Das Vorbild: Kriegsfischkutter (kurz KFK) waren Boote nach einem Entwurf für kleine Hilfskriegsschiffe der deutschen Kriegsmarine im Zweiten Weltkrieg. Sie wurden im Vorposten- und Sicherungsdienst an den Küsten, in U-Boot-Jagd-Flottillen und in der Nachkriegszeit zur Minenräumung und Fischerei eingesetzt.
1920 wurde damit begonnen, die politisch gesteuerte Umsetzung der „Vereinheitlichung der Fahrzeuge der dt. Fischereiflotte“ voranzutreiben. Der Reichsfischkutter wurde meist in Holz ausgeführt und konnte von privaten Betreibern zusammen mit einem günstigen Reichsdarlehen bestellt werden. Als Gegenleistung musste das Fahrzeug im Krieg der Marine überlassen werden.
(Auszug aus Wikipedia)
Der Bausatz: Seine Premiere als Plastikbausatz fand bereits 2022 statt, als ICM den KFK im Maßstab 1:350 veröffentlichte. Bereits ein Jahr später folgte darauf dessen Umsetzung auch im Massstab 1:144. Dabei wurden die Formen nicht einfach vergrößert, sondern diverse Kleinteile ergänzt und dem Maßstab entsprechend überarbeitet.
Wie bereits seit einiger Zeit bekannt, übernimmt Revell regelmäßig Formen von ICM und bietet dann deren Bausätze unter dem firmeneigenen Label an. Dies trifft auch in diesem Fall zu, was man auf den Spritzgussästen schnell erkennen kann, da sich darauf noch die Logos von ICM befinden.
Die Bauteile befinden sich in der für Revell typischen Laschenbox, die auf dem Deckelbild den KFK im Einsatz bei kabbeliger See vor der norwegischen Küste in einer ansprechenden Grafik darstellt. Im Inneren des Kartons findet man vier Gussäste aus grauem Plastik, einen mit Klarsichtteilen, einen kleinen Bogen mit Abziehbildern und natürlich den Bauplan.
Die Teilezuordnung sieht dabei wie folgt aus:
A: Rumpf und Kleinteile
B: Decksaufbauten und Ständer
C (2x): Kleinteile, Waffen und Zubehör
D: Klarsichtteile
Alle vorhandenen Teile machen einen soliden Eindruck und Fischhaut, Einsinkstellen oder störende Auswerfermarken sind nicht vorhanden. Besonders lobenswert ist die Darstellung der Holzplanken auf dem Schiffsdeck sowie den Plattformen der Bordgeschütze, die in diesem Fall aus zwei 2cm Flakgeschützen bestehen. Die Decksaufbauten sind als separate Teile vorhanden, was die Bemalung deutlich vereinfacht, da diese damit auch ohne lästiges Abkleben vom Rumpf und dem Schiffsdeck bemalt werden können.
Ebenfalls sehr gelungen sind die kleinen Seilwinden und die einzelnen Wasserbomben, die im Heckbereich anzubringen sind. Einzige Schwachstelle des Bausatzes – aber das ist meine persönliche Meinung – sind die Teile für die Reling der Flakplattformen, die wahrscheinlich formenbedingt etwas zu dick erscheinen. Eine Alternative zu finden wird in diesem Fall nicht ganz einfach sein, denn Ätzteile sind in diesem Fall auch nicht optimal, da diese zu platt erscheinen würden. Eventuell findet sich ein Kleinserienhersteller, der mittels 3D Druck optimale Teile für diesen Zweck anbietet.
Die Hauptstützen der Schiffsreling sind bereits am Bootsrumpf vorhanden, jedoch soll man entsprechend Bauplan die obere, umlaufende Reling mittels Nähgarn selbst ergänzen.
Schließlich ist noch der Ständer zu erwähnen, der in wirklich ansprechender Form gestaltet wurde und dem Modellbauer damit die Möglichkeit bietet sein Modell optimal präsentieren zu können.
Bauplan: Als Bauplan liegt ein 20-seitiges Heft bei, das über 51 Bauabschnitte den Zusammenbau der Teile in übersichtlicher und klarer Form begleitet. Bereits während des Bauprozesses findet man dabei Farbangaben für Kleinteile mit Referenz auf die hauseigene Farbpalette.
Für die Bemalung werden zwei unterschiedliche Optionen angeboten:
– KFK, norwegische Küste, 1944
– KFK, Biskaya Bucht 1944
Als sehr interessant erscheint mir dabei das Tarnschema der „norwegischen“ Version mit den auffällig blauen Bereichen auf dem Bootsrumpf.
Wem beides nicht gefällt, der kann sich auch vom Bauplan vom ICM Bausatz inspirieren lassen, in dem man noch ein drittes Farbschema findet, das auch sehr ansprechend aussieht.
Fazit: Revell greift mit dem KFK ein sehr interessantes Thema auf, das mit Sicherheit auch die Möglichkeit anbietet, das Modell in Bezug auf Ausstattung und Bewaffnung individuell umzugestalten. Damit hat der Bausatz weiteres Potential und bietet wegen der vergleichsweise überschaubaren Anzahl von Bauteilen Bastelspass für den Modellbauer.
Uneingeschränkt empfehlenswert – auch für Einsteiger!
Erhältlich im gut sortiertem Fachhandel oder direkt bei Revell.
Gert Brandl, Berlin (Oktober 2024)