Vorbild: Die Boulton Paul Defiant hatte am 11. August 1937 ihren Erstflug. Das Konzept war einmalig. Es war ein doppelsitziges Jagdflugzeug mit einem Abwehrturm. Die Defiant hatte keinerlei Frontralbewaffnung. Mit ihrem Drehturm und dem zweiten Mann war sie bei gleicher Motorleistung wie bei einer Spitfire sowie Hurricane deutlich schwerer. Dadurch war sie weniger wendig und die Höchstgeschwindigkeit war geringer. 723 Defiant Mk. I wurden gebaut. Es folgten weitere 210 Mk. II mit Merlin XX.

Nach ersten Einsätzen war sehr schnell klar, dass die Defiant als Jagdflugzeug der Bf 109E unterlegen war. Sie fand ihre Rolle als Nachtjäger. Später wurde sie durch die Bristol Beaufighter und die de Havilland Mosquito abgelöst. Danach fand die Konstruktion eine weitere Nutzung. Sie wurde als Zieldarsteller für die Flugabwehr eingesetzt. Es wurden noch 140 Defiant TT Mk. III neu gebaut. Die restlichen Maschinen wurden aus vorhandenen Jägern umgebaut.

Bausatz: Die Boulton Paul Defiant Mk.I gibt es seit einigen Jahren im Maßstab 1/72 von Airfix. MPM hatte Anfang der 2000er Jahre eine ganze Reihe Defiant herausgebracht. Es waren zeitgemäße Short-Run-Bausätze. Unterm Label Special Hobby erschien die Defiant NF Mk.II „Radar Fighter“ nun gut 20 Jahre später in neuer Verpackung.

In dem praktischen Stülpkarton befinden sich sehr gut verpackt zwei graue Spritzlinge mit 65 Teilen, ein klaren Spritzling mit fünf Teilen, sieben gedruckte Teile, ein kleiner Fotoätzteilbogen, ein Decal und die mehrfarbige Bau- sowie Bemalungsanleitung. Es handelt sich um eine typischen Short-Run-Bausatz aus den frühen 2000er Jahren. Die Abspritzung der Teile ist tadellos und Grat ist nicht zu finden.

Der Bau beginnt mit dem Cockpit, und hier hilft ein Foto der Originals bei der Detaillierung. Allerdings müssen die Sitzgurte für den Piloten ergänzt werden. Die fehlen allerdings auch für den Bordschützen im Drehturm. Der Propeller entsteht aus insgesamt sechs Teilen. Beide Höhenruder haben scharfe Hinterkanten.

Die Fahrwerksschächte sind recht ordentlich detailliert. Das gilt auch für das Fahrwerk. Die Räder sind recht einfach. Als Hilfe für den Zusammenbau findet man in der Bauanleitung zwei Fotos vom Original. Die drei Hauptfahrwerksklappen müssen aus jeweils einem Teil gesägt werden. Für die Darstellung der Antennenanlage des Nachtjägers hat Special Hobby einige Fotoätzteile sowie gedruckte Teile mitgeliefert. In der Bauanleitung wird sehr gut darauf eingegangen.

Die Klarsichtteile verdienen diesen Namen. Der Decalbogen ist tadellos auf hellblauem Trägerpapier gedruckt. Bei den Farbangaben bezieht man sich auf die Systeme von GUNZE.

Bemalung:

  • Defiant NF Mk.II, AA583/ZJ-M, 99. Squadron der RAF, Squ.Ldr. R.C.Haine, RAF-Basis Wrexham, Anfang 1942;
  • Defiant NF Mk.II, AA404/VA-P, 125. Squadron der RAF, RAF-Basis Colerne, 1942;
  • Defiant NF Mk.II, AA436/DZ-V, 151. Squadron der RAF, RAF-Basis Wittering, 1942.

Fazit: Special Hobby füllt mit der Defiant NF Mk.II im Maßstab 1/72 eine Lücke, die Airfix nicht besetzt hat. Dieser Bausatz ist für fortgeschrittene Modellbauer zu empfehlen. Wer einfach eine Defiant bauen möchte, der sollte zum Großserienprodukt greifen.

