Vorbild: Der MT-LB (Abkürzung für Mnogozelewoi Tjagatsch Ljogki Bronirowanny, auf Deutsch: leichtgepanzertes Mehrzweckzugmittel, interne russische Bezeichnung: Motolyga) ist ein gepanzerter, amphibischer Truppentransporter, der in der Sowjetunion auf Basis des ungepanzerten Zugtraktors MT-L entwickelt wurde. Ende der 1960er-Jahre wurde ein Ersatz für die auf dem ASU-57 basierenden Artilleriezugmaschinen der AT-P-Serie gesucht. Der MT-L, der eine ungepanzerte Version des MT-LB darstellt, wurde den Ansprüchen gerecht. Die Produktion begann in den frühen 1970er-Jahren. Die Herstellung war vergleichsweise preiswert, da der MT-LB auf dem PT-76 basierte und mit diesem viele Komponenten gemeinsam hatte. Der Motor JaMS-238 war eigentlich ein Lkw-Triebwerk, das beispielsweise beim KrAS-255 Verwendung fand.

Der MT-LB wurde außer in der UdSSR auch in Polen und Bulgarien produziert. Der MT-LB wurde konstruiert, um eine Vielzahl von Aufgaben zu übernehmen, beispielsweise als Schlepper für Artillerie und PaK, als Frachttransporter und als gepanzerter Mannschaftstransporter. Der MT-LB ist vollständig amphibisch, wird im Wasser von seinen Ketten angetrieben und hat im Heckbereich Raum für 11 Soldaten. Auf schneebedecktem Boden können die Ketten durch breitere ersetzt werden, wodurch der Bodendruck gesenkt wird. Der MT-LB wird u.a. zudem als Basis für die Flugabwehrpanzer 9K35 Strela-10 und Sosna-R verwendet.

Quelle: Wikipedia

Bausatz: Als absolute Formenneuheit präsentiert Zvezda am Ende dieses Jahres den hier vorgestellten Bausatz eines MT-LB in 1/35 in der Grundausführung. Die bis dato aktuellsten Kits zu dieser Fahrzeugfamilie stammen vom Trumpeter, welche ab 2016 erschienen sind. Weitere Bausätze zu diesem Thema in Plastikspritzguss gab es von SKIF. Wie schon im Vorbildteil zu lesen ist, wurden die MT-LB bei verschiedenen Herstellern in einem längeren Zeitraum gebaut, so dass es je nach Produktionswerk und Zeitraum kleine Unterschiede gibt. Augenscheinliche Unterscheidungsmerkmale sind zum Beispiel, auch je nach Nutzer, die Beleuchtungselemente. Auf der Bauanleitung vermerkt Zvezda hier, dass das Modell einen MT-LB-2 darstellen soll, der zwischen 1987 und 1993 produziert wurde.

Der Bausatz kommt in der für die Firma typischen zweiteiligen Verpackung, welche aus dem seitlich zu öffnenden Schmuckkarton mit dem Titelbild eines MT-LB mit einem eingeschobenen Pappkarton, welcher nach oben öffnet, besteht. Die 230 Bauteile, aus denen das Modell entsteht, befinden sich an vier Rahmen aus grauem Plastik sowie einem aus klarem Kunststoff. Des Weiteren befinden sich auch eine Spiegelfolie neben den Abziehbildern und Bauanleitung im Lieferumfang. Der Bau beginnt üblicherweise mit der Wanne. Diese entsteht aus zehn Teilen, was an sich relativ kleinteilig ist. Hier ist genaues Arbeiten und Ausrichten von Nöten. Interessant finde ich dabei die beiden Teile D5, welche eine interne Stützstruktur bilden. Sowas habe ich bisher meines Wissensstand nach noch nicht bei anderen 35er Kettenfahrzeugen gesehen.

Die Schwingarme des Laufwerks sind einzelne Bauteile. Die Position bzw. Höhe dieser ist dabei durch die Form des Passzapfens vorgegeben. Für das Anpassen an eine unebene Oberfläche eines Dioramas könnte man zwar die Löcher ausbohren, müsste dann aber auch die Kette ersetzen, da diese eine Segmentkette ist. Das heißt, die langen Abschnitte oben und unten bestehen aus langen fertigen Stücken, während die anderen Bereiche aus kürzeren bzw. im Fall für die runden Abschnitte um die Leit- und Triebräder aus einzelnen Gliedern bestehen. Bei den einzelnen Gliedern in diesem Kit ist leider auf der Innenseite eine Auswerfermarke zu entfernen. Solch eine Segmentkette gilt ja allgemein als guter Kompromiss zwischen einer einfachen Vinylkette und einer Einzelgliederkette, welche schon ein gewisses Durchhaltevermögen beim Bau voraussetzt. Interessanterweise handelt es sich bei dem gewählten Kettentyp um die frühe OMSh-Kette, welche dadurch vielleicht etwas im Kontrast zum sonst lt. Zvezda späteren Produktionszeitraum steht. Die Laufrollen werden aus zwei Hälften zusammengesetzt und geben m.M. nach das Aussehen des Originals sehr gut wieder. Auf den Gummibandagen sind auch so etwas wie Herstelleraufdrucke zu erkennen. Ungewöhnlich finde ich, dass der Leitradschwingarm durch die runde Achse in der Aufnahme frei beweglich ist. Damit kann man theoretisch hier noch eine Feinanpassung an die Kette vornehmen, es ist aber eben auch nicht eine feste Position für die Montage der Segmentkette vorhanden.

