Vorbild: Im Februar 1954 schrieb die US Army einen Konstruktionswettbewerb für einen Mehrzweckhubschrauber aus, der eine Nutzlast von 360 kg tragen, in einem Frachtflugzeug verladbar sowie leicht zu warten war. Dieser Wettbewerb wurde durch die Firma Bell Helikopter gewonnen. Als Besonderheit besaß dieser Hubschrauber erstmalig eine Freilaufturbine Typ 53-L11-A der Firma Avco Lycoming. Eine Neuheit, da bisher alle Hubschrauber mit Kolbenmotoren ausgestattet waren. Patentiert wurde der breite Zweiblattrotor, der mit einem sog. Stabilisierungs-Knochen versehen war. Der Rotor saß hier auf einem erhöhten Mast, der das Ein- und Aussteigen wesentlich erleichterte. Das schlagende Geräusch der beiden Rotorblätter, im Betrieb, brachte dem Hubschrauber schnell den Beinamen „Teppichklopfer“ ein.

Am 30. Juni 1959 wurden die ersten Serienmaschinen an die Truppe ausgeliefert. Da die US-Army ihre Hubschrauber traditionell nach Indianerstämmen benannte, erhielt dieser die Bezeichnung H (Helikopter) U (Utility) 1. Iroquois. Die Bezeichnung HU wurde zwar 1962 in UH umgeändert, jedoch hatte sich bereits der Spitzname Huey bei den GI´s durchgesetzt.
Bekannt wurde der Huey im Vietnam Krieg, der als Testfeld für die militärische Idee der fliegenden Kavallerie diente. Gemäß der Tradition patroullierten berittene Soldaten im 19. Jahrhundert die Prärien Nordamerikas ab, um Farmer und Siedler vor Angriffen der indianischen Ureinwohner zu schützen. Wer kennt nicht diese berühmte Sequenz aus dem Film „Apokalypse Now“, in der unter musikalischer Untermalung von Wagners Walküre, die Hubschrauber-Kavallerie unter der Leitung von „Colonel Bill Kilgore“ (Robert Duvall) mit ihren Bell Hueys einen Strandabschnitt einnimmt, nur um dort Surfen zu können. Diese Air Cavalry wurde in zwei Gruppen eingeteilt. Die „Slicks“ waren unbewaffnete oder nur leicht bewaffnete Einheiten, sowie die sogenannten „Gunships“ als schwer bewaffnete Angriffshubschrauber. Diese UH-1B Version wurde mit einem stärkeren Triebwerk, verlängerten Rotorblättern und einem verlängerten Heck ausgerüstet. Die Kabine wurde für bis zu sieben Mann oder drei Tragen vergrößert. Der Huey wurde im Vietnam Krieg für so gut wie jeden Zweck eingesetzt, obwohl er nicht für alle diese Zwecke konstruiert wurde. Dementsprechend hoch waren die Verluste. Von den über 7.000 Stück, die in diesem Krieg eingesetzt wurden, kamen nur rund 2.000 Stück wieder zurück.

Bis zum Produktionsende 1976 wurden von dem UH -1 Typ insgesamt über 16.000 Stück gefertigt und erst im September 2004 endgültig durch den UH – 60 Black Hawk abgelöst. Die US-Nationalgarde hat den Bell Helikopter nach 50 Dienstjahren sogar noch am 2. Oktober 2009 feierlich außer Dienst gestellt. Bei den in Europa stationierten US-Einheiten wurde dieser legendäre Heli, im April 2011 nunmehr auch endgültig in Rente geschickt.

Bausatz: Der stabile Stülpkarton, der mit einem schön gestaltetem Bild versehen ist, zeigt den Huey über einer ländlichen Umgebung. Aufgrund des Emblems der 7. US-Armee, die ihr Hauptquartier in Wiesbaden hat, liegt die Vermutung nahe, dass es hierbei um Deutschland handelt. Der Packungsinhalt besteht aus insgesamt neun einzeln verpackten Spritzlingen, einem Ätzteilbogen, den Decals sowie einem Bogen mit Lackiermasken und natürlich der Bauanleitung.

Beim Betrachten der Rumpfhälften des Spritzlings A merkt man, dass es sich hier um einen ziemlichen Brocken von Modell handelt. Mit einer Gesamtlänge von 462 mm und einem Rotordurchmesser von 385 mm braucht man schon einigen Platz in der Vitrine. Da ist es schon sehr vorteilhaft, dass dieser Hubschrauber nur zwei Rotorblätter besitzt, die man, um Platz zu sparen, parallel zur Rumpflänge platzieren kann.









Spritzlinge E und F sind jeweils zweifach enthalten.
Die Gussqualität der einzelnen Bauteile ist wirklich hervorragend umgesetzt. An den vielen kleinen Details kann man sich gar nicht sattsehen. Besonders gefällt mir die Anordnung der Angüsse, die sehr günstig platziert sind und man so die einzelnen Bauteile leicht aus dem Spritzling lösen kann. Interessant ist übrigens auch die Armaturenplatte (39) auf dem Spritzlig C. Diese ist völlig glatt gefertigt und besitzt keinerlei erhabene Instrumente, diese werden hier mit einem großen Decal dargestellt. Damit ist die Fertigung zwar sehr einfach, aber ob das so für den ambitionierten Modellbauer ausreicht, muss jeder für sich entscheiden.



Die viele Glasteile des Modells sind absolut klar und ohne jegliche Schlieren oder Kratzer gefertigt. Ein sehr großer Vorteil bei den einzeln verpackten Spritzlingen, die zum Teil auch noch zusätzlich mit Polsterfolie geschützt sind.



Aufgrund der beiligenden Lackiermasken für die Scheiben wird die Bemalung des Modells wesentlich vereinfacht und erspart somit viel mühevolle Abklebearbeit.
Bemalung: Auf einem doppelseitigem farbigen DIN-A4-Blatt sind zwei Lackierungsoptionen vorhanden, die jedoch nicht genau definiert sind. Eine davon entspricht dem Kartonbild mit dem bereits am Anfang beschriebenen Symbol der 7. US-Armee auf den Schiebetüren. Die zweite Version ist in einem dreifarbigen Camouflage einer undefinierten US-Einheit angegeben. Die Farbangaben beziehen sich auf die Sortimente von sechs verschiedenen bekannten Anbietern.


Der Decalbogen besteht aus sehr fein gehaltenen Beschriftungen und Emblemen, die sehr sauber und randscharf gefertigt sind. Selbst die kleinsten Warn- und Wartungshinweise sind komplett lesbar.


Fazit: Nachdem vor nunmehr 35 Jahren der erste Hersteller diesen legendären Hubschrauber im Maßstab 1/35 auf den Markt brachte, haben inzwischen rund 10 Hersteller solch einen Bausatz im Programm. Bisher waren die Bausätze von der Firma Dragon das Maß der Dinge was Detailierung betrifft. Diese sind jedoch nur noch für völlig abstruse dreistellige Preise zu bekommen. Nunmehr ist Trumpeter mit diesem Modell zumindest gleichauf und sogar ebenbürdig. Die Qualität der einzelnen Bauteile und ihrer Detailierung ist große Klasse. Auch preislich ist dieser Bausatz mit rund 200 Bauteilen durchaus erschwinglich, und man bekommt somit viel Bastelspaß für sein Geld. Inzwischen ist auch sogar schon eine bewaffnete Gunship-Version dieses Modells unter der Nummer 05112 angekündigt.
++Sehr Empfehlenswert++
Reiner Janick, Berlin (Februar 2025)