Vorbild: Die Entwicklung des Jaguar geht auf den Kanonenjagdpanzer der Bundeswehr zurück, dessen Wanne und Fahrgestell weitgehend mit jenem identisch sind. Auf Basis des Kanonenjagdpanzers wurden ab 1963 Prototypen für einen neuen Raketenjagdpanzer gefertigt, der den Raketenjagdpanzer 1 ersetzen sollte. Ab 1967 wurden von den beiden Entwicklerfirmen insgesamt 370 Fahrzeuge unter der Bezeichnung Raketenjagdpanzer 2 gebaut. Diese Fahrzeuge waren noch mit zwei Startgeräten für die Panzerabwehrlenkwaffe SS 11 ausgerüstet. Nachdem die Entwicklung des HOT-Systems abgeschlossen war, wurde an einigen Prototypen des Raketenjagdpanzers 2 die Nutzung getestet. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Tests wurden von 1978 bis 1983 insgesamt 316 Fahrzeuge auf das neue Waffensystem umgerüstet und mit einer Zusatzpanzerung versehen. Diese Fahrzeuge wurden als Jaguar 1 bezeichnet. Das Modell Jaguar 2 basiert auf dem Kanonenjagdpanzer (KaJaPa). Zwischen 1983 und 1985 wurden dazu bei 165 Fahrzeugen die Kanonen entfernt und durch das Panzerabwehrlenkraketensystem TOW ersetzt. Auch der Jaguar 2 erhielt die zusätzliche Panzerung. Beide Modelle des Jaguar wurden bei der Panzerjägertruppe der Bundeswehr eingesetzt. Nach deren Auflösung im Jahr 1996 wurden die noch verbliebenen Fahrzeuge des Typs Jaguar 1 den Panzergrenadierbataillonen (PzGrenBtl), teilweise auch Panzerbataillonen zugeordnet. Bis Ende 2005 wurden alle Jagdpanzer Jaguar 1 außer Dienst gestellt.

Technik: Der HOT-Lenkflugkörper konnte sowohl unter Panzerschutz als auch ABC-Schutz eingesetzt werden: im Inneren des Panzers befand sich eine Ladeautomatik mit einem gasdichten Trommelmagazin für acht Lenkflugkörper. Durch eine Luke wurde das geladene Startrohr mit dem Lenkflugkörper von der Ladeautomatik nach draußen geführt und auf die Visierlinie des Richtschützen ausgerichtet. Außerhalb des Trommelmagazins konnten im Panzer bis zu 12 weitere Lenkflugkörper mitgeführt werden. Uneingeschränkt nachtkampffähig wurde der Jaguar 1 erst mit der Kampfwertsteigerung A3. (Wikipedia)

Bausatz: Wie beim Original trat bei Revell zuerst der Kanonenjagdpanzer in Erscheinung. Dies war im Jahre 2008. Ein Jahr später folgte der Raketenpanzer Jaguar 1 begünstigt durch eine Vielzahl identischer Teile. Da beim aktuellen Bausatz die gleichen Teile beiliegen, handelt es sich somit um eine Wiederauflage aus dem Jahre 2009. Der für Revell typische Faltkarton enthält fünf hellgraue Spritzgussrahmen, einschließlich dem Wannenunterteil und Vinylketten. Für die Darstellung der Antenne wurde Federstahldraht beigelegt. Den Abschluss bilden ein sauber und randscharf gedruckter Abziehbilderbogen und eine farbige Bauanleitung.

Modellbautechnisch entspricht der Bausatz den Fertigungsfähigkeiten von vor ca.20 Jahren. Teilweise findet man Sinkstellen an den Oberflächen und grob und einfach ausfallende Details. Nacharbeiten bis auf die Bearbeitung der Sinkstellen sind kaum zu erwarten. Die schemenhaft erkennbaren Auswurfmarkierungen befinden sich in nicht sichtbaren Bereichen. Die äußere Detaillierung des gesamten Modells sowie die Oberflächenstruktur von Wanne und Turm fallen einfach aus. Angedeutete Schweißnähte fallen relativ massiv auf. Die Anzahl von 6 Winkelspiegeln an der Kommandantenluke ist falsch. Es sollten 7 an der Zahl sein. Positiv zu erwähnen ist wiederum die Möglichkeit, den Jaguar alternativ mit dem frühen Ausblickkopf oder dem späten Wärmebildgerät zu bauen.

Der Innenraumbereich ist leer, wobei man nichts anderes in dieser Preiskategorie erwarten kann. Hier und bei allen anderen Detailierungsschwächen können Aftermarket-Produkte Abhilfe schaffen. Ein weiteres Defizit sind die Panzerketten.

Die Vinylketten sind zwar von einwandfreier Materialqualität, aber nicht korrekt in der Ausführung und weisen innen in regelmäßigen Abständen Auswurfmarkierungen auf. Wen es stört, sollte auch hier bei den Aftermarket-Produkten (Perfect Scale) fündig werden.

Bemalung: Der umfangreiche Bauplan ist übersichtlich gestaltet und führt in 45 Bauabschnitten zum gewünschten Ergebnis. Die Farbangaben beziehen sich wie immer auf die hauseigene Farbpalette. Laut Bauplan hat man die Qual der Wahl von drei darstellbaren Varianten:

•             Jaguar 1 A0A3 – BW – Panzerjägerkompanie 360, IV. Zug, Kühlsheim 1995

•             Jaguar 1 A0A1/A2 – BW – Panzerjägerkompanie 80, Lüneburg 1983

•             Jaguar 1 A0 – Österreichisches Bundesheer – Panzerabwehrbataillon 1, 1996 

Fazit: Bei der Wiederauflage kann man zweigeteilter Meinung sein. Der Bausatz weist altersbedingt einige Schwächen auf, die aber nicht ausschließlich auf die Verwendung vieler Teile des älteren KaJaPa begründet sind. Andererseits steht dem ein akzeptabler Peis von ca. € 30,- gegenüber. Letztendlich hat Revell mit der Wiederauflage des Jaguars 1 den richtigen Riecher gehabt. Der Bausatz wurde auf Verkaufsplattformen im Internet schon zu Liebhaberpreisen gehandelt. Er wird auch jetzt seine Abnehmer finden. Abschließend noch ein kleiner Tipp: Im Internet finden sich einige Walk Around Links mit reichlich Fotomaterial zu diesem Fahrzeug.

Zu beziehen ist dieser Bausatz im gut sortierten Fachhandel oder direkt bei Revell.

Alexander Hilbig, Berlin (Juli 2024)

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