Das Vorbild: Der 60cm Flakscheinwerfer wurde in den späten 1930er Jahren mit einem parabolischen Glasreflektor entwickelt und von einem 8-Kilowatt-Generator angetrieben. Die Lampenleistung belief sich auf ca. 135 Millionen Candela und hatte eine Reichweite von etwa 5 Kilometern für Ziele, die sich in einer Höhe von 1.500 Metern bewegten. Mit der Streuung des Strahls reduzierte sich diese auf etwa 3,2 Kilometer. 

Die Bedienung erforderte eine dreiköpfige Besatzung und der Scheinwerfer konnte mit einem einachsigen Spezialanhänger 51 transportiert werden. Ein Mitglied der Crew bediente den Suchscheinwerfer, ein andereres den Generator und das Dritte war der Abschnittskommandant. Der Suchscheinwerfer wurde in Richtung und Höhe über zwei handbetriebene Kurbeln gesteuert.

Mehrere gut erhaltene und noch funktionstüchtige Exemplare befinden sich im Privatbesitz von Sammlern oder können als Exponate in verschiedenen Museen besichtigt werden.

60 cm Flakscheinwerfer 36 / Museum für historische Wehrtechnik e.V. Röthenbach

Das Bauprojekt: Bereits vor mehr als 25 Jahren hatte ich mich bereits intensiv mit dem 60cm Flakscheinwerfer 36 beschäftigt und auch beabsichtigt, ein entsprechendes Modell im Maßstab 1:35 zu realisieren. Zu dieser Zeit existierte lediglich der Bausatz im Maßstab 1:35 von „The Show Modelling“, der allerdings alles andere als gut erhältlich war. Daher beschloss ich zu dieser Zeit, mich mit entsprechenden Informationen einzudecken, um das Modell selbst bauen zu können. Dank freundlicher Unterstützung vom Kurator des Museums für historische Wehrtechnik e. V. in Röthenbach, erhielt ich unzählige Fotos von einem Exponat – per Post (damals war InterNet noch nicht so weit verbreitet), auf dessen Basis und unter Zuhilfenahme von weiteren Referenzen eine Maßstabszeichnung erstellt werden konnte, die auch auf der alten IPMS Homepage veröffentlicht wurde.

Leider musste ich schließlich einsehen, dass der Scheinwerfer zu komplex und meine Projektidee doch etwas zu ambitioniert waren, um diese als Modell umzusetzen. Ein paar Jahre später hat sich das Thema auch insofern für mich erledigt, weil ich von der Firma AFV Club mit der Veröffentlichung eines wirklich tollen Bausatzes im Maßstab 1:35 erhört wurde.

Im Maßstab 1:16 sieht es im Vergleich dazu erstaunlicherweise besser aus, denn seit einigen Monaten existiert ein entsprechender Bausatz von der Firma SK Modellbau und seit kurzem ein weiterer von der Firma Fertigungswerk16. Die Teile beider Bausätze sind im 3D Druckverfahren hergestellt und in Bezug auf Druck- und Detailqualität als durchaus vergleichbar zu bewerten, wobei die Bausätze unterschiedliche Schwächen und Stärken besitzen.

Lukas Raitmayr, der hinter dem Label Fertigungswerk16 steht, fragte mich vor kurzem, ob ich sein Design überprüfen und ein entsprechendes Modell für ihn bauen könne. Damit stand es für mich nach mehr als 25 Jahren endgültig fest, das Projekt endlich anzugehen – wenn auch in einem völlig anderen Maßstab als ursprünglich vorgesehen.

Im ersten Schritt des Bauprojektes habe ich alle Teile sortiert und auf Druckfehler überprüft. Das Ergebnis war schnell offensichtlich: Alles perfekt und sauber gedruckt und es sind nur minimale Rillen vom Druckprozess erkennbar, die durch Überschleifen mit Sandpapier beseitigt werden können. An einigen Stellen, bei denen kleinere Details wie Nieten auf den Flächen vorhanden sind, ist jedoch ein Schleifen nicht möglich und man muss darauf vertrauen, dass die feinen Rillen nach Grundierung und Farbauftrag weitestgehend überdeckt werden.

Insgesamt besteht der Bausatz aus 16 Einzelteilen, transparentem Plexiglas sowie einer Schablone, um daraus das Scheinwerferglas herzustellen. Lukas hat bei seinem Design wirklich sehr gute Arbeit geleistet und nahezu alle wichtigen Details berücksichtigt und korrekt wiedergegeben. Besonders schön finde ich, dass die vier seitlich am Scheinwerferkörper angebrachten Handgriffe bereits am Druckteil vorhanden sind. Da ich aber zahlreiche Fotos vom Original besitze, auf denen man fast jede einzelne Schraube erkennt, fand ich doch ein paar Stellen, die man noch optimieren kann – aber nicht muss.

