Das Vorbild: Zur Republic P-47 Thunderbolt ist vor allem zu bemerken, dass dieser Jäger das schwerste einmotorige Jagdflugzeug des Zweiten Weltkrieg und neben der P-38 Lightning der erste Langstreckenjäger der USAAF und befreundeter alliierter Luftwaffen war. Mein Modell stellt die Maschine von Glen Todd Eaglestone dar, seinerzeit Major der 353. Fighter Squadron der 354 Fighter Group, der mit mindestens 18 ½ Luftsiegen seinerzeit das führende Ass der 9. US-Luftflotte war. Seine Einheit operierte von Großbritannien, später auch von Frankreich aus.
Schon immer fehlte meiner Vitrine in 1/48 eine P-47 Thunderbolt, sowohl eine Razorback als auch eine Bubbletop. Vor Jahren hatte mir meine Lebensgefährtin mal den Bubbeltop-Kit von Tamiya geschenkt, und nun wurde es langsam Zeit, ihn zu bauen. Alternative Kits wären übrigens Hasegawa oder Academy gewesen. Hasegawas Thud ist zu mager, es fehlt das Bullige, Academy ist gut, reicht aber keineswegs an Tamiya heran. Neben der legendären Baubarkeit gefällt mir bei Tamiya insbesondere der Fahrwerksschacht viel besser als bei der Konkurrenz, denn er zeigt die korrekten Hinterschneidungen.
Auch das Cockpit ist bereits o.o.b. sehr gut. Der Motor ist allerdings etwas minderbemittelt, was aber nicht stört, da er in der dichtanliegenden Motorhaube eh kaum zu sehen ist. Daher reichen ein paar fotogeätzte Zündkabel von Eduard, um dieses Manko auszugleichen. Dazu gepackt wurde das große Ätzteileset von Eduard, das neben dem Cockpit auch für das Fahrwerk, den Motor und die Landeklappen sorgt. Weiterhin waren obligatorisch die guten Eduard-Lackiermasken für die Haube und den Landescheinwerfer. Und als schließlich Brassin endlich die tollen Räder, die ursprünglich für den von Eduard gepimpten Academy-Thunderbolt-Kit entwickelt worden waren, auch separat herausbrachte, kamen auch diese ins Portfolio. Ein Eduard Space-Set verbesserte außerdem das Instrumentenbrett und die Konsolen. Da mir die gelben Motorhauben mit den schwarzen Totenschädeln gut gefielen, kaufte ich das Decal-Set „P-47D Thunderbolts Bubble Tops 353rd FS/354th FG“ von Super Scale, das auch die Abzeichen der Maschine von Glen T. Eagleston enthielt. Zur Qualität dieser Decals allerdings später mehr.
Der Zusammenbau verlief, wie von einem Tamiya-Kit zu erwarten, völlig problemlos über die Stationen Cockpit, Motor, Rumpf, Fahrwerksschächte und Landeklappen. Alles passte perfekt mit Ausnahme des Einsatzes für die Oberseite des Rumpfes hinter der Haube. Obwohl ich beide Hälften zunächst in die zugehörigen Rumpfhälften sorgfältig eingepasst hatte, musste ich dennoch spachteln, schleifen und nachgravieren. Das Cockpit wurde mit Gunze H58 Interior Green versehen, sonstige Innenseiten erhielten Gunze 352 Chromate Yellow Primer.
War der Zusammenbau noch angenehm, so wurde die Bemalung schon etwas aufwendiger. Zunächst wurden mit weiß die Invasionsstreifen am hinteren Rumpf und eine Grundierung für die gelbe Motorhaube aufgetragen, sodann wurden die weißen Invasionsstreifen mit Tamiya-Band abgeklebt und die schwarzen Streifen aufgesprüht. Dann erhielt der Rumpf seine olivgrünen Antiglarepanels (Gunze H78 Olive Drab 2) und die Motorhaube ihre gelbe Farbe (Gunze H413 RLM 04 Yellow). Warum ich nicht mit Silber (bzw. NM) über alles angefangen habe? Ich habe schlechte Erfahrungen mit dem Abkleben auf Metallic-Farben, der Klebestreifen kann die Farbe mit abreißen. Auch wenn das bei Gunze Super Metallic SM201 meist nicht der Fall ist, so bleiben doch gelegentlich Spuren von Kleberresten zu sehen, die einen zum erneuten Übersprühen nötigen können. Darum, kurz gesagt, trage ich erst alle anderen Farbtöne auf, lasse sie trocknen und klebe sie dann ab, um danach die Silbertöne aufzutragen.
