Das Vorbild: Das Flugzeug TBD-1 (Torpedo Bomber Douglas) Devastator war ein amerikanischer Torpedobomber der United States Navy. Es wurde 1934 bestellt, flog erstmals 1935 und wurde 1937 in Dienst gestellt. Zu diesem Zeitpunkt war es das fortschrittlichste Flugzeug, das für die US-Marine und möglicherweise für jede Marine der Welt flog. Durch das schnelle Tempo der Flugzeugentwicklung war der Devastator (Zerstörer) zum Zeitpunkt des japanischen Angriffs auf Pearl Harbor aber bereits veraltet. Der Devastator zeigte in frühen Gefechten gute Leistungen, vor allem in der Schlacht am Korallenmeer, er erlangte jedoch traurige Berühmtheit für seine katastrophale Leistung während der Schlacht um Midway, in der 41 Devastators keinen einzigen Torpedotreffer verzeichneten und lediglich sechs Maschinen den Einsatz überlebten und zu ihren Trägern zurückkehrten. Den Mitsubishi Zero Jagdflugzeugen, denen sie gegenüberstanden, waren sie bezüglich Geschwindigkeit und Manövrierfähigkeit weit unterlegen. Der größte Teil der Streitmacht wurde vernichtet, wobei lediglich die Ablenkung der Zeros von den Sturzkampfbombern (SBD Dauntless), die vier Flugzeugträger und einen schweren Kreuzer versenkten, als Erfolg betrachtet werden konnte. Obwohl ein Großteil der traurigen Leistung des Devastators später auf die vielen gut dokumentierten Mängel am US-Torpedo Mark 13 zurückgeführt werden konnten, wurde das Flugzeug nach Midway aus dem Frontdienst genommen und durch die Grumman TBF Avenger ersetzt.
Der Bausatz: Mit großer Spannung habe ich auf den neuen HobbyBoss Bausatzes gewartet, da genau dieses Modell vor vielen, vielen Jahren mein erstes Flugzeugmodell im Maßstab 1:48 war, das ich damals mit sehr viel Klebstoff, Pinselbemalung und riesigem Stolz vollendet habe. Vielleicht kann sich der eine oder andere Bastelfreund sogar noch an das zumindest für mich atemberaubende Beiblatt mit dem Dioramavorschlag von Shepard Paine erinnern, bei dem ein notgewasserter Devastator mit dem überlebenden Piloten in einem Schlauchboot dargestellt war. Obwohl die Qualität des Monogram Bausatzes aus dem Jahr 1974 einem Vergleich mit den neuen Alternativen von HobbyBoss und Greatwall nicht mehr standhalten kann, war er vor 50 Jahren ein wirklich toller Bausatz.
Die Bausatzteile vom neuen Devastator befinden sich in einem vergleichsweise großen und stabilen Stülpkarton, der mit einer dynamischen und ansprechenden Boxart des Torpedobombers in Vorkriegslackierung versehen ist.
Die über 140 Bausatzteile sind auf sechs dunkelgrauen Teileträgern und einem transparenten Gussast verteilt. Darüber hinaus findet man einen Metallbogen mit Ätzteilen, einen Bogen mit selbstklebenden Abdeckmasken sowie die Abziehbilder. Die Teilezuordnung sieht dabei wie folgt aus:
A: Rumpfteile
B: Flügelteile
C: Motor und Innenteile
D: Kleinteile für Innenraum und Motor
E: Mittleres Flügelunterteil
G: Fahrwerk und Lastenbefestigungen
K: Klarsichtteile für Kabinenhaube
PE-A: Ätzteile
Die-Cut Masks
Decals
Alle Teile machen einen sehr guten Eindruck und weisen saubere und zahlreiche Details und Oberflächenstrukturen auf. Insbesondere für den Bau des Cockpitinnenraums liegen zahlreiche Kleinteile bei, die sicherlich zu einem überzeugenden Ergebnis am fertigen Modell beitragen. Ebenso hat man an die Darstellung der Verstrebungen an den Innenseiten des Rumpfs gedacht. Als Heckbewaffnung liegt das einfache Browning MG bei, dessen Lauf wie beim Original in eine dafür konzipierte dahinter liegenden spaltförmige Öffnung mit Klappen abgesenkt und „verstaut“ werden kann. Erfreulich ist auch, dass bei diesem Bausatz die Beckengurte für den Piloten und Heckschützen in Form von Ätzteilen und nicht nur als Abziehbilder beiliegen. Die Anschaffung von Zurüstsätzen sind für das Modell aus meiner Sicht nicht wirklich erforderlich.