1. Die Lafette

Als Basis und Grundgestell für den Scheinwerfer hat man beim Original die Lafette der 2cm Flak 30 genutzt. Nach Abgleich mit Fotos vom Original aus meinem Archiv (und dem Internet) wurden die folgenden Stellen optimiert:

– Ergänzung von Nieten und Überarbeitung bzw. Ergänzung der Verriegelungshebel an den 3 Bereichen
der Lafette
– Ergänzung der Sicherungssplinte mit Sicherungskettchen
– Überarbeitung von Details im Heckbereich der Lafette sowie Ergänzung der Querstrebe

Die drei Standteller der Lafette erschienen mir in Bezug auf deren Grundflächen und die Nieten etwas zu massiv, weshalb ich diese einfach komplett neu angefertigt habe.

2. Die Grundplatte

Auch am Teil der Grundplatte mit der Kurbel für die Seitenrichtung sah alles sehr detailgetreu aus und es ergaben sich nur wenige Möglichkeiten für mich noch eins „draufzusetzen“. Wo ein Wille ist, findet sich aber auch ein Weg und so habe ich an diesem Teil die folgenden Bereiche überarbeitet:

– Ergänzung eines Riffelmusters an den Fussrasten
– Ergänzung von Nieten an der Handkurbel und dem Sockel
– Ergänzung von Schmetterlingsmuttern am Kurbelsockel und der Halterung davor
(gibt es als Teile in 1:16 von Gas Hans)
– Ergänzung eines kleinen Stellhebels neben dem Kurbelsockel
– Überarbeitung der Sitzhalterung inklusive Ergänzung eines T-förmigen Sicherungshebels

Einziger wirklich Schwachpunkt an diesem Bauteil ist das Fehlen der Transportzurrung für den Scheinwerfers bestehend aus Zurrteil und Halterungen im vorderen Bereich der Grundplatte. Die Teile wurden entsprechend dem Vorbild aus Plastik nachgebaut und ergänzt.


3. Kurbel für die Höhenrichtanlage

Bei diesem Bauteil hat sich ein kleiner Designfehler eingeschlichen, denn das tellerförmige Teil an der Kurbel weist eine verkehrte Orientierung auf. Der „Teller“ befindet sich aussen an der Kurbel und nicht im inneren Bereich zwischen Kurbel und Kurbelkasten. Das war schnell durch Abtrennen des Teils und korrektem Anbringen bereinigt. Auf den Fotos vom Original waren noch einige Nieten erkennbar, die ergänzt wurden sowie ein Sicherungssplint an der Hinterseite des Kurbelgehäuses, der in die Lochscheibe einrasten konnte.

4. Der Sitz

Auch beim Sitz konnte ich mich nicht zurückhalten und habe die Rückenlehne komplett neu aufgebaut, da mich das entsprechende Design am Bausatzteil nicht überzeugen konnte. Darüber hinaus wurden noch zwei klappbare Griffe an den Seiten der Rückenlehne ergänzt, die an einigen Scheinwerfern – aber nicht immer – angebracht waren. Durch Entkoppeln des Seitenrichtgetriebes konnte damit ein Flakhelfer, hinter dem Sitz stehend, den Scheinwerfer extrem schnell schwenken und die Erfassung und Nachverfolgung von Flugzeugen damit beschleunigen.

5. Die Scheinwerferhalterung

Auch an der Halterung für den Scheinwerfer gab es Möglichkeiten, das bereits sehr gut detaillierte Teil noch etwas zu verfeinern:

– Ergänzung weiterer Nieten
– Ergänzung eines Rundstabes am Zylinder rechts oben (wurde beim Design vergessen)
– Ergänzung von kleineren Details im Innenbereich der Halterung

Die Leitungen an der unteren Schiene der Halterung wurden bewusst nicht von Lukas beim Design berücksichtigt, da diese am besten durch Ergänzung von flexiblem Schlauchmaterial mit dem korrekten Durchmesser dargestellt werden können. Zusätzlich habe ich entsprechend dem Original noch die Schlauchschellen aus Bleifolie ergänzt.

6. Der Scheinwerfer

Und auch beim Korpus des Scheinwerfers gab es Möglichkeiten, das Teil in Bezug auf die folgenden Bereiche noch weiter zu optimieren:

– Diverse kleine Details links neben dem rechteckigen Kasten
– Ergänzung von Halbflügelmuttern (von Gas Hans)
– Ergänzung der Haltegriffe vorne und hinten aus Bleidraht
– Ergänzung des Haltestiftes für die Transportsicherung
– Überarbeitung der Kastenverschlüsse

An der äusseren Abdeckung des Scheinwerfers habe ich die Befestigung für die Halbflügelmutter von links nach rechts entsprechend dem Original versetzt. Hierbei handelt es sich um einen kleinen Fehler im Design, der aber schnell und problemlos korrigiert werden kann.

