Vorbild:
Der BM-30 ist ein Mehrfachraketenwerfersystem der Russischen Föderation. Der GRAU-Index lautet 9A52 Smertsch (Tornado). Der Systemindex der russischen Streitkräfte ist 9K58. Die Raketen heißen 9M55. Das System gleicht im Einsatzprofil dem Mehrfachraketenwerfer „HIMARS“. Das System wurde gegen Ende der 1970er-Jahre von dem staatlichen Waffenhersteller Splaw in Tula entwickelt. Es wurde 1987 bei den sowjetischen Landstreitkräften eingeführt. Von der NATO wurde das System erstmals 1983 beobachtet, weswegen es die NATO-Bezeichnung M1983 bekam. Der Smertsch ersetzte das Kurzstrecken-Raketensystem 9K52 Luna-M in den sowjetischen Streitkräften.

Auf dem vierachsigen Lkw MAZ-543M ist ein Rohrpaket mit zwölf Rohren montiert. Ein Raketenwerfer ist in der Lage, alle zwölf Raketen innerhalb von zehn Sekunden abzufeuern. In der Regel wird eine Salve aber innerhalb von 20 Sekunden abgefeuert. Das Nachladen eines leeren Werfers dauert 36 Minuten. Eine Batterie von vier BM-30-Systemen deckt mit insgesamt 48 Raketen eine Zielfläche von ca. 800 × 800 m (640.000 m²) ein. Die Raketen sind einstufige, drallstabilisierte Feststoffraketen des Kalibers 300 mm.

Anfang der 1990er-Jahre wurde das verbesserte System 9A52M Smertsch-M eingeführt. Die modernisierte Version verfügt über ein automatisiertes Feuerleitsystem sowie erneuerte Funkgeräte. Ebenso kommt ein verbesserter Raketentyp mit dem leistungsstärkeren 9D52-Raketentriebwerk zum Einsatz. Mit diesem Raketentyp wird eine maximale Schussdistanz von 90 km sowie ein Streukreisradius (CEP) von 170 m (bei maximaler Schussdistanz) erreicht.

Das System wird von zwölf Nutzerstaaten eingesetzt, befindet sich aber bereits teilweise in der Ablösung. Die russische Armee brachte den 9K58 Smertsch bei Operationen in Dagestan, im Tschetschenienkrieg und im Kaukasus-Konflikt 2008 zum Einsatz. Im Bürgerkrieg in Syrien wird der BM-30 von der syrischen Armee eingesetzt. Daneben kommt der Smertsch bei der Krise in der Ukraine 2014, dem Krieg um Bergkarabach 2020 und bei dem Russischen Überfall auf die Ukraine 2022 auf beiden Seiten zum Einsatz.

Bearbeiteter Auszug aus:
Wikipedia, Artikel: BM-30 (Deu)

Bausatz:
Für Freunde sowjetischer Militärtechnik ist das 9A52-System bereits von Trumpeter in 1/35 angeboten worden. Die Schwesterfirma HobbyBoss erweitert den Maßstab 1/72 mit diesem eindrucksvollen Raketenwerfer. Der attraktiv gestaltete, große und dennoch stabile Stülpkarton enthält fünf braune und einen klaren Spritzgussrahmen, fünf einzelne Teile wie das Chassis und die Kabine, acht Gummireifen, einen Decalbogen, einen Bogen Lackiermasken sowie die Bau- und Bemalungsanleitungen. Die Rahmen sind in Folien verpackt, während die kleineren Einzelteile in einem zusätzlichen Karton vor Beschädigungen geschützt werden. Die Gussqualität fällt gut aus: die Auswerfermarkierungen und wenigen Sinkstellen befinden sich in später nicht einsehbaren Bereichen. Formtrennstellen und Flash halten sich in Grenzen, sodass das Versäubern später nicht allzu viel Zeit einnehmen sollte. Die Detaillierung fällt relativ gut aus: Während HobbyBoss bei anderen 1/72er-Bausätzen oftmals Lauf-/Fahrwerke vereinfacht, werden hier auch solche Details wie Antriebsstrang, Stoßdämpfer und Lenkmechanismen wiedergegeben. Jedoch wurden im Gegensatz zum großen Bruder von Trumpeter keine Ätzteile beigelegt, wodurch an manchen Stellen die Teile maßstäblich zu dick erscheinen.

Der Bau beginnt mit dem Fahrwerk. Wie oben angesprochen gibt es schöne Details wie den Antriebsstrang, Federungen oder auch Bremskeile. Die Räder bestehen aus zwei Teilen für die Felge sowie einem Gummireifen. Diese sind nicht belastet dargestellt und sollten vor dem Bau präpariert werden. So kann der Modellbauer im unteren Bereich des Reifens kleine Plastikstücken oder Putty nutzen, um die Ausbeulungen darzustellen. Auch empfiehlt sich die Versiegelung der Reifen, damit eventuell austretende Weichmacher nicht das Modell auf Dauer beschädigen.

