtel und die Gießrahmen aus. Letztere sind teils riesig. Das Plastik ist relativ weich, was Fragen nach der späteren Stabilität des Modells aufwirft. Die Oberfläche ist mit feinen, maßstabsgerechten Gravuren versehen.
Dem Bastler bieten sich eine Reihe von Optionen – das Fahrwerk kann aus- oder eingefahren dargestellt werden, das Kabinendach offen oder geschlossen, Landeklappen und Slats aus- oder eingefahren, die Schubdüsen offen für Leerlauf und Nachbrenner oder geschlossen für 100% Trockenschub, die Flügelspitzen hochgeklappt oder normal. Pilotenfiguren sind keine dabei, falls jemand über ein Display im Flug nachdenkt.
Über diesen Kit und seine Schwierigkeiten mit der Passgenauigkeit wurde schon Einiges berichtet. Bezeichnend ist, dass der Bastler schon in der Bauanleitung aufgefordert wird, an einigen Stellen zwischen 0,5 und 2 mm Material zu entfernen, damit das Innenleben überhaupt in die Außenhülle passt. An vielen Bauteilen ist Fischhaut zu entfernen, was auch in der Bauanleitung offizialisiert wird.
Das Innenleben dieser Super Hornet ist sehr komplex. Der Bau beginnt auch mit den Lufteinläufen und Triebwerken (schön: zwei hintereinander gestaffelte Verdichterstufen) sowie dem gesamten Rumpfhinterteil, bevor er sich dem Cockpit zuwendet. Die Hauptfahrwerkschächte sind aus einzelnen Spanten und Profilen Stück für Stück aufzubauen, was die Möglichkeit geboten hätte, diese Bauteile bei der Herstellung mit vielen Details zu versehen. Leider hat Revell diese Möglichkeit nicht genutzt – die Fahrwerkschächte sind für einen frischen Bausatz sehr wenig detailliert.
Dieser Mangel an Detail trifft auch das Cockpit. Ja, die Superhornet ist sehr aufgeräumt, aber die Nachbildung von Revell ist mehr als spartanisch. Keine Schalter und Knöpfe, dafür viele glatte Flächen mit teils schlechter Oberflächenqualität. Für’s Finish verlässt man sich auf großflächige Decals der Konsolen. Das mag in 1/72 noch angehen, bei einem so gut einsehbaren Arbeitsplatz in 1/32 ist das aber nicht tragbar. Zubehör z.B. von Eduard ist hier Pflicht.
Die Klarsichteile verfügen über die übliche Naht in der Mitte, welche geschliffen und poliert werden muss. Ansonsten sind sie sehr schlierig, was gerade in diesem großen Maßstab unangenehm auffällt.
Anleitung/Bemalung: Die richtig dicke, farbige Bauanleitung führt übersichtlich durch die Konstruktion. Die Decals kommen wie immer in letzter Zeit aus Italien (was eine gute Nachricht ist) und bieten zwei Varianten:
F/A-18F Bu No.166873 – “Black Knights” VFA-154 – USS Nimitz 2013
F/A-18F A44-201 No. 1 Sqn Royal Australian Air Force, RAAF Williamtown 2020
Fazit: Diese Super Hornet ist ein beeindruckend großer Bausatz, der aufgrund seiner Komplexität und notwendiger Änderungen für die Passgenauigkeit nicht für Anfänger geeignet ist. Der Fortgeschrittene findet hier eine spannende Basis für eine Vielzahl an Navy-Lackierungen und Flugzeugträger-Verschmutzung. Da das Bausatzumfeld für diesen Typ und Maßstab sehr überschaubar ist, kommt man an Revells Super Hornet nicht vorbei.
Christian Höcherl, Berlin (Dezember 2021)
Toller Artikel. Das hat für den Leser einen Mehrwert an Wissen und hilft bei der Kaufentscheidung. Außerdem wurde das Wort “offizialisiert” verwendet, und somit verschriftlicht und verstetigt.
😉 Ich sehe, dass du in deinem neuen Job Kontakt mit unserem Bullshit-Bingo hattest … ich lobe eine Freibier für einen Artikel aus, in dem das Wort “Eskalationsdominanz” verwendet wird.