Leider hatte ich ein Nachschleifen des Innenbereiches vom Scheinwerfer übersehen, weshalb nach Grundierung mit schwarzem Lack und Aufbringen von Chromfarbe keine perfekt glatte Fläche erzielt wurde. Das kann man besser machen! Beim Original war übrigens die Innenfläche des Scheinwerfers mit Silber bedampft um maximale Lichtleistung zu erzielen.

Beim Scheinwerferglas kann die Form mit Hilfe der Schablone auf das beiliegende Plexiglasteil übertragen und dann dieses durch entsprechendes Schleifen in die optimale und passende Form gebracht werden. Die Lamellenstruktur (Kerben für die Lamellen) habe ich dann zunächst auf ein Blatt übertragen und dann die Linien mit Hilfe einer Graviernadel in Scheinwerferglas eingraviert.

Im Gegensatz zum Scheinwerfer von AFV Club im Maßstab 1:35 fehlen bei dem Bausatz in 1:16 aber zwei Elemente im Innenbereich:

– Die Lamellen, die direkt hinter dem Scheinwerferglas sitzen
– Der leicht konkav gewölbte hintere Bereich im Zylinder

Beides hatte ich leider erst nach dem Ankleben der vorderen Abdeckung bemerkt und konnte das somit nicht mehr nachbessern.

7. Die Bemalung

Alle Teile wurden dann mit Fine Surface Primer von Tamiya grundiert, um noch vorhandene Problemstellen erkennen zu können und gegebenenfalls nachzubessern. Da aber nichts negativ herausstach, folgte einen Tag später eine weitere Grundierung mit schwarzer Farbe, womit auch gleich ein Pre-Shading ermöglicht wurde.

Am darauf folgenden Tag habe ich die Grundfarbe blaugrau mit Hilfe meiner Sprühpistole aufgetragen und ein erstes Highlighting mit etwas aufgehellter Farbe realisiert. In den nächsten Schritten folgten noch Bemalungen des Sitzes (nach Abkleben der umgebenden Teile) mit seidenmatter Farbe und das Ergänzen minimaler Gebrauchsspuren mit der Schwammtechnik.

Schließlich kontte ich noch einen seidenmatten Klarlack auftragen und nach einem weiteren Tag Trocknungszeit folgten dann die obligatorischen Schritte wie Filter, Pin-Wash und Highlights.

Besonderen Spaß hat mir das Erstellen diverser kleiner Typenschilder (wie z.B. auch das AEG Logo) gemacht, die an verschiedenen Stellen am Original aufgebracht waren. Diese wurden mit Hilfe meines PCs und dem passenden Schrifttyp (Bahnschrift) angefertigt, auf klarem Decalfim aufgedruckt, dann auf Bleifolie übertragen, zurecht geschnitten und am Modell befestigt. Das Ergebnis entspricht vom Erscheinungsbild her, sehr gut dem Original. Für die Skalen des Voltmeters habe ich diesen Bereich von einem Foto übernommen und dem Modell entsprechend passend skaliert. Der Ausdruck auf Fotopapier wurde zurechtgeschnitten und hinter transparentem Plastic Sheet, das noch in Form gebracht wurde, eingepasst.



Fazit: Nach inzwischen mehr als 25 Jahren habe ich es endlich geschafft den 60cm Flakscheinwerfer als Modell umzusetzen. In Bezug auf den Maßstab entspricht dies zwar nicht dem ursprünglichen Vorhaben, aber das Ergebnis hat die lange Wartezeit auf jeden Fall gelohnt.

Informationen und Fotos zu meinen Änderungen am Modell/Bausatz und meine Empfehlungen wurden auch an den Designer weiter geleitet, der sicherlich an der einen oder anderen Stelle noch nachbessern wird.

Insgesamt ist aber bereits jetzt das existierende Design als wirklich sehr gut zu bezeichnen und ermöglicht den Bau eines beeindruckenden Modells.

Mein Dank geht an Lukas Raitmayr (Fertigungswerk16), dass ich mir mit „seinem“ neusten Bausatz endlich einen meiner ältesten Modellbauwünsche erfüllen konnte.

Gert Brandl, Berlin (September 2024)

2 Kommentare zu diesem Beitrag
  1. Lieber Kollege Brandl,
    da hapert’s ein wenig . . .
    „Einer der Besatzungsmitglieder . . .“ ? Einer = männlich, aber das Besatzungsmitglied = sächlich . . .
    . . . und weiter „. . . ein anderer . . .“ = wieder männlich ?
    Schade, ein interessanter Beitrag, anhand der Bilder ist ersichtlich wieviel gute Arbeit da drin steckt, aber mir ist schon ob dieser Fehler wieder die Lust am Weiterlesen vergangen
    L G

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