Vorbild: Wie beim Tornado ist auch die SEPECAT Jaguar aus einer Kooperation entstanden. Ende der 1960er-Jahre beschlossen Frankreich und Großbritannien, gemeinsam ein Flugzeug zu entwickeln. Frankreich suchte einen Nachfolger für die F-100 Super Sabre, während Großbritannien die Hawker Hunter ersetzen wollte. Die Jaguar sollte als überschallschneller Jagdbomber eingesetzt werden, aber auch in einer zweisitzigen Variante als Trainer fungieren. Damit waren die Rahmenbedingungen geschaffen, und 1966 entstand durch ein Joint Venture zwischen der British Aircraft Corporation (BAC) und Bréguet Aviation das Unternehmen SEPECAT (Society for European Production of the Concorde and Tactical Aircraft). Bereits 1968 erfolgte der Erstflug der Jaguar.

1973 wurden die ersten Flugzeuge ausgeliefert, wobei die britische Variante allgemein als moderner angesehen wird. In Frankreich setzte man hingegen aus Kostengründen eher auf ältere Komponenten.

Die französische Jaguar A (Attaque), die einsitzige Jagdbomber-Variante, war mit zwei Adour Mk.102 Turbofan-Triebwerken mit je 3.315 kp Schub ausgestattet und verfügte im Vergleich zur britischen Ausführung nur über eine relativ einfache Avionik.

Die britische Jaguar GR Mk.1 war hingegen mit einer höherwertigen Avionik ausgerüstet und erhielt Rolls-Royce/Adour Mk.102/104-Triebwerke mit jeweils 3.646 kp Schub.

Ab 1977 wurde die SEPECAT Jaguar unter der Bezeichnung Jaguar „International“ in mehreren Exportvarianten angeboten. Die Systeme an Bord – insbesondere Avionik, Sensorik und Bewaffnung – wurden dabei jeweils an die Bedürfnisse der Kunden angepasst. Anders als die britische GR.1 oder die französische Jaguar A wurden einige Exportvarianten auch mit Radar, z. B. dem Thomson-CSF Agave-Radar, ausgestattet.

Indien ist mit Abstand der größte Jaguar-Nutzer außerhalb Europas. Dort wurden über 160 Flugzeuge beschafft, teilweise auch in Lizenz bei HAL (Hindustan Aeronautics Limited) gefertigt. Die indischen Jaguars sind kontinuierlich modernisiert worden (z. B. mit EL/M-2052 AESA-Radar, GPS, Litening-Pods) und stehen weiterhin im Dienst.

Weitere Exportkunden waren:

  • Oman: 26 Flugzeuge (Jaguar International)
  • Ecuador: 12 Flugzeuge
  • Nigeria: 18 Flugzeuge
  • Jordanien: 12 Flugzeuge

Insgesamt wurden etwa 543 Jaguar gebaut (einschließlich Prototypen), davon rund 200 Maschinen für den Export.

Die RAF setzte die Jaguar unter anderem im Rahmen der Operation „Desert Storm“ 1991 im Irak ein. Dort sollten die Maschinen im extremen Tiefflug feindliche Radarstellungen, Flugplätze, Nachschubverbindungen und andere strategische Ziele angreifen. Durch ihre kompakte Bauweise, gute Tiefflugstabilität und zuverlässige Systeme erwiesen sich die Maschinen als effektiv, wenn auch an der Grenze ihrer Reichweite. Die britischen Jaguar wurden für diesen Einsatz mit der ikonischen „Desert Pink“-Lackierung versehen, um besser mit der Wüstenumgebung zu verschmelzen. Viele Maschinen trugen dazu teils humorvolle Nose Arts, ein heute legendärer Anblick unter Luftfahrtfans.

Trotz der zahlreichen Einsätze und gefährlichen Aufgaben erlitt die RAF keine Verluste durch Feindeinwirkung. Die Jaguar erwies sich als robust und zuverlässig, lediglich ein britisches Flugzeug ging durch einen Unfall verloren.

Auch nach dem Golfkrieg blieb die Jaguar im Einsatz: Die RAF flog sie später in Bosnien während der Jugoslawienkrise, Frankreich setzte sie u.a. im Tschad ein, und auch in Afghanistan kam sie für Aufklärungsflüge zum Einsatz. In Indien ist die Jaguar, lokal modernisiert als „Shamsher“, bis heute aktiv und wird regelmäßig für Patrouillen und Grenzsicherungsmissionen an der Grenze zu Pakistan eingesetzt.

