Vorbild: In den Wirren nach der Schlacht um Endor ist das Imperium auf dem Rückzug – aber immer noch eine Kraft, mit der man rechnen muss. Die Neue Republik hat noch nicht überall die volle Kontrolle, und so ist es eine Zeit, in der Gesetzlose, Kopfgeldjäger und Helden wider Willen recht ungestört ihren Geschäften nachgehen können.

Der Mandalorianer Din Djarin fällt in alle drei Kategorien. Mit seinem treuen, aber manchmal doch eher vom Willen als von Bolzen zusammengehaltenen Schiff Razor Crest begibt er sich auf ein Abenteuer, das ihn und das Schiff völlig verändern wird.

Das ST-70-Angriffsschiff Razor Crest ist ein Kanonenbootmodell, das vor dem Aufstieg des Imperiums von einem Militär genutzt wurde, um lokale Gebiete zu patrouillieren. Gegen Ende des Galaktischen Bürgerkriegs behielten die Neue Republik und das Restimperium ein Auge auf die Kanonenboote, die wegen ihrer alten Technik unberechenbar waren. Das etwa 14,5 Meter lange Angriffsschiff besitzt zwei an dorsalen Auslegern sitzende Triebwerke und einen Hyperantrieb. An den Seiten des von einer Person bedienten Cockpits, das über eine Leiter erreicht wird, sitzt je eine schwere Laserkanone. An der Backbordflanke befindet sich eine Einstiegsluke, und das Heck kann als Rampe gesenkt werden.

Bausatz: Neuerscheinungen aus der Star Wars-Welt sind immer gern genommen, insbesondere, wenn sie im Gegensatz zu anderen Modellen mit 1/72 einen vernünftigen, vergleichbaren Maßstab haben. Dieser Kit ist eine völlige Neuentwicklung zu einer aktuellen (und der ersten) Star Wars-Serie, und wird daher weltweit gespannt erwartet.

Beim Auspacken fällt zuerst das komplett in einem Stück gegossene Rumpfunterteil auf. Zur Herstellung waren offensichtlich (für Kit-Hersteller) komplexe Technologien wie Slide Molding notwendig. Dafür entfallen dann auch Zusammenbauprobleme. Sollte man meinen. Leider ist der Wurf nicht ganz geglückt – an den Trennkannten der einzelnen Formbauteile findet sich ein Formenversatz. Die Panellinien gehen mit leichten Stufen ineinander über, was schwer zu beheben ist. Schade.

Das Detailniveau ist durchgängig sehr hoch, fast auf Bandai-Level. Und das will was heißen. So feine Gravuren sind wir von den bisherigen Revell Star Wars-Bausätzen nicht gewohnt. Respekt. Die Oberfläche der Bauteile und besonders der Außenhaut hat ein leicht raues Finish. Nun hat die Razor Crest eine metallische Oberfläche, was bedeutet, dass man für einen glänzenden Metall-Look aufwändig nachpolieren muss. Für ein eher mattes, benutztes Finish sollte Grundieren ausreichen. Nicht wild, aber besser polierte Formen wären schön gewesen.

Revell hat an alles gedacht. Das Schiff kommt mit einem vollständigen Frachtraum, Cockpit sowie einer kleinen Pilotenfigur. Heck- und Seitenluke kann man beweglich halten, gleiches gilt für die Waffen. Entweder baut man die Razor Crest mit ausgefahrenem Fahrwerk oder im Flug. Gerade für Letzteres ist ein steckbarer Displayständer dabei.

Für einen neuen Bausatz verwundert, dass an vielen Stellen Fischhaut zu sehen und zu entfernen ist. Revell-typisch ist die Tendenz, bei dickeren Bauteilen Sinkstellen zu finden.

Anleitung/Bemalung: Die farbeige Bauanleitung fürhrt übersichtlich durch die Konstruktion. Als Bemalvaiante/Decaloption gibt es nur eine – die Razor Crest. Was auch sonst.

Fazit: Ungewohnt für Revell ist dies weder ein Star Was-Spielzeug in einem exotischen Maßstab noch ein Import von Bandai-Modellen. Dies ist ein selbst erstelltes, „erwachsenes“ Star Wars-Modell in einem vernünftigen Maßstab. Revell hat sich hier sichtbar viel vorgenommen, was Qualität, Technologie und Detaillierung angeht. Über weite Strecken wird man dem Anspruch auch gerecht, nur an einigen Stellen merkt man, dass wir hier noch nicht ganz auf Bandai-Niveau sind.

Macht nichts. Dieser Kit ist für die Fangemeinde hochwillkommen und bis zum Erscheinen der Razor Crest von Round 2 auch der einzige Bausatz in diesem Maßstab. Mit nicht zu viel Aufwand und geeignet für Einsteiger entsteht ein beeindruckendes und detailliertes Modell mit wahrnehmbarer physischer Präsenz. Er wird sich neben den Bandai X-Wings sehr gut machen in der Vitrine. Geht hinaus und holt euch den Kit. Das ist der Weg.

Erhältlich ist dieser Bausatz im örtlichen Modellbaufachgeschäft bzw. Versandhandel oder bei Revell direkt.

Christian Höcherl, Berlin (Dezember 2021)

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