Vorbild: 1913 als Schulflugzeug entwickelt, diente die AVRO 504 dem RFC in dieser Funktion bis in die 1930er Jahre. Obwohl unbewaffnet zog man sie 1914/15 in Ermangelung von echten Bombern auch dazu heran. Mit Beginn der Angriffe deutscher Luftschiffe auf England forderte der RNAS einen Einsitzer als Abfangjäger gegen diese Bedrohung. Mit unterschiedlichen Motoren flog sie in zahlreichen Luftstreitkräften bis in die 1930er Jahre.
Bausatz: Bis ins neue Jahrtausend war das Airfix-Modell das Beste – weil das einzige Spritzgussmodell. Dann legte Amodel eine Eigenschöpfung vor, die in unterschiedlichen Dekorationen und Bezeichnungen erschien. Beide haben die gleiche Schwäche – sie sind zu kurz. Jetzt geht KP mit einem eigenen Entwurf an den Start. Die rot-gelbe Faltschachtel enthält zwei graue Gussäste mit 55 Teilen, einen Film für die Windschutzscheibe, Abziehbilder und die s/w Bauanleitung. Wie immer ist der Bausatz für mehrere Varianten ausgelegt, d.h. einige Teile wandern in die Restekiste.
Die Detaillierung und die Strukturen sind ansprechend. Der Guss ist sauber ausgeführt, lediglich die Fahrwerkstreben weisen etwas Grat auf. Die Angüsse sind für Kleinserien akzeptabel. Das Cockpit ist mit zehn Teilen gut ausgestattet. Lediglich die Sitzgurte fehlen.
Bei der Rumpflänge nähert sich KP dem Original mehr als seine Konkurrenten. Bei einer Rumpflänge von 8,80 m (also eine Modelllänge von 12,2 cm), wenn alle Teile (Propeller, Motorhaube, Rumpf, Seitenleitwerk) zusammengezählt werden, kommt nur eine Länge von 11,8 cm heraus, d.h. es fehlen nur noch 4 mm. (Ob die Resinkits besser sind, keine Ahnung.)
Bauanleitung/Bemalung: Die kleine s/w Anleitung führt in zehn Schritten zum Ziel. Der Verspannungsplan ist etwas unübersichtlich. Der sauber gedruckte Abziehbilderbogen liefert die Kennzeichen je einer belgischen, finnischen und portugiesischen Maschine. Farbangaben erfolgen in Humbrol. Die Farbzeichnung befindet sich auf der Schachtelrückseite.
Fazit: Obwohl die AVRO 504 über lange Zeit bei vielen Luftstreitkräften der Welt im Dienst stand, fand und findet sie kaum Interesse bei den Modellherstellern. Hier schließt KP auch mit der Dekoauswahl eine Lücke.
Jürgen Willisch, Potsdam (September 2024)