Vorbild: Die Arado E.555 war das Projekt eines Nurflügelbombenflugzeuges der deutschen Luftwaffe. Es sollte von Strahltriebwerken angetrieben werden. In den Jahren 1943/44 wurden verschiedene Projekte durchgerechnet. Sie waren mit unterschiedlichen Triebwerken vorgesehen. Teilweise waren es Nurflügler. Ein erstes Konzept sollte mit sechs BMW 003-Strahltriebwerken ausgerüstet werden. Insgesamt entstanden mindestens 11 Konzepte.

Sie sollten alle ca. 4 Tonnen Bombenlast über 5000 km transportieren können. Zwei Mann sollten eine druckbelüftete Kabine bekommen und die Abwehrstände sollten ferngesteuert werden. Allerdings fragt man sich, wie mit der geplanten Reichweite das US-Territorium angegriffen werden sollte… Vielleicht rechnete man mit einem Tankstopp auf Island. Zum Glück blieben all diese Projekte unvollendet.

Bausatz: 1998 erschien erstmals dieser Bausatz der Arado E.555 in 1/72 mit einem Cover, welches im Hintergrund die Skyline von New York zeigte. 2012 gab es noch eine Auflage mit neuem Cover. Nun gibt es zwölf Jahre später eine neue Auflage mit neuem Karton in der „P-Series“. In dem typischen wabbeligen Revell-Karton befinden sich gut verpackt drei hellgraue Spritzlinge mit 97 Teilen, ein klarer Spritzling mit neun Teilen, ein Decalbogen und die Bauanleitung.

Schnell fällt auf, dass Revell nicht einmal die Bauanleitung überarbeitet hat. Das Papier ist etwas hochwertiger, aber die Bemalungshinweise sind immer noch s/w. Die Abspritzung der Bauteile geht für die heutige Zeit durch. Man findet hier feine versenkte Strukturen. Die Positionsleuchten an den Tragflächenenden sind anmodelliert und nicht aus Klarsichtmaterial.

Der Bau beginnt mit dem Cockpit. Dieses ist recht gut detailliert. Die Instrumentenbretter sind mit erhabenen Strukturen versehen. Hier hätte man sich Decals gewünscht. So muss man den Pinsel schwingen. Sitzgurte findet man leider auch nicht auf dem Decalbogen. Da das Cockpit großzügig verglast ist, sollte man hier ein wenig aufrüsten.

Die Triebwerkspacks sehen etwas schmalbrüstig aus. Schaut man sich im Vergleich eine He 162A an, dann versteht man die Problematik. Aber was soll es bringen, denn schließlich wurde das Vorbild nie gebaut. Bei den Waffenständen sollte man die Läufe durch ein paar Zubehörteile oder Kanülen austauschen.

Revell liefert von Haus aus schon gut gemachte Fahrwerksschächte. Die Details passen recht gut in die Zeit. Mit etwas Schattierung lässt sich hier viel erreichen. Bei den Fahrwerksklappen muss man selbst ein wenig Hand anlegen. Diejenigen für den Bugfahrwerksschacht müssen in drei Teile zerlegt werden und beim Hauptfahrwerk sind es je zwei Teile. Alle Räder sind einteilig.

Der Bombenschacht kann mit drei SC 1000 oder zwei SC 2000 ausgerüstet werden. Ein paar kleinere Bombennachbildungen ergänzen die Ausstattung. Einen Beladungsplan liefert Revell gleich noch mit.

Die Klarsichtteile verdienen ihren Namen. Der Decalbogen ist tadellos gedruckt, aber er ist matt. Der Plan ist etwas unübersichtlich. Hier wäre bei einer Neuauflage mal eine Trennung von den Plänen zum Anstrich empfohlen. Revell bezieht sich bei den Farbangaben auf das hauseigene System, aber man liefert die RLM-Farbtöne als ergänzende Information mit.

Bemalungen:

  • Arado E.555, deutsche Luftwaffe, I/KG 100, 1948 (Projekt!)
  • Arado E.555, deutsche Luftwaffe, KG 200, 1948 (Projekt!)

Fazit: Revell liefert hier eine interessante Wiederauflage eines Projektbausatzes der Arado E.555 in 1/72. Hier kann man sich bei Detaillierung und Bemalung richtig austoben. Zum Glück blieb das Original ein Projekt. Der Bausatz ist auch für Einsteiger in den Modellbau zu empfehlen.

Volker Helms, Godern (Mai 2024)

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