Vorbild:
Ende vergangenen Jahres hat uns ICM mit diesem Modell einen weiteren Neuzugang in der Kategorie „formschöne Zweimots“ in 1/48 beschert. Doch bevor wir zur Miniatur kommen, ein paar Worte zum Original:

Basierend auf einer Ausschreibung des japanischen Heeres im Jahr 1936 wurde das Flugzeug im Sommer 1938 unter der Bezeichnung „Schwerer Bomber Typ 97 Modell Ia“ in Dienst gestellt. Nach den ersten Kampfeinsätzen in China wurde schnell klar, dass die Abwehrbewaffnung mit nur drei Maschinengewehren unzureichend war, was zur Entwicklung des stärker bewaffneten Nachfolgemodells Ib führte. Generell zeichneten gute Flugeigenschaften und Wartungsfreundlichkeit die Varianten der Ki-21 aus, und trotz ihrer Verwundbarkeit gegen immer besser werdende alliierte Gegner – die ihr die Codebezeichnung „Sally“ verpassten – blieb der Typ auf japanischer Seite bis zum Kriegsende im Einsatz. Dabei wurde die Version Ia im Verlauf des Pazifikkrieges auch als Transportflugzeug genutzt.

Technische Daten Ki-21-Ia:
– max. Startgewicht: 7916 kg
– Länge: 16 m, Spannweite 22,5 m, Höhe: 4,35 m
– Motorisierung: 2 x Nakajima Ha-5 Sternmotoren mit je 850 PS
– Geschwindigkeit: 432 km/h in 4000 m Höhe
– Reichweite: 2700 km
– Dienstgipfelhöhe: 8600 m Höhe
– Bewaffnung: 3 x 7,7 mm Maschinengewehre und 1000 kg Bombenlast

Das Modell:
Nach dem Auspacken der ICM-typischen Verpackung (Stülpschachtel mit Innenkarton mit Klappdeckel) erwarten die Modellbauerin bzw. den Modellbauer acht Spritzlinge mit insgesamt 270 Teilen. Diese sind allesamt schön ausgeformt, z.B. waren keine Sinkstellen erkennbar, und die Klarsichtteile – darunter das riesige „Gewächshaus“ für den Rumpfrücken – sind schlierenfrei und nochmals separat eingetütet. Besonders gut gefällt mir persönlich die Darstellung der stoffbespannten Steuerflächen, bei denen die Rippen angedeutet sind, sowie die Inneneinrichtung, die man nach dem Zusammenbau im hinteren Rumpfteil jedoch nur noch erahnen können wird. Der ein oder andere wird sicher fehlende Nietenreihen kritisieren, allerdings habe ich bei einer Internetrecherche keine Originalfotos finden können, bei denen diese besonders hervorstachen. Meine einzigen wirklichen Kritikpunkte bei diesem richtig guten und interessanten Bausatz sind diejenigen, dass trotz des deftigen Preises von bis zu 80 € im Handel keine Sitzgurte – z.B. als kleiner Ätzteilbogen – enthalten sind noch vorgefertigte Maskierfolien zum Abkleben der wirklich vielen Scheiben. Stattdessen hat ICM in der (übersichtlichen und gut strukturierten) Bauanleitung eine Schablone für die 130 selbst zu erstellenden Maskierfolien auf Papier abgedruckt – viel Spaß beim Abpausen und Ausschneiden!

Markierungsvarianten und Abziehbilder:
Der kleine Bogen mit den Abziehbildern für stattliche fünf Versionen ist sauber gedruckt. Das Gerätebrett ist ebenfalls als Decal enthalten. ICM hat dabei sich für folgende Vorbilder entschieden, die man teilweise auch im Internet nachrecherchieren kann:

– 60. Sentai, Anfang 1939 in China (Vorserienmodell der Ki-21-Ia, Unterseite in schwarz; Oberseite grün-braun getarnt mit feinen grauen Linien zwischen den beiden Tarnfarben)
– 60. Sentai, 1941 in China (einfarbig grau mit schmalem weißen Rumpfband und gelbem Streifen auf dem Seitenleitwerk)
– 14. Sentai, 1941 wahrscheinlich in China (einfarbig grau mit schmalem weißen Rumpfband und vier roten Streifen auf dem Seitenruder)
– 105. Kyoiku Hiko Rentai, vermutlich 1942 (Flugzeug einer Ausbildungseinheit, Unterseite in grau; Oberseite grau mit einer mäandernden, grünen Tarnung)
– 64. Sentai, 1943 (Unterseite in grau; Oberseite in grün mit gelben Flächenvorderkanten, schmalem weißen Rumpfband und weißem Pfeil auf dem Seitenleitwerk)


Fazit:
Ein tolles Modell eines sehr ästhetischen Flugzeuges in der typischen Qualität, die ICM mittlerweile auszeichnet. Lobenswert sind die generelle Detaillierung, insbesondere der Inneneinrichtung, der Steuerflächen und der Motoren. Gegen die genannten kleineren Schwächen hat EDUARD mittlerweile Abhilfe in Form von Maskierfolien (EX1004) und Ätzteilen für die Sitzgurte (FE1415) auf den Markt gebracht.

ICM gebührt Dank für das Besprechungsmuster sowie die gelungene Umsetzung.

Literatur:
WORLD WAR II JAPANESE AIRCRAFT, CARRIER FIGHTERS TO TACTICAL BOMBERS, Thomas Newdick, Amber Books Ltd. 2021

Matthias Böcking, Juni 2024

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