Das Vorbild: 1955 entwarf Rudolf Uhlenhaut auf Basis des 300 SLR ein Coupé, von dem nur zwei Exemplare gebaut wurden. Dabei setzte Uhlenhaut die Flügeltüren des ein Jahr vorher vorgestellten Mercedes-Benz W 198 ein. Der Motor dieses „Uhlenhaut-Coupés“ leistete 302 PS (222 kW) bei 7500/min. Mercedes plante zunächst, diese Coupé-Version in Langstreckenrennen einzusetzen, wozu es aber nicht mehr kam, da sich das Unternehmen 1955 vom Rennsport zurückzog. Uhlenhaut nutzte es stattdessen als Dienstfahrzeug für die Fahrt zur Arbeit, zum Ärger seiner Nachbarn, die frühmorgens durch die Geräuschkulisse des als Rennwagen entwickelten Fahrzeugs geweckt wurden – trotz nachträglich aufgesetzter Schalldämpfer. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 290 km/h war der Wagen seinerzeit das schnellste Fahrzeug mit Straßenzulassung. Vom sogenannten Uhlenhaut-Coupé existieren noch beide 1955 gebauten Fahrzeuge, die sich nur in Details wie zum Beispiel der Farbe der Innenausstattung, Rot und Blau, und Details am Kühlergrill unterscheiden. Beide Fahrzeuge waren bis Mai 2022 Bestandteil der über 1100 Fahrzeuge umfassenden Sammlung der Daimler AG, wobei das von Uhlenhaut häufiger genutzte Fahrzeug mit blauer Innenausstattung permanent im Mercedes-Benz Museum ausgestellt ist und das andere, mit roter Innenausstattung für gelegentliche Vorführ- und Demonstrationsfahrten genutzt wurde. Im Mai 2022 ließ das Unternehmen das letztgenannte Vorführfahrzeug von Sotheby’s im geschlossenen Mercedes-Benz Museum vor ausgewählten Stammkunden, Liebhabern von Oldtimern, Automobil- und Kunstsammlern versteigern. Mit dem erzielten Erlös von 135 Millionen Euro gilt es als teuerstes Auto der Welt. Mit dem erlösten Geld soll ein weltweites Stipendienprogramm finanziert werden. Der andere Wagen wird weiterhin im Museum ausgestellt.

Der Bausatz: Der Ursprung des 300 SLR Uhlenhaut-Coupé Bausatzes reicht bis in das Jahr 1992 zurück. Entstanden aus einer neuen Bausatzform blieb er mit seiner roten Innenausstattung bis etwa 2012 im Revell-Programm. Parallel zum Coupé wurde noch die offene Rennsportversion angeboten. 2025, zum 70. Geburtstag des Coupés, hat Revell seine alten Formen aus der Schublade geholt und dieses wunderschöne Modell uns allen wieder zugänglich gemacht. Geändert hat sich an dem Bausatz bis auf den Karton nichts. Der Bausatz besteht aus insgesamt 124 Bauteilen, verteilt auf sieben Spritzlingen, dem Karosserieoberteil als Einzelteil, 4 Vinylreifen, einem Decalbogen, der Bauanleitung sowie Farben, Pinsel und Kleber.




Trotz seines Alters bewegt sich der Bausatz qualitätsmäßig immer noch auf einem hohen Niveau. Die detaillierte Karosserie weist feine Oberflächenstrukturen und offene Rippen am Windleitblech auf. Die Motorhaube lässt sich per Scharnier öffnen und schließen und gewährt einen sehr großzügigen Einblick in den Motorraum und auf die Teile des Gitterrohrrahmens. Das 8 Zylinder Triebwerk besteht aus mehreren Teilen. Zusätzliche Detailierung erfährt der Motor durch die mechanische Einspritzpumpe, kurzer Abgasanlage, Kühlsystem und Ausgleichsbehälter. Aufwendiger fällt der Gitterrohrrahmen aus. Hier heißt es sauber und spannungsfrei arbeiten, denn weitere Rohrrahmenteile, die Lenkung (beweglich), innenliegende Bremsanlage, Stoßdämpfer und Triebwerk mit Getriebe werden hier verbaut. Ärgerlich, wenn durch Pfusch das Fahrzeug auf 3 Beinen stehen würde. Etwas entspannter geht es im Innenraumbereich zu. Sitze, Armaturenbrett und Lenkrad finden den Weg dorthin. Die Sitzpolstermusterung und Instrumentierung werden durch Decals dargestellt. Farblich kommt hier auch viel Rot zum Einsatz. Um den Innenraum richtig beäugeln zu können sind die Flügeltüren beweglich gehalten. Allerdings ist die Beweglichkeit nicht unbegrenzt, denn die kleinen Scharnierzapfen an den Enden sind sehr filigran gehalten. Die Verglasung des Fahrzeuges fällt zufriedenstellend aus. Schlieren oder Kratzer waren nicht festzustellen.




Die Chromteile sind auch von einer zufriedenstellenden Qualität. Besonders die dreiteilig gehaltenen Speichenfelgen gefallen und vermitteln so ein realistischeres Aussehen. Die Bereifung, aus weichem Vinyl, weist ein authentisches Profil auf. An den Flanken ist der Hersteller Dunlop zu lesen. Kühlergrill, Spiegel, Wischer usw. sorgen für das Finish.
Die Bauanleitung: Diese bezieht sich wie immer auf das eigene Revell-Farbensortiment. Die fahrzeugspezifischen Decals sind sauber und randscharf gedruckt. Das schwarze Kfz-Kennzeichen der amerikanischen Besatzungszone steht für Würtemberg-Baden und ist authentisch. Ein Foto mit Herrn Uhlenhaut und dem 300 SLR mit dieser Kennzeichnung findet man im Internet. Die Schweizer Kennzeichnung ist ebenfalls durch ein Foto im Internet belegt. Die zwanzigseitige Bauanleitung führt einfach und übersichtlich durch 50 Bauabschnitte. Zusätzlich erhält der Modellbauer zu dem Fahrzeugmodell noch 6 passende Aquafarben mit Pinsel und Kleber. Diese Beigabe wird eher den Einsteiger oder Gelegenheitsbastler ansprechen.





Fazit: Eine willkommene Wiederauflage des 300 SLR-Klassikers von Revell. Trotz seines Alters macht dieser Bausatz immer noch eine sehr gute Figur. Wer ihn noch nicht hat, sollte sich den Bausatz unbedingt zulegen und ist somit „Besitzer“des teuersten Fahrzeuges der Welt – auch wenn nur in 24-facher Verkleinerung.
Zu beziehen ist dieser Bausatz im gut sortierten Fachhandel oder bei Revell direkt.
Alexander Hilbig, Berlin (April 2025)