Vorbild:
Die Geschichte der Messerschmitt Bf 109 ist vielen bekannt und in diversen Artikeln schon dargestellt worden. Die T-Reihe hingegen ist weniger bekannt, da nur 70 Exemplare gebaut wurden. Sie sollte auf dem nie fertiggestellten Flugzeugträger Graf Zeppelin bzw. dem zweiten geplanten Flugzeugträger eingesetzt werden. Ursprünglich wurde dafür die Arado Ar 197 geplant, jedoch wies diese keine genügenden Flugleistungen auf. Stattdessen wurde die Bf 109 für die belastenden Anforderungen der Deckstarts und -landungen angepasst. Anfang 1939 wurde entschieden, dass die Ausführung E-7/N bzw. E-7/Z als Ausgangsbasis für das neue Modell dienen sollte. Diese war mit einem DB-601-N-Motor ausgerüstet. Das Flugzeug erhielt eine Trägerausstattung mit u. a. Verstärkung der Tragflächenstruktur, vergrößerter Spannweite, Katapultbeschlägen und Landehaken. Die T-0 war die Vorserie, die T-1 die Hauptserie. Von letzterer wurden jedoch nur sieben Exemplare mit Trägerausstattung gebaut. Die restlichen 63 beauftragten T-Maschinen wurden zunächst ohne diese Ausstattung gebaut. Sie erhielten die Nummer T-2 und wurden zum Küsten- und Geleitschutz in Norwegen bei der I./JG 77 (vermutlich auch Jagdgruppe Stavanger genannt) und der Jagdgruppe Drontheim stationiert. Mit dem Weiterbau des Graf Zeppelin 1941 wurden 45 Maschinen in Deutschland auf den Stand T-1 gebracht. Da der Bau 1943 eingestellt wurde, wurden sie als Trägerflugzeuge jedoch nicht in dieser Rolle benötigt und zurück gerüstet auf den Stand T-2. Sie wurden zunächst beim JG11 auf Helgoland-Düne eingesetzt, danach aber wieder nach Norwegen verlegt. Da sie mit den modernen Jagdmaschinen nicht mehr mithalten konnten, wurden sie als Schulflugzeuge vor allem beim Nachtjagdgeschwader 101 und der Blindflugschule 10 bis Kriegsende eingesetzt.

Quelle:
Wikipedia (deu), Artikel Messerschmitt Bf 109, Bf 109 T

Bausatz:
Die T-Serie der Bf 109 ist bei großen Modellbauherstellern bisher kaum vertreten. Nur Hasegawa hat 2003 einen Bausatz herausgebracht. Ansonsten wird die T-2 nur von kleineren Herstellern in unterschiedlicher Qualität angeboten. AZ model führt schon seit mehreren Jahren die Bf 109 in 1/72. Die Trägerversionen werden in gleich mehreren Bausätzen behandelt. Der hier vorliegende enthält ein Modell mit Markierungen für Maschinen, die 1941 in Norwegen beim JG77 zum Einsatz kamen. Der bunte Faltkarton könnte stabiler ausfallen. Enthalten sind zwei größere Spritzlinge sowie ein kleiner Rahmen mit Flügeln für die T-Reihe aus grauem Plastik, ein Rahmen aus klarem Plastik, zwei Decalbögen und natürlich die Bauanleitung. Die Qualität des Spritzgusses fällt gut aus. Auswerfermarken befinden sich nur an nicht sichtbaren Stellen, Sinkstellen sind keine erkennbar. Es gibt feinen Flash an den Teilen. Da sich das Plastik recht weich anfühlt, ist hier Vorsicht beim Versäubern geboten. Leider wurden keine Teilenummern auf die Rahmen geprägt, weshalb man umständlich in der Anleitung nachsehen muss. Die Detaillierung sieht gut aus. Über die ganze Maschine sind feine, versenkte Nietenreihen verteilt. Auch die Kühlergitter und Räder sind tief ausgeprägt, sodass sie sich später gut bemalen lassen sollten. Das Cockpit bietet Luft nach oben, aber hierum wird sich der Zubehörmarkt sicher kümmern.