Bei den Antriebsrädern ist der Angusspunkt gut gewählt, da das Versäubern an der Spitze eines Zahnes einfacher ist, als wenn er wie auch oft gesehen, dazwischen liegt. Die großen Bauteile der Wanne weisen übrigens schöne und zahlreiche Details auf. Sämtliche Klappen und Türen sind einzeln vorhanden und lassen sich somit auch in einer geöffneten Position montieren. Allerdings fällt der Blick ins Leere, da der Bausatz keine Inneneinrichtung bietet. Dadurch konnte aber auch der Preis des Bausatzes auf einem normalen Niveau gehalten werden. Vermutlich werden einige Zubehörfirmen das als Einladung verstehen und in Zukunft einiges anbieten. Eine Option, die Zvezda den Modellbauenden in der Bauanleitung anbietet, sind die geöffnet oder geschlossen zu verbauenden Beschussblenden des Fahrer- und Kommandantenplatzes vorne am Fahrzeug. Hier, an den Wannenseiten und auch bei den Winkelspiegeln sind Klarsichteile vorhanden. Erwartungsgemäß gibt es die auch für die Frontscheinwerfer. Wie schon oben erwähnt, ist die Beleuchtungsanlage der Bereich, wo es größere Unterschiede gibt. So ist zum Beispiel die hier vom Modellkonstrukteur gewählte Variante scheinbar z.B. nicht bei der NVA gefahren worden, wie ein Vergleich mit Bildern im Literaturtipp(s.u.) zeigt. Hinten zeigt das Modell die vier kleinen Rücklichter, welche lt. der genannten Quelle der Produktion bei WTS zugeordnet werden können. Hier wäre durch die Beigabe von weiteren optionalen Bauteilen für andere Ausführungen der theoretische Bau eines größeren Kreises von Vorbildern möglich gewesen.

Die beiden Abschleppseile, welche recht gewunden am Fahrzeug montiert waren, sind jeweils als einteilige Bauteile ausgeführt. Die Seilstruktur ist dabei recht fein dargestellt. Weitere Bordwerkzeuge wie Spaten und ähnliches sind nicht vorhanden, wobei auch hier der Vergleich mit Vorbildfotos zeigt, dass diese auch an den Originalen nicht vorhanden sind. Die Mündung des MGs im Turm ist nicht offen und sollte noch mit einem entsprechenden Bohrer aufgebohrt werden. Für die Optik des Richtschützen ist auch ein klares Plastikbauteil vorhanden.

Anleitung/Bemalung: Den Bau des Modells zeigt die Bauanleitung gut und verständlich in 20 Schritten. Farbangaben werden auch für Detailbereiche gemacht und beziehen sich auf das Programm von Tamiya bzw. ein hauseigenes.

Die Bemalung und die Position der Abziehbilder werden auf einen separaten, farbig gedruckte A5 Blatt gezeigt. Zvezda bietet hier drei nicht weiter bestimmte Fahrzeuge an:

  • Fahrzeug in Dreifarbtarnung Dagestan 1999
  • Fahrzeug in einfarbig Grün Süd-Ossetien August 2008
  • Fahrzeug in einfarbig Grün Trainingsbasis Alabino August 2013

Der Decalbogen bietet neben den o.g. Optionen zugeordneten Markierungen auch sechs Zahlenblöcke 1-0 an, so dass man auch theoretisch andere Fahrzeuge darstellen kann.

Fazit: Trotz der schon vorhandenen Bausätze von MT-LB von Trumpeter und SKIF bietet Zvezda hier einen sehr gelungenen Kit für dieses Fahrzeug an. Es bleibt spannend, ob hier noch weitere Ausführungen folgen werden. Für die Modellbauer, welche ein Fahrzeug der NVA bauen wollen, sind allerdings einige Änderungen bzw. Ergänzungen im Detail notwendig.

Literatur:

Fahrzeug Profile 119 Gepanzerte Zug- und Kettenfahrzeuge der NVA – Teil 1

Sebastian Adolf, Wettstetten (November 2025)

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