Nach dem Fahrwerk geht es an die Kabinen für den Fahrer und die Bedienmannschaft. Das Interieur ist für den Maßstab angemessen wiedergegeben. Da die Kabinen nicht geöffnet dargestellt werden können, wird man später nur durch die Verglasung ein bisschen erkennen können. Wer hier trotzdem mehr Details möchte, kann auf die 3D-Decals von Quinta Studio zurückgreifen, die für diesen Bausatz extra ausgelegt sind. Die Verglasung fällt schön klar, aber auch recht dick aus. Es ist selbsterklärend, dass die Kabinen vor der Montage von innen bemalt werden sollten. Auf die Farbgebung wird in der Anleitung rechtzeitig eingegangen. Zudem helfen die mitgelieferten Masken. Außerhalb der Kabinen geht es mit dem Fahrwerk und den Aufbauten weiter. Die Hubstützen zwischen dem dritten und vierten Räderpaar sind ausgefahren dargestellt, wodurch der Raketenwerfer nur im Stand dargestellt werden kann. Wer eine Verlegung darstellen möchte, sollte daran denken, diese einzukürzen. Ansonsten können Detailliebhaber noch einige maßstäblich zu dicke oder angegossene Teile verjüngen oder austauschen, so etwa die Griffe, Aufstiegshilfen und Ösen an den Kabinen, die Leitungen und Stangen auf der Ladefläche, die Leitern etc. Einen Ätzteilsatz und Resinräder speziell für den Bausatz von HobbyBoss gibt es leider noch nicht. Die Firma SG-Modelling bietet jedoch einen Ätzteilbogen für den Bausatz von Zvezda an, den man sicher auch anpassen kann.

Der Sockel des Werfers wird nicht verklebt, wodurch er beweglich bleibt. Die Startrohre bestehen aus jeweils einem massiv gegossenen Rohr. Dennoch werden die umlaufenden, spiralförmigen Streben vollständig wiedergegeben. Beim Versäubern muss man darauf Acht geben, diese nicht zu beschädigen, wenn man die Formtrennnähte und Angüsse entfernt. Auf der hinteren Seite der Rohre werden noch Kappen aufgeklebt. Die Rohre bleiben somit beidseitig leider geschlossen. Wer diese offen darstellen möchte, muss sie also sehr vorsichtig aufbohren. Bei der Montage der Rohre an ihren Halterungen ist darauf zu achten, dass sie an der richtigen Stelle platziert werden. Die Bauanleitung geht hierauf ausreichend ein.

Die schwarz-weiße Bauanleitung ist übersichtlich gestaltet und führt in nur wenigen (Teil-)Schritten zum fertigen Modell. Auf Besonderheiten bei der Montage sowie nicht zu verklebende oder zu entfernende Teile wird genügend eingegangen. Ein Highlight des Bausatzes sind für mich die Bemalungsoptionen: enthalten sind sechs Stück (dieselben wie im 1/35er-Bausatz) sowie die gelaserten Lackiermasken. Die farbige Bemalungsanleitung liegt separat als Zettel bei. Sie geht leider überhaupt nicht auf die Vorbilder ein, aber der Trumpeter-Bausatz gibt immerhin ein wenig mehr Infos:

  • Weiße „551“, unbekannte Einheit, Russland, dunkelgrün
  • Weiße „761“, unbekannte Einheit, Russland, Dreifarbtarnung
  • Unbekannte Einheit, Kuwait, sandgelb
  • Unbekannte Einheit, Russische Föderation, Dreifarbtarnung
  • Unbekannte Einheit, Ukraine, grün
  • Unbekannte Einheit, Belarus, grün

Als Farben werden Mr. Hobby (Gunze), Acryvision, Vallejo, Model Master, Tamiya und Humbrol angegeben. Allerdings wird nicht zu jedem System immer eine Farbnummer benannt. Die Decals sind sauber und versatzfrei gedruckt, weisen aber einen breit überstehenden Decalfilm auf, den man vor dem Auftragen sauber abschneiden sollte.

Fazit:
Bausätze des BM-30 bzw. 9A52-2 Smerch-M gibt es in 1/72 bereits mehrere, so etwa von Modelcollect, Zvezda und 4D Puzzle Model. Der hier vorgestellte von HobbyBoss besticht durch seine große Auswahl an Bemalungsvarianten. In puncto Detaillierung ist er in Ordnung, bietet jedoch auch noch Platz nach oben. Aufgrund der Anzahl und Komplexität der Teile ist er für fortgeschrittene Modellbauer geeignet, die in wenigen Tagen ein Modell aus der Schachtel fertigstellen wollen.
Der Preis liegt bei etwa 30 €, zu erhalten beim gut sortierten Modellbaufachhändler.

Philip Koch, Godern (Januar 2025)

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert