… und weiter geht es mit Teil III mit Schwerpunkt zum Thema Flugzeuge
Beim Thema Fliegerei ist das ganze ebenfalls SEHR diffizil – aber es gibt glücklicherweise NOCH nicht so viele Anbieter in diesem Bereich. Einer der interessantesten ist sicherlich „One Man Modell“ aus Japan, der eine Reihe von sehr exotischen und auch sehr großen Flugzeugen in 1:72 und 1:48 wie die Do-X, Lockheed L-188 Electra, Short L.17 Scylla usw. anbietet. Aber Achtung: Diese sind meist in ABS/Filament-Material gedruckt! Kleine Teile inzwischen jedoch durchaus in Resin. Eine seiner letzten Entwicklungen war die Hawker Siddeley Andover & HS748, darunter auch in der IAF-AWACS-Version mit Radom. Mit dem gleichen Typ, jetzt neu von Mach II und damit aus Plastik, ist „One Man“ Toshihiko Shimizu wohl nun leider eher „abgekocht“ worden…
Ein weiterer interessanter Anbieter war Harry aus Bedford, der unter dem Label VFR eine Reihe von bisher nicht erhältlicher General Aviation / oder Sport- und Reiseflugzeuge in 3D quasi im Monatstakt gedruckt, anbot. Die Typenauswahl war genial, die Recherche dazu weniger, denn VFR arbeitete wohl ausschließlich nach Fotos und Internet-Unterlagen (Bild 2.3). Dass dies schief gehen kann, wissen wir bereits.
Es gibt derweil in Tschechien und Polen einige Firmen und Label, die sich auch mit 3D-gedruckten Modellen – mehr oder weniger erfolgreich – beschäftigen. Auch in Russland und der Ukraine gibt es 3D-Druck-Hersteller. Wenngleich mehr für Detailsets und Zubehör, als für komplette Modelle. Der Ka-26 von Gun Tower in verschiedenen Maßstäben scheint hier eher eine herausragende Bedeutung zu besitzen. Eine tolle Arbeit hat offenbar Airmastr (Bild 2.4) abgeliefert – zumindest, wenn man den Fotos auf Facebook glauben darf… Allerdings sind 139,00€ beim Kit 72027 des kleinen tschechischen Helis HC-3A und der anderen 72er Kits auch schon mal eine „Hausnummer“, mit der auch eingefleischte Fans erst einmal umgehen müssen! Und dann ist das Ganze auch noch praktisch exWorks – also ohne jeglichen Händler/Zwischenhändler…!!!
Auch hier kann man keinerlei allgemeingültige Aussagen zum Verhältnis Qualität und Preis machen oder herausfiltern, wer gut und wer eher „schlecht“ ist. Das kann sogar von Modell zu Modell beim gleichen Anbietervöllig unterschiedlich sein, wenn z.B. andere Harze, andere Schichtdicken/Druckzeiten, eine verändere Schrägstellung im Druckraum oder das Härten anders erfolgt ist. –> Und das hier sind nur die Haupteinflussfaktoren! Wir reden noch gar nicht von Digitalfehlern, oder nur der Temperatur im Aufstellraum des Druckers und anderen solcher marginalen Einflüsse…
Insofern war es spannend, die neuen Drucke von Polish3D kennen zu lernen. Während einige Freunde offensichtlich ihre PZL Kruk „heil“ aus den Angüssen/Stützmaterialien befreien konnten (Bild 2.5), hatten wir damit allerlei Trouble.
Also genaugenommen wir sind ja in der Sache einiges gewöhnt, da wir uns schon viele Jahre nicht nur mit Modellbau, sondern auch mit 3D-Druck befassen und auch schon selber 3D-Modelle gedruckt haben. Also dort natürlich auch schon reichlich dieser Angüsse und Stützmaterialien entfernt haben – und zwar vor und NACH dem Härten.
Deshalb war es ein Unding, dass ausgerechnet uns die neue PZL-20 Mewa hier quasi in tausend Teile zerspringt. DAS hätten wir bis dato nicht für möglich gehalten!
Noch dazu, da das Entfernen mit dem 500€ teuren ULTRASONIC-Wondercutter aus Japan gemacht wurde. Normalerweise ist das die ERSTE Wahl beim präzisen Entfernen dieser garstigen 3D-Stützmaterialien. Üblicherweise hat ja der „normale Modellbauer“ so etwas Komfortables nicht zur Verfügung…
Das gewählte spröde Material, die relativ dicken „Angüsse“ und die hohle – und damit DÜNNE – Konstruktion hat wohl einfach zu viele innere Spannungen in der Tragfläche aufgebaut.