Literatur:

Boulton Paul Defiant, Mark Ansell, Yellow Series No. 6117, Mushroom Model Publications 2005, ISBN 83-89450-19-4

The Boulton Paul Defiant – A Technical Guide, Airframe Detail No. 5, Richard A. Franks, Valiant Wings Publishing 2018, ISBN 978-0-9957773-6-1

Volker Helms, Godern (Februar 2025)

7 Kommentare zu diesem Beitrag
  1. Werter Kollege Helms,
    „Das Konzept war einmalig.“ . . . vernehme ich da einen spöttischen Unterton?
    „Einmalig“ war, ja, die Schnapsidee, einen – schweren – elektrisch betätigten Vierlingsturm in den Rumpf eines einmotorigen Jagdflugzeuges zu pflanzen . . . das konnte wohl nicht gutgehen, wie die Geschichte zeigte. Es kam auch niemand anderer mehr auf solche Gedanken. Daher beschränkten sich die Einsätze mit ZWEI solcherart bewaffneten Flugzeugmustern auf die frühe Phase des WK2 . . . das ist auch irgendwie „einmalig“.
    Die Defiant, mit Erstflug im August 1937, hatte einen „nachgeborenen Zwilling“, die Blackburn Roc, mit demselben Vierlings-Turm am Rücken, mit Erstflug im Dezember 1938. Was nicht verwundert, der Vierlingsturm ist ja bei Boulton-Paul entworfen und gebaut worden.
    Übrigens . . . Airfix hatte schon 1960 eine Defiant in 1:72 im Angebot, den Nachtjäger. Wie man aus diesem Bausatz, mit viel Aufwand, ein halbwegs herzeigbares Modell macht, sieht man bei mir auf http://www.pmf.at/main.htm im Archiv.

    1. Sehr geehrter Herr Fritz,

      wenn Sie schon Werbung für Ihre eigene Website machen, wäre es dann nicht möglich, den entsprechenden Artikel direkt zu verlinken? Die Suche nach einem bestimmten Modell gestaltet sich auf Ihrer Seite als nahezu unmöglich, da der Aufbau nicht nur unübersichtlich, sondern auch veraltet ist.

      Mit freundlichen Gruß

      1. Die direkten Links meide ich bewußt . . . wer’s nicht schafft, auf das grüne Dreieck unter dem Baubericht zu klicken, kommt nicht mehr zurück dorthin, wo der Zugriff aufs Hauptmenü möglich ist.
        Ja, das ist ein sehr alter CSS-, HTML- und JS-Aufbau, auf Tabellenbasis, aber unübersichtlich ist da nichts. Im Hauptmenü links ist das Archiv ganz einfach zu finden, die Spalten sind nach Nationen geordnet, in jeder Spalte geht es alphanumerisch nach Hersteller und Flugzeugmuster nach unten.
        Trotz geringstmöglicher Codezeichen ist der Platz, der mir zur Verfügung steht, beinahe voll. Einen Umbau auf eine modernere Gestaltung mehme ich in meinem Alter aber nicht mehr in Angriff.
        Cursor über dem Thumbnail zeigt immer noch links unten Fabrikat und Baumuster in Kurzform an – zumindest bei aktuellen Edge- und Firefox-Browsern.
        L G

        1. Also bei der Menge an dümmlichen Kommentaren, die Sie hier seit dem Redesign unter unsere Artikel gerotzt haben, hätten Sie in der Zeit, die Sie für Ihre Ergüsse gebraucht haben, Ihre gnadenlos veraltete Seite schon dreimal aktualisieren können.

  2. Sie bekunden Bezug auf einen spezifischen Artikel, ersparen dem Leser jedoch die Mühe, diesen über einen direkten Verweis aufzufinden – eine wohlkalkulierte Nachlässigkeit, deren Beweggrund sich einzig im Dienste subtiler Eigenreklame zu offenbaren scheint.

    Der mit höflicher Vehemenz geschwungene Zaunpfahl wurde offenbar übersehen – vielleicht, weil er nicht als solcher erkannt, sondern für Gartendekor gehalten wurde. Allgemeine Verlinkungen auf fremde Seiten sind in diesem Kontext weniger informativ denn irreführend und somit von zweifelhaftem Nutzen.

    1. Die Gestaltung der Internetseite, sowie die Art des Verweises darauf, sind Absicht – das haben Sie richtig erkannt. Ich muß aber zugeben, daß ich seinerzeit nicht damit rechnete, daß einfache Gemüter mit dem logischen Aufbau überfordert sein könnten.

  3. Verzeiht, mein schlichter Verstand vermochte wohl nicht, der Aufzählung in ihrer ganzen Klarheit zu folgen. So sei es – ich will Euch nicht länger mit meiner bescheidenen Präsenz aufhalten und mich stattdessen jenen Dingen zuwenden, die meinem Geiste zuträglicher erscheinen. Was den Spiegel betrifft, so scheint sein Bild Euch wohl nicht zu munden – doch das ist freilich nicht mein Platz, weiter darauf zu beharren. Lebet wohl in eurer kunstvollen Vermeidung des Offenkundigen.

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