Dieser Bausatz von 1972 setzte Standards, gleichzeitig spiegelte er aber auch eine damals noch herrschende Unbekümmertheit wider. Kein seriöser Hersteller traute sich nämlich später, wahlweise eine Bf 109 G oder K aus nur einen Bausatz anzubieten!

Die G-Baureihe der Bf 109 war in früherer Zeit bekanntlich recht stiefmütterlich behandelt worden. Erst 1965 erschien von Airfix ein adäquater Baukasten in 1/72. Dieser wurde dann in Israel auf etwa 1/55 hochskaliert. Ausgerechnet diese berüchtigte Starfix wurde jedoch anschließend als erster Quarterscale Kit der Bf 109 G vermarktet. Dieses archaische Modell zu deklassieren, war nicht gerade schwer. Fujimi wollte jedoch sicher mehr als nur das. Leider schoss die Firma aus Shizuoka hierbei aber über das Ziel hinaus! Denn die zwei letzten Baureihen der Messerschmitt 109 einfach mal so kombinieren zu wollen war unbestritten ein Irrglaube! So endete alles wohl mit einer Blamage aufgrund einer misslungenen Kurfürst, anstatt sich damals nur mit einem recht ordentlichem Gustav-Kit zu begnügen.

Doch nun zum Plastik. Wobei es sich hierin in vorbildlicher Gussqualität, fast ganz ohne Grat, um einen Gussrahmen mit 64 hellgrauen Teilen handelt. Dieser war zugunsten der Schachtelgröße jedoch nachträglich zerteilt worden.  Die Rumpfhälften und die Tragflächenteile hingegen, wurden dann sogar nur lose an Mittelästen abgegossen. Dasselbe trifft auf die hier erstmalig erhältlichen zwei verschiedenen Seitenleitwerksflossen zu.

Die gesamte Zelle besitzt eine außergewöhnlich gut detaillierte Außenhaut. Neben den versenkt nachgebildeten Blechstößen und Konturen von Wartungsdeckeln usw., gibt es zusätzlich auch noch sehr feine erhabene Nietreihen. Besser geht es eigentlich selbst heute nicht! Zumal man deren Köpfe, auch in unserer Zeit, wahrscheinlich gar nicht filigraner hinbekommen kann. Somit hinterlassen die Oberflächendetails einen hervorragenden Eindruck. Inwieweit alles auch korrekt ist, müsste allerdings individuell erst noch nachgeprüft werden! Zudem finden sich oberhalb darunterliegender Passstifte am Rumpf leider Sinkstellen!

Zudem gab es erstmalig schon ein ordentliches Cockpit, und das bereits auch mit Seitenkonsolen an den Rumpfinnenseiten! Eine wahlweise anzubringende Ausrüstung mit WGr 21-Rohren, MG 151-Gondeln, einen Zusatztank, oder einer Bombe wurde ebenfalls mitgeliefert. Auch eine alternative Erla-Haube innerhalb der, in solider Qualität ausgeführten, Klarsichtteile, steht zur Verfügung! Ein verlängerter Trop-Luftfilter rundet dann die Variantenvielfalt ab.

Die kleineren Teile waren ebenfalls sehr ordentlich detailliert wiedergegeben worden. So bestehen beispielsweise die Räder aus separaten Teilen.  Beim Hauptfahrwerk sind es Felgen und Reifen, am Hecksporn Bein und Rad. Für die WGr 21 gibt es dann sogar noch dazugehörende Raketengeschosse!

Den krönenden Abschluss, bildete sicher aber der riesige Abziehbilderbogen. Darauf befand sich neben erstmalig bereits ausreichend Stencils und Wartungshinweisen nicht nur eine sehr große Menge an Geschwaderwappen und Kennungen. Darüber hinaus gab es nämlich auch die jeweils dazugehörenden diversen Balkenkreuze sowie Rumpfbänder als auch noch Abschussbalken etc.!  Solch vielfältige Auswahl dürfte selbst bis heute unübertroffen sein.

Glücklicherweise landete der Kit nach langer Produktionszeit zunächst noch eine Zeit im Ausverkauf. Daher lohnte es sich ihn allein nur schon wegen den Decals zu besorgen, was dann u.a. auch unsere Kollege Jean-Luc Formery tat.

