Vorbild: Die Tupolew Tu-95 (NATO-Codename: „Bear“), ursprüngliche Bezeichnung Tupolew Tu-20, ist ein in der Sowjetunion entwickelter Langstreckenbomber, der 1952 erstmals flog und bis heute im Einsatz ist. Die Seeaufklärerversion zur U-Boot-Bekämpfung wird als Tupolew Tu-142 bezeichnet. Aus der Tu-95 wurden zahlreiche militärische Versionen sowie das Passagierflugzeug Tupolew Tu-114 abgeleitet.

Die Tu-95 war das Nachfolgemodell der Tu-4 und der Tu-85, die wegen ihrer nicht mehr zeitgemäßen Kolbenmotortriebwerke nur kurz oder gar nicht im Einsatz waren. Lange Zeit wurde die Tu-95, auch in der Fachpresse der Mitgliedsstaaten des Warschauer Paktes, als Tu-20 bezeichnet. Erst im Zuge von Abrüstungsverhandlungen wurde die korrekte Typenbezeichnung bekannt. Die Tu-95MS ist die Variante als Träger von Marschflugkörpern. Als westliches Gegenstück zur Tu-95 kann die Boeing B-52 gelten, trotz unterschiedlicher technischer Auslegung ist sie mit der Tu-95 in Bezug auf Abmessungen, Einsatzspektrum und Bauzeit vergleichbar. Während die Tu-95 vier Doppelwellenpropeller besitzt, hat die B-52 acht Düsentriebwerke; die Flugleistungen sind jedoch ähnlich.

Quelle: Wikipedia

Bausatz: Als Bausatzhersteller aus der Region ist es gewissermaßen natürlich, die „ikonischen“ Muster aus eben dieser im Programm zu haben. Zvezda hatte ab 2013 schon mal eine Tu-95 im Angebot, jedoch handelt es sich dabei um eine Übernahme der Revell-Form aus dem Jahre 1992. Nun hat man bei der Firma aus Moskau einen komplett neuen Kit aus aktuellen Formen entwickelt. Der zweiteilige Karton enthält fünf Spritzrahmen aus einem grauen Plastikmaterial sowie einen aus klarem Kunststoff. Laut Angabe auf dem Karton entsteht das Modell aus 201 Bauteilen und ist am Ende 34 cm lang. Des Weiteren befindet sich im Lieferumfang neben der obligatorischen Bauanleitung und den Abziehbildern auch der bekannte generische Ständer zur Präsentation des fertigen Modells. Die Erwartungshaltung ist natürlich hoch, und wie ich finde, ist sie beim ersten Blick in den Karton und auf die Teile erfüllt.

Auf den Oberflächen der großen Bauteile finden sich feine Gravuren und erhabene Details. Des Weiteren sind alle Hinterkanten der Trag- und Steuerflächen einteilig ausgelegt. Aber schauen wir uns die Bereiche mal genauer an. Der Rumpf ist normal längsgeteilt. Das Seitenruder ist ein separates Bauteil und kann theoretisch somit auch ausgelenkt verbaut werden. Die lange Betankungssonde am Bug ist einteilig mit an der rechten Rumpfhälfte an modelliert. Für den Innenraum gibt es ein recht detailliertes Cockpit mit Sitzen, Armaturen und Steuerhörnern, welches später noch in Grundzügen durch die Fenster erkennbar sein sollte. Dies lieg nicht an der Qualität der Klarsichtteile, die nämlich ausgezeichnet ist, sondern an der im Vorbild begründeten Größe der Fensterflächen. Der Kit bietet nicht die Möglichkeit, den Schacht zur Aufnahme der Bewaffnung darzustellen. Hier bietet sich aber die Möglichkeit, entweder das Bauteil E11 mit der normalen Rumpfkontur oder das Bauteil E15 zur Aufnahme des Ständers zu verbauen. Eine Bewaffnung in Form von Marschflugkörpern liegt im Übrigen auch nicht bei.