Warum auch immer – u.U. auch z.B. durch das gewählte Material und/oder unsachgemäßes UV-Härten. Die ausgetretenen Flüssigkeiten aus dem Innern könnten auch ein Indiz dafür sein…
Das gemeinhin als einfach geltende „herunter-scalen“, sollte ja wohl nicht als eine der Ursachen in Frage kommen.
Aber dass so etwas quasi ohne gravierende mechanische Belastung „zerspringt“, hatten wir echt materialseitig noch nicht, aber es ist kein Einzelfall wie das Beispiel LACI auf Illustration 2.8 zeigt.
Dass normale Sägen nicht gehen, auch die aus Rasierklingen nicht, ist natürlich schon längst aus grausame und ähnliche Erfahrung mit den verschiedensten 3D-Materialien bekannt.
Fakt ist: Ein Modell für 60+20€ p&p ist nun quasi erstmal Schrott…
Ärgerlich dagegen fast am Rande, die offenbar durch Verkleinerung erzeugte 3D-Konstuktion, wohl ein Frühwerk des Konstrukteurs… Im großen Maßstab sicherlich kein Problem, wird nun die 72er Verkleinerung schnell zur komplizierten Bastelfalle – siehe dazu auch die Illustrationen 2.5 und 2.6. Da spielt es dann schon fast keine Rolle mehr, dass die Rumpfkontur und Breite, die Länge und die Bugform etwas verfehlt sind. Es reicht eben nicht aus, nur nach Internet-Unterlagen so eine Konstruktion zu erstellen. Die weit verbreitete Rissgläubigkeit tut ihr Übriges. Also nochmals Achtung: Zeichnungen können unkorrekt oder gar FALSCH sein!!! Dabei ist es relativ einfach, mal wenigstens die Länge und Spannweite in allen Ansichten auf Gleichheit zu checken! Abgedruckte Risse haben hier sogar sehr oft Fehler! Notfalls muss man eben auch mal auf einen Flugplatz und Teile zum Vergleich ausmessen. Gerade die Rumpfbreite ist bei den SEHR vielen GA-Modellen (auch z.B. bei den oben genannten VFR) einfach falsch.
Natürlich gibt es Hoffnung auf Nachdruck/oder Ersatzteile bei einer Reklamation oder entsprechenden Nachdruckbitten hier in Europa. Sofern man natürlich an den eigentlichen Konstrukteur und Produzenten erstmal direkt heran kommt… Aber eine Sicherheit hat man nicht, und die Chance den eigentlichen Urheber positiv zu kontaktieren, sind auch nicht gerade hoch.
Gar nicht auszudenken, das Gleiche bei einem Hersteller/Lieferanten aus Fernost zu erleben. Also: durchaus derartige Verluste mit einplanen! Aber unverhofft kommt oft – und es folgt in unserem Fall sogar noch ein Happy End: Es gibt derweil genau diesen Kontakt und der Hersteller hat versprochen, das Modell in den von uns angesprochnen Punkten nachzubessern und als Ersatz zu liefern! Wohl eine rühmliche Ausnahme…
Und da sind wir endlich beim eigentlich POSITIVSTEN am ganzen 3D-Druck:
Man kann nämlich quasi jederzeit die Daten anpassen und Änderungen in der Konstruktion und an Einzelteilen vornehmen! Und das Ganze auch neu und BESSER – heißt qualitativ hochwertiger und modellbauerfreundlicher – drucken! Natürlich nur, soweit der eigentliche Urheber der Daten das erstens erfährt, und zweitens das auch ändern WILL! Dazu muss er nämlich bereit sein, noch einmal dafür Geisteskraft, Arbeit und Zeit hinein zu investieren…
Es ist praktisch, wie heute bei der Autoindustrie – ob das hier allerdings so gewollt ist, bleibt derzeit offen: Die eigentliche Langzeiterprobung erledigt der Käufer bzw. der Nutzer. Dann kommen die Rückruf- und kostenlosen Austauschaktionen der Hersteller – so das Vorbild. Das wäre dann hier ja im 3D-Modelbau auch beispielgebend und zumindest genauso angebracht …
Doch wie es scheint, ist der Modellbauer beim Thema 3D, zumindest derzeit, noch komplett alleingelassen auf spiegelglattem Eis!!
Martin Grupp, Blaustein, Dezember 2024
D. Billig, Berlin, Dezember 2024 – auch Grafiken/Bildlayout und – bearbeitung