Seit einigen Monaten werden wir mit einer wahren Schwemme von 3D-gedruckten Modellen konfrontiert. Grund ist eventuell der Konkurs von Shapeways und das Bestreben der Designer, nun ihre Konstruktionen auf anderen Wegen und über verschiedene Firmen, die den Druck ausführen, zu vermarkten. In einigen Fällen hat dies tatsächlich auch den positiven Nebeneffekt, endlich den einen oder anderen Exoten als Modell bzw. als Bausatz entdecken zu können, weil sich die großen und etablierten Hersteller weiterhin ungern mit Nischenprodukten befassen. Doch aus gegebenem Anlass, hier einige Vorbemerkungen, in etwas längerer Art.

Nahezu täglich tauchen im Internet, Facebook, e-Bay und anderen Medien neue Firmen oder Labels auf, deren zahlreiche Angebote in allen Maßstäben und Themengebieten kaum noch zu übersehen sind. Besonders stark sind die Gebiete Figuren und Fahrzeuge vertreten, welche auch insbesondere für Wargamer interessant sind. Zu unserem Leidwesen sind zumindest mir aber keine Medien oder Foren bekannt, welche diese 3D-gedruckten Modelle irgendeiner Qualitätsprüfung unterziehen oder diese Kits wie auch immer bewerten. Darüber hinaus existieren auch keine Hinweise, dass es sich in vielen Fällen lediglich um „Wargamer-Kits“ handelt! Daher wäre eine Kennzeichnungspflicht, wie z.B. für Lebensmittel bereits etabliert, extrem hilfreich. Denn anders als bei etablierten Firmen, die in der Regel professionelle Entwickler oder Entwicklungsabteilungen haben und die Modelle auf Basis akribischer Recherchen produzieren, sind die jetzt auf dem Markt gespülten Modelle oft in irgendwelchen Garagenwerkstätten von Privatleuten erstellt. Das heißt, keiner kann im Vorfeld sagen, auf Basis welcher Originale oder Unterlagen diese 3D-Konstruktionen entstanden sind. 

Bei einigen dieser Modelle kommt inzwischen sogar der Verdacht auf, dass diese mit Hilfe von KI erstellt worden sind. Denn nur so könnte erklärt werden, dass auch oft völlig aus der Fantasie gegriffene Zeichnungen aus dem Internet als Basis für Modelle dienen. Offensichtlich macht man sich überhaupt nicht mehr die Mühe, die Originaltreue irgendwie zu vergleichen oder zumindest einige Maße der Originale am gedruckten Modell zu überprüfen. So gibt es inzwischen allerlei extreme Auswüchse, wie unser folgendes Beispiel zeigen soll.

Das erste Grundproblem ist, dass die Offerten dieser 3D-Firmen (Bild 4) rein mit den 3D-Darstellungen vom PC-Bildschirm arbeiten. In der Regel werden dabei keine Einzelteile gezeigt. Dies führt dann dazu, dass man unter Umständen praktisch „Blockmodelle“ kauft. Genau genommen ist das für uns einfach nur teurer Schrott. Diese Modelle aus einem Stück mit allen Details, wie Inneneinrichtung und dgl. sind dann höchstens für die zunehmende Community der aktiven Wargamer zu gebrauchen. Diese bevorzugen in der Regel Modelle aus einem Stück, die nur noch anzumalen sind. So sind dann die meisten Offerten auch wohl eher für diese Richtung ausgelegt.

Allerdings wird dies leider in keiner Weise angemessen ausgewiesen – im Gegenteil, viele dieser Druckfirmen versuchen sich sogar darin, das gleiche Vorbild in fast allen Maßstäben herstellen zu wollen. Dass dies theoretisch möglich ist, wissen wir ja, aber die Umsetzung in der Praxis ist leider nicht immer so exakt, wie man sich das in seinem gewünschten Maßstab vorstellt und wie man es von den bisherigen Plastik- oder Resinmodellen gewohnt ist. Im Gegenteil – oft kauft man ungesehen im Netz praktisch teure 3D-gedruckte Resinklumpen, die man oft – wenn der Anbieter aus Fernost kommt – nicht einmal umtauschen oder das Geld zurück fordern kann (Bild 6). 

