Das Vorbild: Die Messerschmitt Bf 110 war ein schweres, zweimotoriges Jagdflugzeug. Sie sollte gegnerische Bomber abfangen, eigenständig operieren und hohe Reichweiten abdecken. Die ersten Serienmodelle – Bf 110 B und C – kamen ab 1938/39 in die Luftwaffe und wurden rasch weiterentwickelt. Die Entwicklung der D-Serie war auf größere Reichweiten und Zusatzlasten ausgelegt. Die Langstreckenvarianten Bf 110 D-0 und Bf 110 D-2 waren für Fernaufklärungs- und Begleiteinsätzen besonders ausgerüstet. Ein Merkmal dieser Maschinen war der sogenannte „Dackelbauch“ – ein charakteristischer Zusatztank, der das Flugzeug optisch wie technisch prägte. Alternativ war das Flugzeug mit Zusatztanks ausgerüstet.

Die Bf 110 D-0 stellt die Vorserienversion der D-Serie dar. Sie wurde ab 1940 produziert und war primär für die Erprobung und die Vorbereitung der Serienfertigung gedacht. Die D-0 war mit zwei DB 601B oder DB 601N Motoren ausgestattet, die jeweils etwa 1100 PS leisteten. Bewaffnet war sie standardmäßig mit vier MG 17 (7,92 mm) in der Flugzeugnase, zwei 20-mm-MG FF/M-Kanonen unter dem Bug sowie einem beweglichen MG 15 für den Bordfunker. Die D-0 erhielt den Dackelbauch, der unter dem Rumpf montiert wurde und nicht abgeworfen werden konnte. Er ermöglichte Missionen von bis zu 2.400 Kilometern, was vor allem für Einsätze über der Nordsee, dem Atlantik oder als Fernbegleiter von Bombern über Großbritannien und Norwegen wichtig war. Die Bf 110 D-0 diente in erster Linie der Truppenerprobung. Einige Maschinen wurden zur Seeaufklärung oder für Einsätze gegen Schiffsziele eingesetzt, beispielsweise bei den Operationen gegen Norwegen oder im Rahmen der Unterstützung von U-Booten.
Die D-2 war die verbesserte Serienversion. Sie verfügte zwar weiterhin über die Option des Dackelbauch-Tanks, jedoch setzte sich in der Praxis eine Umrüstung auf abwerfbare 300-Liter-Tropfentanks durch, die unter den Tragflächen getragen werden konnten. Sie erhielt Verbesserungen bei der Motorleistung, bei der Funk- und Navigationsausrüstung sowie teilweise in der Bewaffnung. Sie wurde verstärkt, um höhere Lasten und über größere Reichweiten sicher tragen zu können. Die Bf 110 D-2 kam vor allem als Fernaufklärer, Seeaufklärer und Bomberbegleitflugzeug zum Einsatz. Die verbesserte Kraftstoffversorgung und die flexiblere Tankauswahl machten sie vielseitiger als ihre Vorgängerin. In der Luftschlacht um England begleiteten D-2 Maschinen Bomber tief ins gegnerische Territorium, waren aber durch ihre mangelnde Wendigkeit und die Überlegenheit alliierter Jäger wie der Spitfire verwundbar. Viele Maschinen der D-Reihe wurden daher später für weniger gefährdete Einsatzprofile oder als Nachtjäger umgerüstet.
Der Bausatz: Firma Eduard unterscheidet zwischen der Profi- und der Weekendedition eines Bausatzes. Hier liegt die Weekend Edition der Messerschmitt Bf 110D vor. Dies bedeutet, dass keine fotogeätzten Zusatzteile für Armaturen und Sitze beigefügt sind. Der Bausatz wird seit 2007 für verschiedene Bf 110-Versionen aufgelegt. Die Verpackung hat ein sehr schönes Titelbild mit einer Rotte Bf 110D-0 über den Wolken. Der Karton wird von oben geöffnet. Die Plastikteile sind Eduard-typisch sehr gut gearbeitet. Es finden sich Nietenreihen, die so zart gearbeitet sind, dass sie wahrscheinlich unter der Lackierung verschwinden werden.







Die Klarsichtteile sind ebenfalls gut gearbeitet. Für das filigrane Gitterwerk könnte man vorgefertigte Masken verwenden, um sich die viele Arbeit etwas zu erleichtern.



Die ordentlichen Wasserschiebebilder wirken etwas dick. Bei den Hoheitszeichen ist viel Rand, den man vor dem Aufbringen entfernen könnte.


Die Bauanleitung ist farbig auf hochglänzendem Papier gedruckt. Das macht es nicht immer einfach, Zahlen und Buchstaben gut zu lesen. Ein wenig irritierend ist, dass rechts und links als Steuerbord und Backbord bezeichnet werden. Aber Ahoi, wenn kümmerts? Die grafischen Bauanweisungen sind durchaus klar und übersichtlich.




Folgende Versionen können gebaut werden:
Bf 110D-0, 1.(Z)/JG 77, Petsamo, Finnland, September 1941
Bf 110D-0, 4/ZG 2, Gyancourt, Frankreich, Juli 1940 (Dackelbauch)
Bf 110D-2, 9./ZG 26, Trapani, Sizilien, Frühjahr 1941,
BF 110D-0, Stab/ZG 76, Stavanger-Sola, Norwegen, Mai-Juni 1940




Farbangaben beziehen sich nur auf die Farbpalette von Gunze (Aqueous und Mr. Color).
Fazit: Ein schöner Bausatz! Gute Bauteile, gute Anleitung und sehr ordentliche Bemalungsvorlage, da stimmt alles. Die Wasserschiebebilder wirken etwas zu dick. Aber damit wird man fertig. Weekend-Edition? Na, das schafft nicht jeder an einem Wochenende. Wer die Zusatzteile einer Profi-Edition haben möchte, wird bei Eduard mit Sicherheit fündig. Klare Kaufempfehlung!
BK, November 2025