Bausätze: Beide Bausätze miteinander zu vergleichen, ist eigentlich kein fairer Kampf, der Heller-Bausatz basiert auf dem bereits 1994 erschienenen Airfix-Kit, während Airfix 2025 eine komplett neue Sepecat Jaguar als „New Tool“ auf den Markt gebracht hat. Nun muss dieser neue Bausatz erst einmal beweisen, ob er seinen deutlich höheren Preis rechtfertigt, denn während man den Heller-Bausatz schon für knapp 30 € bekommt, muss man für das neue Schmuckstück von Airfix rund 60 € auf den Tisch legen.

Direkt fällt einem auf, wie groß der sehr stabile Stülpkarton von Airfix ist, er ist gut doppelt so groß wie die recht dünnwandige Klappschachtel von Heller, die 2024 neu eingeführt wurde. Wer auf Umweltbewusstsein Wert legt, hat mit Heller allerdings einen klaren Vorteil, die neuen Verpackungen bestehen aus recyceltem Material und auch im Inneren gibt es eine Überraschung. Die Gussrahmen sind nicht wie üblich in Plastikfolie verpackt, sondern zwischen schwarzem Papier gebettet.

Airfix

Heller

Des Weiteren hat Heller ein paar nette Extras beigelegt, wie einen kleinen Katalog oder das Türschild, eine witzige Zugabe.

Somit geht der erste Punkt knapp an Heller, aufgrund der platzsparenden und umweltfreundlichen Verpackung.

Gebaut wird nach klassischer Flugzeugmanier von innen nach außen, wobei wir uns zunächst dem Cockpit zuwenden. Beide Bausätze verfügen über eine Cockpitwanne, in die Sitz und Instrumente eingebaut werden. Hier enden aber schon die Gemeinsamkeiten, denn der neue Airfix-Bausatz geht andere Wege als viele Hersteller und hat sich etwas Neues einfallen lassen.

Die Sidepanels sind nicht direkt an die Wanne angegossen, sondern können separat bemalt oder mit den beiliegenden Decals versehen und anschließend entspannt eingeklebt werden. Insgesamt ist der Detailgrad für ein „Out-of-the-Box“ Cockpit wirklich sehr gut. Auch das Frontpanel überzeugt mit seiner feinen Detaillierung, ich denke, es gehört zu den besten Cockpits ohne Aftermarket-Zubehör, die aktuell erhältlich sind.

Der Sitz ist leider recht aufwendig aufgebaut, da er aus vielen Einzelteilen besteht, dafür bietet er aber ebenfalls sehr feine Details. Ein Opfer, das man gern bringt. Was jedoch fehlt, sind Gurte, weder in Form von PE-Teilen noch als Decals. Vermutlich liegt das daran, dass Airfix zwei Pilotenfiguren beilegt. Dennoch hätte man hier zumindest eine Option für Sitzgurte mitliefern können.

Airfix

Das Cockpit bei Heller kann in Sachen Detaillierung nicht mithalten oder besser gesagt, es gibt keine Detaillierung. Die gesamten Cockpitinstrumente und Bedienelemente sind ausschließlich als Decals ausgeführt. Auch der Sitz ist eher schlicht gehalten. Eines haben jedoch beide Bausätze gemeinsam: Es sind keine Gurte enthalten.

Heller

Die Kategorie „Cockpit“ geht also eindeutig und ohne Zweifel an Airfix. Möchte man bei Heller ein ähnliches Ergebnis erzielen, muss man schon tief in die Aftermarket-Kiste greifen.

Bei Heller wird, genauso wie bei Airfix, nun das vordere Fahrwerk gebaut. Auch hier weiß Airfix mit sehr schönen Details zu begeistern. Ähnlich wie bei Tamiya wird der Fahrwerksschacht aus einzelnen, sehr detaillierten Elementen wie ein Puzzle zusammengesetzt. Bei Heller hingegen ist, wie schon beim Cockpit, keinerlei Detail vorhanden.

Hat man Cockpit und Fahrwerk fertiggestellt, können diese in Position in eine der Flugzeughälften geklebt werden. Bei Heller besteht der Rumpf aus zwei großen Hälften über die gesamte Länge des Flugzeugs. Bei Airfix hingegen hat man zunächst nur den vorderen Teil des Rumpfes als separates Bauteil.

Airfix

Heller

In beiden Bausätzen kann man verschiedene Varianten der Jaguar bauen, bei Heller die Versionen GR.1A, GR.3A und IS, wobei sich nur bei der Desert-Storm-Variante das Cockpit-Decal und der Reconnaissance-Pod unterscheiden, sowie natürlich die Lackierung.