Auch andere Auswüchse, etwa illegale Kopien sind gerade offenbar Gang und Gäbe. So berichten Modellbauer von illegalen Kopien von Modellen oder Figuren bekannter Hersteller. Diese werden meist von asiatischen Anbietern (auch z.B. via Temu oder AliExpress) zu Schnäppchenpreisen offeriert. Einige scheinen dabei sogar durch 3D-Scan und anschließendem 3D-Druck produziert wurden zu sein (Bild 9). Die Qualität ist dabei sogar teilweise erstaunlich gut – obwohl hiesige Konstrukteure immer deren Unmöglichkeit, wegen des hohen Nachbearbeitungs- bzw. Schleifaufwand betonen. Generell man muss sich beim Kauf solcher Produkte natürlich auch darüber bewusst sein, dass damit die Entwicklungs- oder Herstellungskosten der ursprünglichen Anbieter torpediert werden und damit langfristig keine ECHTEN Neuentwicklungen folgen werden.

Am Beispiel dieses Cadillacs möchten ich das mal vorstellen. Üblicherweise werden diese 3D-Modelle unter Ausschaltung jeglicher Händler direkt in Internetforen oder bei e-Bay angeboten – so auch dieses Modell hier. Die Offerte (Bild 2) von MoBau Factory sieht erst mal gut aus. Man meint, ein detailliertes Modell zu kaufen, denn schließlich wird es von 1/144 bis 1/43, andere sogar bis 1/35 angeboten!

Auf insgesamt sieben e-Bay-Seiten finden sich allein 364 Artikel unter diesem Anbieter-Label. „Das muss ja gut sein“ – bestimmt gut detailliert – denkt man sich, mit Blick auf die offerierten Maßstäbe… Wir haben die Probe aufs Exempel gemacht und davon den 72er Cadillac Series 62 bestellt. Erst später ist uns quasi die gleiche Offerte – aber unter dem Label EAGLE in Facebook (siehe Bild 4 oben) aufgefallen. Und das Ergebnis ist für den Maßstab 1/72 eigentlich so katastrophal, dass es sich nur für die Mülltonne eignet:

Länge: Maßstab ca. 1/72, Breite: Maßstab ca. 1/83, Räder: Maßstab ca. 1/59

Das ist schlicht KRASS und undiskutabel!!!

Solche Verzerrungen dürfte nicht mal ein Wargamer und „Block“-ModellFan (Bild 6) akzeptieren. Siehe unsere Bilder und den Vergleich mit dem Original, dessen Fotos im Internet eigentlich für jeden Konstrukteur zugänglich sind (Bild 3) – sofern er natürlich Internet hat.

Empfehlenswert wäre es demzufolge, vorher genauestens zu prüfen, was man dort kauft, bzw. was einen erwarten könnte. Dies ist aber so einfach nicht möglich. Praktisch muss man sich erst immer ein Modell als Muster von dem jeweiligen Hersteller besorgen, um dann darauf schließen zu können, ob die anderen Modelle von dem gleichen Anbieter und Konstrukteur ähnliche Qualität und Detaillierung aufweisen. Das ist allerdings natürlich nur eine Vermutung, tatsächlich kann es von Modell zu Modell ja vollkommen anders sein. Denn es können ja auch verschiedene Konstrukteure an diesen 3D-Modellen gewerkelt haben. Unser Cadillac-Vergleich hat jedenfalls einen klaren Sieger und das ist klar das lediglich 10% teuerere Modell von MATCHBOX ! – (Bild 5) 

Nicht zu glauben, aber es gibt auch den umgekehrten Fall: Ein und der gleiche Konstrukteur – hier VFR (Bild 8) – entwirft drei oder vier verschiedene Grundkonstruktionen – hier einer Cessna-Reihe mit C172 und C206. Und alle sind unrichtig! Es kommt noch schlimmer: Alle Tragflächen sind nicht zu benutzen, da die Tragflächentiefe und ein korrektes Profil fehlen. In diesem Fall sind es bald 2 mm – ein Unding, zumal bei allen guten Rissen die zugehörigen NACA-Profile angegeben werden. Dafür wurden die Fahrwerke perfekt auf 1/72 gebracht – nur kann man sie leider nicht verwenden, da sie zu dünn ausfallen und einfach schon bei der Entfernung vom Stützmaterial brechen! 

Solche Konstruktionen sind einfach Murks. Von vorneherein gleich das Einkleben eines Drahtes planen und alles wäre schick! 3D-Flugzeuge haben noch ein weiteres – bisher ungelöstes – Problem: Die Verglasung. In 3D ausgeführt, ist in ein paar Jahren sicherlich mit Trübung und Verfärbung zu rechnen. Die jetzigen Kombinationen mit Vacu-Teilen sind deutlich zu kompliziert (Bild 8) – auch für den eher fortgeschrittenen Modellbauer! Und auch hier ist Vorsicht geboten, wenn man Luken und Türen „öffnen“ möchte! -> siehe die Hinweise in Bild 8! Leider gibt es nirgends eine Art Kaufhilfe für 3D-Modelle, so dass hier jeder auf seine eigenen Erfahrungen zugreifen muss. 

