Bausatz: Mitte der Siebziger Jahre war es offensichtlich an der Zeit, das damals schon zehn Jahre alte, eher simple Lindberg-Modell ersetzen zu wollen. Zumindest dachten das die Geschäftsführer der Firmen Heller und Airfix! Weshalb es dann kurze Zeit später, 1977, auf einmal also gleich zwei neue Bausätze im Standardmaßstab gab. Und die Resultate konnten sich sehen lassen. Im Falle des französischen Herstellers gelang dies so gut, dass man die „Komet“ sogar heute evtl. noch irgendwo neu bekommen kann.
Die Oberflächendetails bestehen aus randscharfen haarfeinen Panellines sowie Tankdeckeln und anderen Objekten mehr, welche erhaben abgegossen wurden. Technisch sind feinere Linien selbst heute nicht erreichbar, womit man hierüber also nicht viele Worte zu verlieren braucht. Notwendige Fugen sind dann aber schon „versenkt“ eingelassen und somit „state of the art“. Auch die hervortretenden Rippen der stoffbespannten Querruder gehen in Ordnung und brauchen nicht unbedingt mit einem dickeren Farbauftrag kaschiert oder der Feile gestutzt werden. Mir persönlich erscheinen sie jedoch einen Ticken zu prominent herausgearbeitet für den 1/72er Verkleinerungsfaktor. Doch egal wie gesagt ist das sicher leicht zu ändern. Ob alles korrekt platziert wurde und die Oberflächendetails 100%ig mit den technischen Zeichnungen bzw. Drei-Seiten-Skizzen übereinstimmen, gelte es jedoch besser selbst zu überprüfen. Doch der erste Eindruck ist sehr gut, zumindest nach meinem Dafürhalten. Womit schon sicherlich eine Art Quantensprung zum Lindberg-Kit erreicht sein dürfte. Und auch gegenüber der Airfix braucht sich die schwanzlose Raketen-Me von Heller nicht zu verstecken. Lediglich die zwei wählbaren Spornräder wären etwas zu simpel geraten, hauptsächlich deren Felge.
Trotzdem alles aber jedoch irgendwie aber ein großes Mysterium könnte man denken, wo doch beide Firmen nur wenige Jahre danach verschmolzen! Somit gingen sicherlich Synergieeffekte verloren, da man später wohl kaum zwei gleiche Baumuster parallel umsetzen würde. Immerhin hat sich so die Truner Gußform behaupten können, wurden ansonsten ja desöfteren Airfix-Werkzeuge auch zum Befüllen von Heller-Schachteln verwendet, und nicht umgekehrt.
Das Cockpit besitzt eine Grundausstattung, offenbart heutzutage jedoch noch viel Luft nach oben, für 1977 war es jedoch top. Immerhin gibt es die für das „Kraftei“ charakteristische halbrunde Rahmung der Panzerglasscheibe. Heller designte sie sogar als separates Klarsichtteil, so kann evtl. sogar darin noch das Revi darstellt werden. Eine Pilotenfigur gib es wie immer bei Heller nicht!
Als eine Art Alleinstellungsmerkmal bzw. interessanter Dreingabe gibt es sogar noch den „Scheuch“-Schlepper. Der ist allerdings nicht ganz so schön ausdetailliert worden, finde ich. Hauptsächlich die Raupenlaufwerke, aber immerhin die Idee war schon sehr anerkennungswürdig. Die Klarsichtteile wären auch soweit okay, wie fast immer bei Heller. Nicht allzu zu dick, kein Glasbausteineffekt, und glasklar, mehr geht dann auch heute nicht. Die Decals sind zwar etwas dürftig aber für die damalige Zeit geht das noch. An den weißen Markierungen für den T-Stoff sind sie leider schon etwas zu viel aus dem Register, doch lässt sich das noch nachbessern wenn man vorsichtig mit entsprechender Farbe den Kreisumfang wieder korrekt um den Buchstaben nachzieht. Leider sind die Bemalungsskizzen etwas zu klein geraten, und die Druckqualität der BA bewegt sich bestenfalls auf Fotokopie-Niveau. Die zwei Kennungen wären aber korrekt und sind fotografisch belegt und recht interessant gewählt, zumal ja auch die bekannte knallrote Lackierung des Versuchsmusters bedacht wurde.
Das Fazit fällt hier sehr erfreulich aus, würde ich sagen. Eine äußerst überschaubare Teileanzahl führt schnell zum Ziel, und sollte auch von Beginnern bewältigt werden können. Das Resultat lässt sich nicht nur sehen, sondern bietet auch einen interessanten Kontrast zu den heutigen Kits. Und zu guter Letzt, nicht auszudenken, was wäre, wenn sich auch Matchbox noch an einer Komet versucht hätte, wie unschön würden darauf wohl die tiefen Fugen wirken? Da lobe ich mir doch allemal die dezent und unaufdringlich gestaltete Heller-Außenhaut! Außerdem ist die Vergratung minimal, und Sinkstellen oder Auswerfer finden sich ebenfalls keine.
N. (Februar 2025)
Es muss „Scheuch“ statt Scheu-Schlepper heißen.
Danke, ist geändert.
Volker