Der Bau beginnt klassisch mit dem Cockpit. Bei der Montage muss auf die Bemalung und die rechtzeitige Platzierung der Abziehbilder geachtet werden. Immerhin sind Sitzgurte in Form von Decals enthalten. Vor der Montage der Rumpfhälften werden die Auspuffreihen eingeklebt. Diese sind leider geschlossen. Wer es detaillierter will, kann im Inneren gerne Ätz-, Resinteile oder gedruckte Instrumentenbretter vom Zubehörmarkt einsetzen. Der weitere Bau sollte leicht von statten gehen.

Außen gibt es keine großartigen Überraschungen. Der Winkel der Tragflächen wird in der Bauanleitung angegeben. Da diese jedoch sinnvollerweise am Unterflügel durchgängig verbunden sind, muss nur auf eine saubere Verklebung aller Teile geachtet werden. Die Ruder sind leider starr angegossen und lassen sich nur mit einer Säge und einigem Aufwand in einem anderem Winkel darstellen. Die Kanten fallen scharf aus. Der Propeller mit der einteiligen Drei-Blatt-Luftschraube soll angeklebt werden. Mit ein paar Modifikationen könnte man ihn jedoch auch beweglich montieren. Die Anleitung weist bei den Maschinengewehren darauf hin, diese aufzubohren. Auch hier bietet der Zubehörmarkt schönere Lösungen an. Als Außenlast wird optional eine Bombe oder ein Abwurftank angeboten. Die Haube der Kabine lässt sich leider nur geschlossen darstellen. Sie fällt klar und ausreichend dünn aus.

Bauanleitung und Bemalung:
Die DIN A4-große Bauanleitung ist schwarz-weiß und ausreichend genau gestaltet. Es ist eindeutig, welche Teile in die Restekiste wandern und welche wo am Modell platziert werden müssen. In 19 Schritten kommt man zum Ziel. Die optionalen Teile werden als solche beschriftet, aber nur schlecht erklärt. Hier muss man Bildrecherche betreiben. Immerhin gibt es eine Abbildung, die auf die vielen Wartungshinweise und die Verspannung der Antenne eingeht. Auf der Kartonrückseite sind die Bemalungsvarianten farbig abgebildet. Es stehen drei Optionen zur Auswahl:

  1. Pilot: Alfred Jakobi, weiße Vier, 13./JG77, Stavanger, Norwegen, September 1941
  2. Pilot: Franz Wienhusen, gelbe Eins, 3./JG77, Norwegen, Juli 1941
  3. „Erika“, gelbe Sieben, 3./JG77, Herdla, Norwegen, Sommer 1941

Die Farbangaben beziehen sich auf die Systeme vom RLM und von Humbrol. Die Decals sind sauber gedruckt. Es gibt einen Bogen der E-Ausführung mit vielen Wartungshinweisen. Der zweite enthält die spezifischen Markierungen für die T-2, inklusive Gurten und Instrumentenbrett. Leider wurden die Bögen mit den Bauteilen zusammen in eine Tüte gelegt. Somit kann es vorkommen, dass die Decals schon im Bausatz beschädigt werden oder am Kleberand der Tüte hängen bleiben. Beim Auspacken ist hier also Vorsicht geboten. Das hätte AZ model besser lösen können.

Fazit:
Die T-2 ist eine willkommene, seltene Ausführung im Regal der Standard-Jagdmaschinen. Dieser Bausatz ist einfach zu bauen und relativ gut detailliert. Daher kann er auch Modellbauern empfohlen werden, die noch nicht so oft Modelle gebaut haben, ggf. unter Weglassen der Wartungshinweise. Wer es bei dieser Ausführung noch detaillierter, ausgeschwenkte Ruder oder eine offene Kabine darstellen möchte, kann auch zum etwas teureren Bausatz von Brengun greifen. Ansonsten ist der Bausatz von AZ model für ein entspanntes Wochenende sehr zu empfehlen.
Der Preis liegt bei etwa 13 €. Zu erhalten ist der Bausatz beim gut sortierten Modellbaufachhändler oder direkt bei AZ model.

Philip Koch, Godern (November 2024)

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