Vorbild: Schon ab Mai 1943 arbeitete Heinkel, wie auch Messerschmitt und Focke Wulf, am Entwurf eines einstrahligen Jagdflugzeuges. Mit der Bezeichnung P.1073 gingen die Projektunterlagen im Juli 1944 ans RLM. Im Sommer 1944 entschied man sich dort für einen einfachen einstrahligen sogenannten Volksjäger. Dieser sollte neben der Me 262 in Produktion gehen. Der erste Entwurf für die eigentliche He 162 stammt vom 8. September 1944. Nach Fertigstellung der Attrappe erfolgte ein Auftrag für die Serie.

Am 6. Dezember 1944 war dann die He 162M1 fertig zum Erstflug. Während einer Vorführung stürzte dieser Prototyp schon am 10. Dezember ab. Die Konstruktion wurde am Tragwerk überarbeitet und am 22. Dezember 1944 folgte die M2 in der Erprobung und schon am 14. Januar 1945 die erste Serienmaschine. Im März 1945 begann die Umschulung bei der Stabsstaffel des JG 1 in Parchim, und von dort wurde am 15. April zum Einsatz nach Leck verlegt. Die Produktion lief in Marienehe, bei Junkers in Bernburg und in Wien. Ausgerüstet war die He 162A mit einem BMW 003E-1 mit einem Schub von 820 kp. Bewaffnet war das Flugzeug mit zwei MK 108 mit je 50 Schuss. Man geht von 180 bis 185 fertiggestellten He 162 aus.

Bausatz: Dieser Frog-Bausatz, der gerade erst der (wenn man das Faller-Modell nicht mitzählt) zweite Bausatz eines „Volksjägers“ überhaupt war, bedeutete schon eine merkliche Verbesserung zur sehr simplen Lindberg-Ausführung von 1965. Die fünf Jahre, die bis zum Erscheinen des britischen Kits vergangen waren, zeigten bereits gut den neuen Trend im Plastikmodellbau. Die symmetrischen Raster von Nietenreihen wichen hier nämlich schon feinen erhabenen Panellines! Gerade diese sind bei dem ältesten englischen Modellbau-Anbieter seinerzeit aber schon äußerst flach geraten. Es könnte somit kritisch werden, sie beim Bemalen nicht zu überdecken! Denn feinere „Linien“ lassen sich technisch selbst heute nicht umsetzen und sind in so einer Unauffälligkeit nicht oft zu sehen. Selbst beim Sprühen mit der Pistole gilt es, hier sehr aufzupassen. Eine Grundierung muss daher natürlich unterbleiben. Da es am Rumpf außer diesem haarfeinem Belag an Konturen von Objekten einerseits, und Trennlinien von Blechstößen andererseits einfach nichts anders gibt, darf nur ein ganz feiner Sprühnebel aufgetragen werden. Wird der Farbauftrag zu üppig, sind all die schönen Oberflächendetails dahin, und man erhält bestenfalls nur noch ein überwiegend glattes, spielzeughaftes Modell.

Wer hier wirklich auf Nummer sicher gehen will, dem sei ein Nachgravieren empfohlen. Bei dieser Gelegenheit würde durch den Vergleich mit technischen Zeichnungen dann natürlich auch ersichtlich werden, ob alles korrekt platziert nachgebildet wurde. Aber auch ohne Nachprüfung finde ich, dass hier der „Besatz“ eigentlich ganz ausgeglichen gelang und damit nicht zu viel oder zu wenig beinhaltet. Die Tragflächen und die Leitwerke weisen hingegen an den Ruderflächen bereits die notwendigen Vertiefungen auf. Meiner Meinung nach sind diese nicht ganz zu prominent eingraviert. Also eigentlich genau so, wie auch bei heutigen Baukästen üblich. Sie würden wohl aber ruhig sicher auch eine dickere Farbschicht überstehen, falls man sie denn evtl. noch etwas unaufdringlicher gestalten möchte. Mehr oder minder selbiges Fugenmaß erbringen dann auch die in die Tragflächenoberseiten einzuklebenden Platten. Diese wären streng genommen nicht unbedingt als separate Teil nötig, aber sie erhöhen erstens die für einige doch recht niedrig erscheinende Teileanzahl, und außerdem bereichern sie mit ihren Riefen sichtbar die sonst glatten Flügel.

Eine Cockpitnachbildung existiert leider nicht! Zumindest besitzen die Rumpfhälften so etwas wie eine Revi-Nachbildung auf der vorderen Abdeckung des Kabinenraums. An deren rückwärtigen Ende würde sich natürlich ein Armaturenbrett gut machen, das aber fehlt. Nur ein übergroßer Sitz und die äußerst grobschlächtig modellierte Pilotenfigur sorgen dafür, dass die Rumpföffnung unterhalb der Kanzelhaube einigermaßen ausgefüllt wird. Schade, nur wenige Jahre später offerierte auch Frog schon brauchbare, ordentliche WK-II-Pilotenfiguren! Doch in Bünde, wohin nach 1976 auch diese Formenwerkzeuge landeten, war niemand bereit, aus den anderen Kits die bessere Figurenform zu übernehmen und sie in die der He 162 einzufügen! So muss man selbst in seinen Restevorrat greifen oder versuchen, den plumpen Flugzeugführer etwas nachzuarbeiten! Die zwei Klarsichtteile für die Cockpithaube wären hingegen ganz passabel, also vollkommen klar und dünn genug, um keinen Glasbausteineffekt zu verursachen. Der hintere Teil kann laut Anleitung übrigens auch hochgeklappt angeklebt werden! Ein  zukunftsweisendes Feature, das für 1970 gewiss nicht selbstverständlich war und deshalb sehr anerkennenswert ist. Einen konkreten Wert für das in den Bug einzusetzende Gewicht hatte es bei Frog nicht gegeben. Revell indes gab später sieben Gramm an, doch kann ein bisschen mehr natürlich auch nicht schaden.

Sind die Tragflächen und das doppelte Seitenleitwerk an den Rumpf geklebt, ist der kleine Jet fast schon fertig. Es gilt nur noch die Entscheidung zu treffen, ob man ihn mit ausgefahrenen oder geschlossenen Fahrwerk vollenden möchte. Das Bugrad, das mit seinem „Bein“ eine Einheit bildet, ist nahezu perfekt nachgebildet. Lediglich die Speichen auf seiner Felge sind gegenüber dem Original leicht überdimensioniert worden. Eine Spurgabel wäre vorhanden, womit man vorne also eine nahezu vollkommene, 72-fach verkleinerte Replik erhält. Bei den zwei Haupträdern wird es leider aber etwas schwieriger, denn dort sind nämlich anstatt von Spurgabeln lediglich dreieckige Nasen abgegossen worden! Hier muss man die Zwischenräume herauszutrennen, um auch an dieser Stelle authentisch werden zu können.

Felgen-Details gibt es leider auch nicht. Ebenfalls sind die fehlenden Radschächte zu erwähnen, die sehr tiefe Einblicke in das Rumpfinnere erlauben. Die wenigen restlichen Teile wie Antennen etc. sind nicht besonders filigran abgegossen worden. Man kann aber versuchen, die Ringantenne bzw. den „Peilrahmen“ vorsichtig mit einer Rundfeile innen ein bisschen dünner zu feilen. Die Fahrwerksklappen fallen bedauerlicherweise vollkommen glatt und ohne jede Textur aus! Die vordere muss zunächst von den zwei kurzen Scharnieren befreit werden, bevor sie eingesetzt wird, falls man ein Fahrwerk im geschlossenem Zustand anpeilt. Der kleine Decalbogen, der zwei authentische Kennungen anbot, war für seine Zeit zudem auch noch sehr üppig ausgestattet. Mit der Zeit verschwand allerdings das problematische Hoheitszeichen für die Seitenruderfinnen unter Revells Ägide. Die Vergratung ist minimal, doch gibt es am Leitwerk leider ein paar Auswerfermarken, doch sind diese Mulden nicht allzu tief und können schnell verspachtelt werden.

