Geschichte: Die Messerschmitt P.1101 war ein einsitziges, einstrahliges Jäger-Projekt des Zweiten Weltkrieges, entwickelt als Teil des Jäger-Notprojektes, das u.a. eine zweite Generation von Strahljägern für das Dritte Reich suchte. Ein prominentes Feature war, dass der Anstellwinkel vor dem Start verändert werden konnte, ein Feature, das weiter entwickelt wurde in später entwickelten Schwenkflügel-Flugzeugen wie der Bell X-5 und der Grumman XF-10 Jaguar. Zu der Zeit, als eine amerikanische Infanterie-Einheit den Oberammergau-Komplex entdeckte am 29. April 1945, war der V1-Prototyp etwa 80% fertig. Die Flügel waren noch nicht anmontiert und scheinen nie Bespannung auf ihren Unterseiten gehabt zu haben. Die Zelle wurde aus dem nahen Tunnel entfernt, in dem er versteckt worden war, und die zugehörigen Dokumente wurden gesichert. (Quelle: Bauanleitung, aus dem Englischen übersetzt)




Der Bausatz wird einem Stülpkarton ausgeliefert mit einer Darstellung einer getarnten Maschine, die zwei Ruhrstahl-Lenkflugkörper auf eine über ihr fliegende B-29 abschießt. Er enthält zwei Gussrahmen in mittelgrau, einen in klar sowie einen kleinen Decalbogen sowie eine Bauanleitung.
Der Kit ist eine Wiederauflage des RS-Bausatzes von 2023 mit neuen Decals. Einen früheren 48er Bausatz der P.1101 gab in den 2000ern aus Resin von Antares. Die Bauteile sind Shortrun-Produkte ohne Lokalisationshilfen und zeigen ein wenig Fischhaut und einige Auswurfmarkierungen, zum Glück nur auf der Innenseite. Die Detaillierungen bestehen einzig aus feinen, sehr sauberen Gravuren. Das Glasteil, das leider nur die geschlossene Kanzelhaube darstellt, ist ausreichend klar. Das Cockpit hat einen Sitz, ein fein geprägtes Instrumentenbrett, zwei Seitenkonsolen, einen Steuerknüppel und Seitenruderpedale. Für die Sitzgurte muss der erlauchte Modellbauer selbst sorgen. Für den Lufteinlauf findet sich ein dreiteiliges Rohr, um den Durchblick zu verhindern, hinten dient dazu ein vielteiliges Ensemble einschließlich Zwiebel. Sehr schön sind die fein detallierten Räder, die hälftig zusammengeklebt werden müssen und dabei leider Profil einbüßen werden. Die Fahrwerksbeine ankern seitlich in speziellen Mulden, die von separaten Rumpfteilen dargestellt werden. Das Bugrad hat seinen Angriffspunkt weit ausgestellt vorn in einem separaten Schacht. Leider wird nirgends auf ausreichenden Ballast hingewiesen. Für das Höhenleitwerk gibt es zwei Varianten, einmal die Möglichkeit, es auf Rumpfhöhe anzubauen, oder aber, ein T-Leitwert zu konstruieren. Für Langstreckenflüge bietet der Kit noch zwei Zusatztanks im Bf 109/Fw 190-Stil. Ein weiterer netter Gimmick sind zwei Ruhrstahl-Flugkörper, die jeweils mit einem Antriebsrohr und einer Bauchflosse versehen an eine kleine Schiene montiert unter dem Flügel landen.



What if…sehr spannend! Diese Konfiguration wäre ihrer Zeit weit vorausgewesen: Einmotoriger Strahljäger mit verstellbaren gepfeilten Flächen, Cockpit am vorderen Rumpfende, Bugrad-Fahrwerk und nicht zuletzt Raketen und Tanks unter den Flügeln, kommt einem das nicht vertraut vor?
Der Decalbogen bietet außer den Nationalitätskennzeichen nur Kennbuchstaben und Staffelwappen. Die glänzenden Farben der Decals wirken deckend und gut abgegrenzt. Die Farbangaben benennen nur RLM- bzw. tschechische Bezeichnungen. Die fiktiven Farbschemata im Angebot sind:
1: Messerschmitt P.1101, 1./JG 1, 1946 in wellenförmigem Tarnmuster RLM 81/82/76 über RLM 76;
2: Messerschmitt P.1101, 9./JG 52, 1946 mit Wellenlinien RLM 76 über 75;
3: Messerschmitt P.1101, Czechoslo, 1947 in wellenförmigem Tarnmuster Sand/hellgrün/dunkelgrün über RLM 76;
Fazit: RS Models hat hier ein interessantes Modell-Projekt, das wahrscheinlich viel Einfluss auf Nachkriegsentwicklungen hatte, wieder neu aufgelegt. Auf jeden Fall empfehlenswert, aber als Shortrun eher was für etwas erfahrene Modellbauer!
Literatur (Auswahl):
https://de.wikipedia.org/wiki/Messerschmitt P.1011
Bauanleitung
Utz Schißau (Berlin, November 2025)