Eine andere Unart dieser 3D-Konstrukteure und der 3D gedruckten Produkte ist es, dass Modelle die größeren Maßstab sehr detailliert konstruiert wurden – etwa im Maßstab 1/35 und dann „einfach“ auf andere Maßstäbe verkleinert oder vergrößert werden, zum Beispiel auf 1/72. Das führt dann dazu, dass bestimmte Teile so hauchdünn gedruckt werden, dass sie etwa Papierstärke besitzen. So gesehen zum Beispiel bei der Motorhaube des M123 von Armada-Hobby (Bild 7). So geht das natürlich nicht – jeder Modellmaßstab muss in seiner Detailliertheit besonders behandelt und gestaltet werden. Das Ganze ist also nichts für den „schnellen Geschäftemacher“!

Schnelle Geschäftemacher

Dies ist ein gutes Stichwort, denn im Internet – insbesondere in e-Bay – findet man inzwischen auch etliche Angebote von gedruckten Modellen, die anscheinend von Leuten erzeugt werden, die sich „mal eben“ einen (billigen?) Drucker gekauft haben, und damit Teile auch für Andere zu drucken. Oft ohne Kenntnis davon, wie man optimale Druckqualitäten erzielt und natürlich vorher umfangreich ertesten muss. Es muss vieles zusammenspielen und beim 3D-Druck für ein optimales Ergebnis berücksichtigt werden: das verwendete Harz, die Druckereinstellungen, die Schrägstellung im Druckraum, die Umgebungstemperatur und nicht zuletzt die gewählte Schichtdicke! Eine kleine gibt präzise Modelle mit kaum „Rillen“ –  was aber oft in langen Druckzeiten resultiert. Wir mussten so z.B. schon mal 27 Druck-Stunden auf eine 155 mm lange Tragfläche für ein 72er Modell warten. Um schnelles Geld zu machen, ist das natürlich ungeeignet – also einfach die Schichtdicke erhöhen, dann kann das auch in vier Stunden klappen. Aber leider wird als Konsequenz die Qualität dann grottenschlecht. Die Schichtdicken treten überdeutlich hervor und es entstehen praktisch tiefe „Druckrillen“. Das ist ein großes Problem der 3D Druckanbieter – vor allem, wenn plötzlich reichlich Bestellungen anlanden.

Diese Beispiele hier lassen sich unendlich fortsetzen. Insofern soll dieser Beitrag hier eine Warnung an alle diejenigen sein, die mit Kaufabsichten solcher 3D-gedruckten Modelle liebäugeln.

„Drum prüfe, wer sich ewig bindet“ ist zwar für ein anderes Thema gedacht – passt hier aber hervorragend.

Martin Grupp, Blaustein (Oktober 2024)

Grafiken/Bildlayout und -bearbeitung: D. Billig, Berlin  


5 Kommentare zu diesem Beitrag
  1. Erstaunlich finde ich, dass tatsächlich Modelle angekommen sind. Es gibt ja auch genug Betrüger auf FB die angeblich 3D Drucke anbieten und nie liefern. Ich würde es wie seit Beginn des Internets halten, nur bekannte Sachen kaufen und man ist Safe. 3D Druck von ResKit z.B. ist fantastisch und man weiß was man bekommt.

  2. Hallo,
    die Erfahrung kann ich zu 100% teilen! Nachdem ich von der Firma Modelltrans Resin und auch gedruckte Teile verbaute und begeistert war bestellte ich im Netz ander sachen die mich interessierten….die aller wenigsten Teile taugten was. Gerade Figuren von Ali in 1/72 haben oft eine grauenhafte Qualität. Wie das bei anderen Maßstäben aussieht weiß ich nicht.
    Danke für den tollen Beitrag!
    Grüße

  3. Ich denke man sollte dem 3D Druck eine Chance geben. Es gibt schwarze Schafe keine Frage, aber diese werden dann vom Markt verschwinden. Es gibt gute 3D Druck Hersteller wie my3DBase der 3D Flugzeugmodelle herstellt. Diese sind allerdings Bausätze. Ich würde auch MoBau eine Chance geben. Denn einige 3D Drucke sind gut. Das bemalen ist etwas schwieriger keine Frage, es gibt ja Tricks.

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