Als nächstes fehlte noch die schwarze Deko an Motorhaube und Lüfterklappen, dann konnte das Silber aufgetragen werden. Die Fahrwerksschächte waren übrigens schon beim Zusammenbau der Tragflächen mit Gunze 352 Chromate Yellow versehen worden. Beim Auftrag von Gunze Supermetallic Silver SM201 verwendete ich meine Badger 150 mit mittelgroßer Düse und einem Saugbecher, in den genug Farbe ging für zunächst die Rumpf- und Flügelunterseite in einem Gang und am nächsten Tag für die kompletten Oberseiten. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man das Silber etwa mit 40% Gunze Mr. Color Thinner verdünnen sollte und es mit 3 bar versprühen kann, ohne dass es in der Luft trocknet. Bei großen Silberflächen lackiere ich gern „nass“, d.h. so, dass sich kurzzeitig eine feuchte Oberfläche bildet, was zu einem besonders gleichmäßigen Auftrag führt. Problematisch sind die Tragflächen-Rumpf-Übergänge, hier sammelt sich entweder zu viel Farbe oder, wenn man nicht ganz bis dorthin sprüht, landet hier körniger Overspray im Winkel zwischen den Flächen und dem Rumpf. Ich empfehle daher, diese Übergangsbereiche zunächst in einem breiten Streifen von vorn nach hinten mit Farbe abzudecken, um dann wie gewohnt mit den Tragflächen und dem Rumpf fortzufahren.
Einige Panels klebte ich anschließend ab, um sie mit einer Mischung aus Gunze Super Metallic Silver und Super Metallic Iron etwas dunkler zu tönen. Decals funktionieren normalerweise auf Super Metallicfarben ohne vorherige Versiegelung mit Glanzlack, die Super Scale Decals wollten aber nicht so recht. Obwohl ich sie nur kurz ins Wasser (warm, mit einem Tropfen Spülmittel) getaucht habe und sie dann, sobald sie sich lösten auf ihre Position schob, die vorher mit etwas Micro Set befeuchtet war, lösten sie sich immer wieder teilweise ab. Wiederholte Behandlung mit Micro Sol, auf das sie mit der zu erwartenden Faltenbildung reagierten, halfen auch nicht. Schließlich ließ ich unter die abgelösten Bereiche mit einem feinen Pinsel etwas Future laufen, was eine Klebewirkung hat, ohne die Schiebebilder zu schädigen. Besonders schwierig wurde es an den geöffneten Auslässen des Kompressors, da hier die Stars´n´Stripes auch auf die schmalen Klappen gebracht werden müssen, wofür Super Scale extra Teile vorgesehen hat, die aber wiederum schlecht hafteten. Am Ende verdünnte ich Vallejo Flat Acrylic Varnish mit 70% Isopropanol und deckte damit vor allem die glänzenden Decals und das Antiglare-Panel sowie die Motorhaube ab. Die Alterung geschah mit Mig Panel Line Wash Blue Black sowie Tamiya Weathering Master Soot und Rust-Pigmenten. Am Ende wurden noch die Kleinteile wie Hauptfahrwerk, Spornrad, Antenne und das Pitotrohr montiert.
Das bekannteste Foto von Eaglestons Maschine zeigt sie beim Taxiing auf einem größeren Flugplatz. Die Maschine hat zwar Bomben- bzw. Tankträger unter den Tragflächen, aber nichts dran, auch keiner der häufig verwendeten und im Kit enthaltenen sehr schönen 108-Gallonen Papiertanks hängt unter dem Rumpf. Auf der linken Tragfläche liegt ein Soldat mit Stahlhelm, der den Piloten einweist. Grund dafür ist der große Motor der Maschine mit dem ausladenden Vorderrumpf, der dem Piloten am Boden den Blick nach vorn versperrte.
Um diese Szenerie nachzubilden, habe ich die Bombenträger unter den Flächen verbaut. Der etwas zu plumpe Tamiya-Pilot wurde durch einen aus dem ICM-Set USAAF Pilots and Ground Personnel ersetzt, und der Soldat auf der Tragfläche stammt aus dem Tamiya-Set WWII U.S. Army Infantery at Rest. Beim Piloten wurde der Kopf abgetrennt und mit Blick nach links neu befestigt, die separaten Arme liegen am Steuerknüppel bzw. am Gashebel im Cockpit. Der Einweiser wurde ebenfalls dekapitiert und der Kopf in den Nacken gelegt mit Blick nach vorn. Ein neuer Hals wurde mit dickflüssigem Sekundenkleber gestaltet und mit dem Skalpell und mit Schleifpapier detailliert. Letztlich wurde das Modell auf einer fertigen Dioramenplatte von Marco gestellt, die aber eher einen Grasboden darstellt. Um dem Foto noch näher zu kommen, habe ich von Miniart das neue Set Marston Mat Landing Strip with Barrels bestellt, das aber bis zu diesem Bericht noch nicht ganz fertig geworden ist. Ich werde das Ensemble, wenn es vollendet ist, noch einmal fotografieren und die Bilder auf unserer Website veröffentlichen.
Literatur (kleine Auswahl):
https://de.wikipedia.org/wiki/Republic_P-47
Stafford, G.B., Thunderbolt P-47 in action, Aircraft No. 30, Squadron/Signal Publications, 1977;
Drendel, L. Walk Around P-47 Thunderbolt, Walk Around Number 11, Squadron Publications, 1997
Utz Schißau, Berlin (November 2024)
Durfte es ja schon live sehen, super gebaut. Das Problem mit den Decals hätte mich ja in den Wahnsinn gestrichen. Super gemacht.
Danke Dir!
Utz