Bei Airfix lassen sich die Varianten GR.1 und GR.1A bauen. Der größte Unterschied liegt hier bei der frühen GR.1-Version, die noch mit der spitzen Nase ohne Optik ausgestattet war und genau dafür hat Airfix eine sehr interessante Lösung gefunden, man bekommt eine Sägeschablone, die an die Nase gehalten wird und entlang der man dann sauber absägen kann.

Ebenso gibt es auf dem Rücken des Jaguars eine Sensoreinheit, deren Antennenkonfiguration je nach Version unterschiedlich ist. Auch hier liefert Airfix eine Bohrschablone mit, die auf das Modell aufgesetzt wird und exakt vorgibt, wo für welche Version gebohrt werden muss. Ich finde das genial!

Das hintere Fahrwerk des Airfix Jaguar wird, genau wie der vordere Fahrwerksschacht, aus mehreren Einzelteilen zusammengesetzt, fast wie ein Puzzle. Das sorgt für eine sehr gute Detaillierung.
Heller hingegen hat den hinteren Fahrwerksschacht direkt in die Flugzeughülle gegossen, was zwar einfacher zu bauen ist, aber deutlich weniger Details bietet.

Airfix Gussrahmen

Sobald man beide Flugzeughälften verbunden hat, geht der Bau erstaunlich identisch weiter. Für die perfekte Passform hat Airfix zwei „Platten“ mit ineinander greifenden Zähnen entwickelt. Diese sollen die beiden Rumpfhälften präzise in Position bringen, man kann nur hoffen, dass das in der Praxis auch wirklich funktioniert.
Der Hauptflügel wird, sowohl bei Heller als auch bei Airfix, als Ganzes auf das Flugzeug gesetzt.
Hier merkt man allerdings das Alter des Heller-Bausatzes deutlich. Airfix wartet mit sauber ausgeführten Nietreihen auf, bei Heller… naja.

Airfix

Heller

Bei vielen Flugzeugen sind die Triebwerkslufteinlässe immer wieder ein Knackpunkt. Sie bestehen meist aus mehreren Teilen und müssen sehr exakt gebaut werden, damit alles sauber passt, was leider selten der Fall ist. Mit modernen Slide-Mould Verfahren kann man dieses Problem gut lösen, aber Airfix hat im Prinzip die gleiche Bauweise wie Heller gewählt, die Intakes werden aus zwei Hälften zusammengesetzt.
Airfix hat jedoch auch hier ein kleines Gimmick parat, es liegt eine Lehre bei, in die man die beiden Hälften passgenau einlegen kann, um sie perfekt miteinander zu verbinden.

Airfix

Heller

Bei Airfix gibt es den Jaguar nur mit ausgefahrenen Flaps und Slats, eine Option, diese eingefahren darzustellen, ist ab Werk nicht vorgesehen. Bei Heller sieht es genau andersherum aus, dort können sie ausschließlich in eingefahrener Position gebaut werden. Die Bremsklappen lassen sich bei beiden Bausätzen in ausgefahrener Stellung montieren.
Interessant ist bei Airfix die Umsetzung der Fahrwerksklappen, diese sind am Boden teilweise geschlossen und öffnen sich nur beim Ein- oder Ausfahren des Fahrwerks. So würde man allerdings nichts von dem toll detaillierten Fahrwerksschacht sehen. Deshalb bietet Airfix in der Anleitung auch die Möglichkeit, die Klappen geöffnet zu bauen, so kann man entweder eine Wartungsszene darstellen oder einfach stolz sein Meisterwerk präsentieren.

Airfix

Heller

Dass Airfix sein Modell eindeutig für eine stehende Darstellung vorsieht, wird spätestens bei den Rädern deutlich, diese sind nämlich als sogenannte „weighted wheels“ ausgeführt, also unter Gewichtsbelastung abgeflacht, eine tolle Sache in meinen Augen. Auch bei der Detaillierung hat sich Airfix hier wieder richtig Mühe gegeben. Bei Heller sieht es dagegen eher rudimentär aus, weder gibt es ein Reifenprofil noch erkennbare Details an den Felgen.

Airfix

Heller

Ähnliches zeigt sich auch bei den Klarsichtteilen, Airfix ist hier schlicht das neuere Modell und zeigt, was heutzutage möglich ist. Die Rahmen der Cockpitverglasung sind fein detailliert und mit Nieten versehen, das Material selbst ist glasklar. Aber auch die Kanzel von Heller muss sich keineswegs verstecken. Sie ist ebenfalls sehr klar, frei von Fehlern oder störenden Nähten. Angesichts des Alters des Heller-Bausatzes kann man sagen, beide Klarsichtteile sind wirklich gelungen.

Airfix

Heller

Allgemein kann ich beim Kit von Airfix keine wirklichen Schwächen erkennen. Die Teile sind sauber gegossen, es gibt kein Grat oder Fischhaut, alles wirkt durchdacht und hochwertig. Besonders beeindruckt haben mich die extrem dünn ausgeführten Tragflächen. Diese so filigran und dennoch verzugsfrei aus der Form zu bekommen, ist wirklich „top notch“. Auch die vielen kleinen Gimmicks und Details, bei denen man merkt, dass sich jemand Gedanken gemacht hat, gefallen mir sehr, zum Beispiel die beiliegenden Triebwerksabdeckungen, die es quasi als Bonus dazu gibt.

Airfix

Bei Heller hingegen merkt man dem Bausatz das Alter deutlich an. Hier und da findet man etwas Grat, was noch verschmerzbar wäre – was mich aber wirklich stört, sind die teilweise unsauberen Oberflächen. An einigen Stellen gibt es Gussfehler und eine unschöne Orangenhaut, was gerade bei einem modernen Kit einfach ärgerlich ist.

Heller

Die Jaguar gab es in zahlreichen Farbgestaltungen, und die Hersteller können sich hier richtig austoben. Das beliebteste Farbmuster bieten beide Bausätze an: die Jaguar in Desert Pink, bekannt aus dem Einsatz bei Desert Storm, inklusive der markanten Nosearts. Heller bietet insgesamt fünf wirklich unterschiedliche Varianten der Jaguar an, schön bebildert in großen Darstellungen. Airfix hingegen liefert vier Bemalungsvarianten, wobei drei davon recht ähnlich sind. Zudem sind die Lackierungsanleitungen bei Airfix etwas kleiner gehalten, hier ist ein gutes Auge für Details gefragt.

Airfix

Heller

Positiv bei beiden Kits ist, dass zu den jeweiligen Tarnmustern auch angegeben wird, wann und wo diese eingesetzt wurden. Die Decals machen bei beiden Sets einen guten Eindruck, die von Airfix wirken ein wenig schärfer gedruckt, was aber in der Praxis kaum ausschlaggebend sein dürfte.

Airfix

Heller

Desert Storm Livery’s

Anleitung: Beide Anleitungen wirken modern und sind farbig gedruckt. Man bekommt nicht nur Informationen zum Flugzeug, sondern auch übersichtliche Bauabschnitte. Bei Heller ist die Anleitung recht kurz gehalten, was dem vergleichsweise einfachen Bausatz geschuldet ist. Zwischen den Bauabschnitten findet sich auch die Anleitung für das Loadout, persönlich hätte ich diese lieber am Ende gesehen als mittendrin.

Die Airfix-Anleitung enthält viele hilfreiche Hinweise, wie sich der Hersteller die Montage vorstellt. Die zahlreichen Bauabschnitte wirken gegen Ende allerdings etwas gedrängt. Man hat den Eindruck, Airfix durfte nicht mehr als 20 Seiten verwenden, denn gerade am Schluss wird es ziemlich voll, um die insgesamt 138 Bauschritte unterzubringen. Fünf Seiten mehr hätten hier sicherlich gut getan.

Airfix

Heller

Fazit: Welcher Bausatz ist nun der bessere?

Hier kann man klar den neuen Airfix-Bausatz nennen. Er ist ausgereifter, deutlich detaillierter und qualitativ einfach auf einem höheren Niveau. Das hat allerdings seinen Preis, mit rund dem Doppelten des Heller-Kits ist er kein Schnäppchen.

Für Einsteiger, die sich noch ausprobieren und lernen möchten, ist der Heller-Bausatz sicher die bessere Wahl. Möchte man mit diesem jedoch ein ähnliches Ergebnis wie beim Airfix-Modell erzielen, muss man tief in die Aftermarket-Kiste greifen und landet preislich schnell über dem Niveau von Airfix.

Was Heller dem Airfix-Bausatz allerdings voraushat, ist die hervorragende Auswahl an Bemalvorschlägen. Da kann Airfix aktuell nicht ganz mithalten aber ich denke, da wird in Zukunft noch mehr kommen.

Airix

Heller

Florian Schuster, Berlin (Juli 2025)

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