Fazit: Wie kann man nun diesen Bausatz, den es aus Bünde sogar noch bis 1992 in einer blauen Schachtel gab, richtig einordnen? Er ist gegenüber dem beinahe schon auf Überraschungsei-Niveau rangierenden Lindberg-Bausatz, den es zwischenzeitlich ebenfalls von Revell gab, zweifelsohne die bessere Wahl und wäre dabei aber dennoch fast genauso schnell zusammengebaut. Er stellt im direkten Vergleich jedoch durchaus schon eine ordentliche Basis für den „Salamander“ im Standardmaßstab dar! Selbst wenn man ihn neben ein zeitgemäßes Modell aus Fernost oder Tschechien stellt, wirkt er gar nicht mal so schlecht. Vollkommen mithalten kann er aber logischerweise jedoch in keinem Fall mehr! Als eine Art kontrastreiches Gegenstück kann man ihn jedoch immer noch bauen. Außerdem ist er wunderbar für den Beginner oder generell für den Nachwuchs geeignet. Diesbezüglich wäre er also ein idealer Kandidat für eine erneute Wiederauflage. Etliche Sammler würden sich sicherlich freuen, ihn wieder neu und zu einem vernünftigen Preis erwerben zu können. Er kann daher zumindest von mir nur sehr empfohlen werden.

Vorbildteil: Volker Helms, Godern

N. Juli 2023

2 Kommentare zu diesem Beitrag
  1. Lieber Kollege Helms,
    ich erlaube mir, hier Ergänzungen anzubringen . . . gefertigt wurde die He 162 nicht in Wien, sondern in Wiener Neustadt (WNF = Wiener Neustädter Flugzeugwerke). In Wiener Neustadt exisitieren auch heute noch zwei Flughäfen – Wiener Neustadt Ost, wo Diamond Aircraft Flugzeuge baut und testet, und den “alten” Militärflughafen westlich der Bahnline. Sogar in der südlichen Steiermark gab es unterirdische Fertigungsstätten, in denen Teile für die He 162 gebaut wurden.
    Der Erstflug wurde in Heidfeld nahe Schwechat absolviert, wo dieses Exemplar einige Tage danach auch abstürzte.
    Glatt war die He 162 auf den Tragflächen, denn diese waren bekanntermassen aus Holz gefertigt, allfällige Stöße waren verleimt und und überquellender Leim entfernt, um eine sauber anliegende Strömung zu gewährleisten.
    Der Fahrwerksschacht ragte tatsächlich bis weit nach oben in den Rumpf, der erste Bausatz der dies in 1:72 korrekt in allen Einzelheiten darstellte, war der von Dragon, der außergewöhnlich gut detaillert war, und ebenfalls später von Revell wieder aufgelegt worden war.
    L G

  2. Hallo Peter,
    zunächst vielen Dank für dein stetiges Mitlesen! Tut immer gut zu wissen das Sachen auch gelesen werden bzw. Interesse erwecken! Ja als Österreicher war es dir natürlich sofort aufgefallen, wo die Fertigung tatsächlich stattfand. Sei für die Ergänzungen bedankt! Tja und die separaten Platten für die Tragflächenunterseiten gehören dann also bündig verschliffen. Somit sind diese separaten Teile nicht nur unnötig, sondern bereits vorbildwidrig!
    Freilich war die Dragon seinerzeit ein Quantensprung nach vorne. Natürlich hätten wir sie selbstverständlich ebenfalls gerne besprochen, wenn wir sie nur hätten. Doch Vorsicht, nachdem ein Kollege auf scalemates einen Vergleich aller He 162-Kits durchführte schneidet sie heute überhaupt nicht mehr so gut ab..
    http://www.scalemates.com/de/profiles/mate.php?id=72957&p=albums&album=94564&i=155#155
    Viele Grüße N

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