Vorbild: Die Fieseler Fi 167 wurde für die Ausschreibung eines Träger-Mehrzweck-Flugzeuges für den geplanten Flugzeugträger A, später Graf Zeppelin ab November 1936 entwickelt. Als vorrangige Einsatzrolle war die Aufklärung sowie die des Torpedobombers geplant. Trotz der Auslegung als Doppeldecker war es ein modernes Flugzeug. Es besaß alle Hochauftriebshilfen der Fi 156 Storch. Das verkleidete Hauptfahrwerk war abwerfbar, und im Unterflügel waren Schwimmzellen. Die beiden Flächen waren zum Heck hin klappbar.
Der Erstflug des Prototypen Fi 167 V1 war am 12. November 1937. Es entstanden drei Prototypen. Später wurden noch bis 1942 bis zu zwölf A-0-Vorserienmaschinen gebaut. Die eigentliche Serienfertigung wurde wegen des Baustopps der Graf Zeppelin nicht aufgenommen. Bis 1943 wurden sie unter deutscher Flagge an der Nordseeküste in den Niederlanden eingesetzt. Danach wurden sie im September 1944 an Kroatien abgegeben. Von Zagreb erfolgte der Einsatz als Aufklärer sowie Verbindungsflugzeug. Nach dem Ende des WK II wurden die verbliebenen Fi 167 von den jugoslawischen Luftwaffe übernommen und aufgebraucht.
Bausatz: Die Fieseler Fi 167 ist eher ein Exot in der Modellbauwelt. In den 1990er Jahren war es der erste Spritzgussbausatz in 1/72 des tschechischen Herstellers Pavla. Es war ein durchaus rustikaler Shortrunbausatz mit einigen Resinteilen. Damals hatte ich den Kit auch gebaut.
So war es überraschend, 2023 einen Spritzgussbausatz der Fi 167 in 1/72 bei AZmodel im Programm zu finden. So befinden sich in der unpraktischen Schüttbox zwei Spritzgussrahmen mit 52 Teilen, ein Klarsichteil, ein Decalbogen und die mehrfarbige Bauanleitung.
Viele Bauteile finden sich aus dem Pavla-Kit wieder. Scheinbar diente das damalige Urmodell als Grundlage. Die Abspritzung ist heute deutlich besser als damals bei Pavla. AZmodel legt leider heute keine Fotoätzteile mehr bei. So finden sich für das Cockpit die Instrumentenbretter aus Spritzgussmaterial und die Sitzgurte werden mittels Decals dargestellt. Die Rumpfinnenseiten sind auf den Innenseiten schön detailliert.
Auf den Außenseiten gibt es feine versenkte Strukturen. Das Seitenleitwerk ist komplett an der linken Rumpfseite anmodelliert. Ist der Rumpf erstmal zusammengeklebt, dann kommen die einteilige untere Tragfläche und das Höhenleitwerk hinzu. An der Unterseite der Tragfläche werden Hauptfahrwerke angeklebt. Leider sind die Räder nicht einzeln vorhanden.
Die beiden Tragflächen bestehen aus jeweils einem Stück. Man findet hier schöne feine Strukturen. Die nachgebildete Stoffbespannung gefällt mir. Man findet hier, wie an den Rudern, scharfe Hinterkanten. Für die N-Stiele hat man leichte Vertiefungen in die Tragflächen eingebracht. Als Herausforderung sollte man die Verspannung der Tragflächen sehen.
Man setzt die Luftschraube aus fünf Teilen zusammen. Die Blätter müssen einzeln ausgerichtet werden. Das einzige Klarsichtteil ist die komplette Kanzel. Sie ist recht sauber abgespritzt und klar.
Der Decalbogen ist tadellos gedruckt. Er enthält alle notwendigen Markierungen. Bei den Farbangaben bezieht sich AZmodel auf das System von Humbrol. Weiterhin gibt es die RLM-Nummern.
Bemalungen:
- Fi 167A-0, weiße 9, Jugoslawische Partisanen, 1944;
- Fi 167A-0, schwarze 0553, Jugoslawische Luftwaffe, 1946;
- Fi 167A-0, weiße 56, Königlich Rumänische Luftwaffe, 1944.
Fazit: Gut 25 Jahre nach dem damaligen Pavla-Kit liefert AZmodel einen neuen Bausatz der Fieseler Fi 167A in 1/72. Gedacht ist er nur für fortgeschrittene Modellbauer.
Volker Helms, Godern (September 2023)