Auf der Unterseite des Cockpitbodens befindet sich der Bugfahrwerksschacht. Schon recht früh soll hier das hohe Bugfahrwerk, welches aus sieben recht filigranen Teilen entsteht, montiert werden. Dies wäre dann im Verlauf der weiteren Montage / Lackierung des Modells eine Problemstelle aufgrund von Bruchgefahr. Ob sich das Fahrwerk auch noch später verbauen lässt im Schacht, kann nur eine Trockenprobe klären. An dieser Stelle möchte noch kurz die beiden Varianten erwähnen, die Zvezda in der Bauanleitung anbietet. Dies wäre nämlich das Fahrwerk eingefahren und die Nutzung des beiliegenden, schon beschriebenen Ständers oder das Fahrwerk ausgefahren, so dass das fertige Modell auf eigenen Beinen steht. Ein weitere, interessante Lösung ist der Tragflächenmittelkasten, welcher im Rumpf montiert werden soll. Dieser bildet dann eine Art Holm, auf den die beiden Tragflächen aufgeschoben werden sollen. Hier kann nur der Bau zeigen, ob die Passgenauigkeit hier so gut ist, dass das sonst typische Spachteln an dieser Stelle bei den konventionelleren Lösungen anderer Kits entfällt. Wie auch bei Rumpf gefallen die feinen Gravuren und erhabenen Details auf den Tragflächen ungemein. Auch sind die Grenzschichtzäune sehr fein. Weitere Details sind die ausgearbeiteten Trimruder und die leicht erhabene Struktur auf der Unterseite in dem Bereich, wo die heißen Abgase der Triebwerke entlanglaufen. Die äußeren Triebwerke sind dabei schon an die vier Tragflächenbauteile an modelliert, wären die inneren Triebwerk inklusiven den langen Strömungskörpern, welche das Hauptfahrwerk aufnehmen, einzelne Bauteile sind.

Sehr gefallen mir auch die einzelnen Turbinenauslässe, welche sehr tief sind und geringe Wandstärken haben. Wie auch das Bugfahrwerk, ist das Hauptfahrwerk sehr filigran und verfügt über zahlreiche Details. Dies trifft auch auf die Räder zu. Den Abschluss des Baues bildet die markanten gegenläufigen Propeller. Diese entstehen aus jeweils einzelnen Blättern und Naben. Die Propellerblätter haben eine modellierte Schränkung, welche realistisch wirkt. Die eingestellte Steigung ist dabei durch den am unteren Ende abgeflachten Passzapfen vorgegeben. Bei vorsichtigem Umgang mit Kleber bleiben die Propeller drehbar.

Anleitung/Bemalung: Den Bau des Modells zeigt die gefaltete Bauanleitung im A4-Format klar und deutlich. Farbangaben werden dabei auch für Detailbereiche gemacht und beziehen sich auf die Farbprogramme von Zvezda und Tamiya. Die allgemeine Farbgebung und die Position der Abziehbilder wird auf einem separaten gefalteten A3 Blatt in hervorragenden Farbdruck gezeigt.

Mit den beiliegenden Decals lassen sich drei Maschinen der russischen Fernfliegerkräfte markieren, zum Teil zu verschiedenen Zeitpunkten. Dabei handelt es sich um die folgenden Maschinen:

  • Tu-95MS „Krasnojarsk“, RF-94123, Russische Fernfliegerkräfte der Russischen Luftstreitkräfte, 2018
  • Tu-95MS „Dubna“, RF-94122, Russische Fernfliegerkräfte der Russischen Luftstreitkräfte, 2015
  • Tu-95MS „Samara“, RF-94121, Russische Fernfliegerkräfte der Russischen Luftstreitkräfte, entweder 2009 während der MAKS 2009 oder 2014

Der Decalbogen ist glänzend gedruckt und von sehr guter Qualität. Neben den verschiedenen Markierungen für die beschriebenen Maschinen liegen auch zahlreiche einzelne Bilder für Detailbereiche bei. Herausragend sind dabei zum Beispiel die Enteisungsflächen für die Propeller.

Fazit: Wie ich finde, hat Zvezda mit dem vorliegenden Bausatz dem ersten Anschein nach die hohen Erwartungshaltungen an einen zeitgemäßen Bausatz einer Tu-95 in 1/144 erfüllt. Am Ende sollte ein interessantes Modell entstehen.

Sebastian Adolf, Wettstetten (März 2024)

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