Auf der Schachtel abgedruckt, wurden jedoch insgesamt nur sieben Bemalungsvorschläge, einer davon für eine K-Baureihe. Sie hier alle zu verifizieren ist leider aus Platzgründen nicht möglich.  Der potenzielle Käufer muss diesbezüglich aber in jedem Fall selber im Netz auf die Suche gehen, da der Bogen tatsächlich noch viele weitere Decaloptionen bereithält, zu welchen es jedoch keine Seitenrisse gibt!

Jetzt noch zu der Begutachtung des konkreten Gütegrades. Die zwei typischen Beulen gäbe es als Einzelteil, jedoch ist der Rumpf darunter nicht derjenige einer G-14! Somit wäre der Bau einer K-Baureihe niemals authentisch, was eigentlich ja allein schon durch das Fehlen der Fahrwerksklappen vereitelt war.  Doch noch weitere Oberflächendetails waren an der Kurfürst bekanntlich verschieden! Somit bleibt die Verheißung aus diesem Kit auch eine K-Version bauen zu wollen, pure Illusion! Allerdings war es damals, zu Beginn der Siebziger, evtl. gar nicht so einfach, darüber Klarheit zu gewinnen. Fehlte es seinerzeit noch an der nötigen Fachliteratur. Spätestens in den Achtzigern hätte der Zusatz „-K“ allerdings von der Schachtel gehört! Denn solch regelrechte Anmaßung war da bereits völlig fehl am Platz oder m.a.W einfach unfair. Mit Erscheinen des neuen, korrekteren Bf 109 K-Baukästen reagierten die Shizuokaer (wenn auch verspätet) dann aber doch noch. Und ließen den hier besprochenen Kit wie bereits erwähnt also endgültig auslaufen. Und konzentrierten sich danach stattdessen, auf eine Vielzahl diverser verbesserter Gustav-Baureihen-Kits.

Dies war sicher schon nötig, war ihr erster, 109er-Bausatz längst nicht perfekt und da schon überflügelt worden. Seine schlimmsten Patzer wären eindeutig die Radbeulen auf den Flügeloberseiten, welche nicht genug herausragen. Da gilt es selbst tätig zu werden und etwas Material hinzuzufügen, sie also quasi aufzudicken. Anschließend kann dann versucht werden, ihnen durch Schleifen, die korrekte Form zu verleihen. Auch die Auspuffstutzen sind verbesserungswürdig, und sollten (heute) zumindest irgendwie nachgearbeitet werden, falls man sie nicht gegen bessere auswechseln kann. Die Bombe, zwar wahrheitsgemäß als eine 500 kg klassifiziert, ist natürlich zu wuchtig, um authentisch sein zu können. Sie kann somit ebenfalls nicht verwendet werden! Jedoch auch die MG 151-Gondeln sind leider etwas zu groß geraten. Zudem fehlen daran die gewebeartigen „Dichtungen“ an den Stellen wo die überdimensionierten (eher in 1/32 nachgebildeten) Läufe herausragen.

Ein längeres Spornrad-Bein wäre nicht schlecht, wo es doch bereits das vergrößerte Seitenleitwerk als Alternativteil gibt. Die vielen Skizzen der einzelnen Gustav-Unterbaureihen in der BA hingegen, wären, meines Erachtens, unnütz. Sie sollen offenbar nur eine große Authentizität suggerieren, die der Bausatz jedoch keinesfalls zu bieten vermag, außerdem sind sie für die Bf 109 K-Version gehörig unzutreffend!

Wie man sieht, bleibt also noch viel Luft nach oben, und der einstmalige Premium-Bausatz, der ursprünglich schon den späteren Siegeszug der exklusiven „Tamigawa“ high-tech Kits made in japan  einläuten sollte, wäre heute mit viel Wohlwollen evtl. gerade mal noch untere Mittelklasse, denke ich! Nichtsdestotrotz halte ich ihn aber immer noch für baubar. Auch wenn Experten, natürlich sicher noch etliche Ungereimtheiten mehr in Bezug auf die Baureihenkonformität entdecken werden. Als Einstieg in den 48er-Maßstab finde ich ihn aber noch empfehlenswert. Wer diesen also irgendwo noch günstig erhaschen kann und dazu etwas Erfahrung mitbringt, kann damit also durchaus gut in das nahezu unendliche Bf 109-Universum eintauchen. Die im Netz gebauten Modelle zumindest sehen nämlich allesamt recht vielversprechend aus!

N. (Oktober 2025)

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