Auch die Teile des massiven Motores können überzeugen, wobei man hier noch die fehlenden Zündkabel durch dünnen Draht ergänzen sollte. Für die Cockpithaube liegen Teile bei, mit denen man entweder die offene oder geschlossene Konfiguration darstellen kann. Von einem Modellbaukollegen wurde ich darauf hingewiesen, dass die am vordersten Cockpitteil dargestellten vier Verstrebungen nicht korrekt sind (Dank an Becki). Wie auch bei allen anderen Bausätzen des Modells ist hier das Original nicht richtig dargestellt, denn dieses wies lediglich zwei Verstrebungen auf der Haube auf. Bei den beiden anderen handelt es sich um Streben, die sich im Inneren des Cockpits direkt unter der Haube befanden. Wer die Herausforderung nicht scheut, kann die falschen Streben am transparenten Teil vorsichtig abschleifen und diese dann korrekt durch Ergänzung von zwei Profilen im Inneren des Cockpitbreiches korrekt darstellen.
Für die beiden Hauptflügel liegen separate Flaps bei und die äußeren Flächen der Flügel können im Flugmodus oder im hochgeklappten Zustand verbaut werden. Sofern man das Heckleitwerk interessanter gestalten will, muss man leider zur Mikrosäge greifen, weil sowohl beim Höhen- wie auch beim Seitenleitwerk keine separaten Steuerklappen vorhanden sind.
Für die Aussenlasten kann man zwischen einer Anbringung des Torpedos Mark 13 unter dem Rumpf oder zwei Bomben wählen.
Der Bauplan: Der Bauplan besteht aus einem DIN A4 Heft in Querformat, das auf 16 Seiten und 15 Baustufen in klarer Form durch den Bau und sicher zum Ziel führt. Bei Kleinteilen findet man bereits in den einzelnen Bauabschnitten Hinweise zur Bemalung von Kleinteilen unter Verweis auf die Farbpalette von Mr. Hobby.
Bemalung und Markierungen: Für die Bemalung des Modells liegt ein separates beidseitig bedrucktes Blatt bei, auf dem sowohl ein Vorkriegsmodell mit den attraktiven und typischen gelb lackierten Flügeln wie auch eine Einsatzversion in blaugrauer Lackierung dargestellt sind. Hier finden sich auch Referenzen zu den gängisten Farbenhersteller. Natürlich sind die dazu entsprechenden Markierungen in Form der sauber gedruckten Abziehbilder vorhanden.
Nicht unerwähnt lassen möchte ich auch die selbstklebenden Abdeckmasken, mit denen die Bemalung der Cockpithabe deutlich vereinfacht wird. Im Gegensatz zu anderen Bausätzen ist damit der Zukauf dieser grossartigen Bemalungshilfe nicht erforderlich.
Fazit: Der Bausatz macht einen absolut überzeugenden Eindruck und ermöglicht mit Sicherheit den Bau eines beeindruckenden Modells.
In Anbetracht der übersichtlichen Teileanzahl ist er nicht nur für Profis, sondern auch Bastelfreunden mit soliden Grundkenntnissen zu empfehlen.
Daumen hoch!
Erhältlich im gut sortierten Fachhandel.
Gert Brandl, Berlin (Februar 2024)