Nach dem Ersten Weltkrieg hatte die neu gegründete Reichsbahn das Problem für mehrere hundert verschiedene Dampflok-Baureihen Wartungsmöglichkeiten und Ersatzteile vorhalten zu müssen, dabei waren auch Baureihen, die teilweise seit über 50 Jahren im Einsatz waren. Um die Probleme bei Einsatz und Wartung zu minimieren und den vorhandenen Lokomotivpark zu modernisieren, wurde ein Typenprogramm festgelegt, das eine Reduzierung auf knapp über 20 Baureihen vorsah.
Der erste Typenplan sah als Schnellzuglokomotive eine vierzylindrige Pacific (2’C1′) vor (die spätere Baureihe 02. Erst auf Weisung der damaligen Reichsverkehrsministeriums und unter dem zunehmenden Einfluß von Richard Wagner wurde die zweizylindrige Pazifik (die spätere BR 01) in das Typenprogramm aufgenommen.
Im damaligen Deutschen Reich gab es bei den Dampfloks eine dem Weißwurstäquator vergleichbare Linie. Die ehemaligen süddeutschen Länderbahnen bauten bereits Bauarten mit zweifacher Dampfdehnung als Drei- und Vierzylindermaschinen, die norddeutschen Bahnen, allen voran die preußische Eisenbahn Verwaltung blieben bei Zweizylindermaschinen mit einfacher Dampfdehnung, einzige Ausnahme hier war die vierzylindrige pr. S10.1.
Leider schlug sich dieser Einfluß auch in der Konstruktion der BR 02 nieder, welcher zusammen mit dem Ersteinsatz der Maschinen in Betriebswerken, die wenig oder keine Erfahrung mit Vierzylinder-Bauarten hatten, sicher zur negativen Beurteilung dieser Baureihe beitrug. Letztendlich wurden von der BR 02 nur 10 Maschinen gebaut, die alle zwischen 1937 und 1942 in zweizylindrige Maschinen der BR 01 umgebaut wurden.
Der Bausatz
ist eine Wiederauflage des bereits 2004 bei Revell erschienen Bausatzes, dessen Teile und Decals nicht verändert wurden. Ich sehe den Spritzgussteilen das Formenalter von 20 Jahren nicht an. Warum Revell den Bausatz als Neuheit deklariert, ist mir unklar, aber ganz ehrlich auch relativ egal. Der Bausatz war 2004 schon gut und ist es heute noch immer.
Für die Lokomotive liegen Betriebsnummern für 02 001, 003, 006 (Henschel 1925) und 010 (Maffei 1925) bei.
Zu den einzelnen Maschinen:
02 001 – Baujahr 1925 bei Henschel. Nach der Erprobung beim Versuchsamt Grunewald war die Maschine bis Mai 1929 in Erfurt stationiert und wechselte dann nach Hof. 1937 wurde sie in eine Lok der Baureihe 01 (01 011) umgebaut. Im Oktober 1925 wurde die Maschine auf der Verkehrsausstellung in München präsentiert.
02 003 – Baujahr 1925 bei Henschel. Bis Mai 1929 in Erfurt stationiert, wechselte sie anschließend nach Hof und wurde 1938 in 01 234 umgebaut.
02 006 – Baujahr 1925 bei Henschel. Bis Mai 1929 in Hamm stationiert, wechselte sie anschließend ebenfalls nach Hof und wurde 1941 in 01 239 umgebaut.
02 010 – Baujahr 1926 bei Maffei. Bis 1928 beim Versuchsamt Grunewald, bis Mai 1929 auch in Erfurt und danach in Hof. 1938 in 01 235 umgebaut.
Legt man die Teile auf die im EisenbahnJournal Typenblätter Band 1 veröffentlichten Zeichnungen, sind die Teile deckungsgleich.
Beide Baureihen wurden ursprünglich mit dem Tender der Bauart 2’2 T30 und den kleineren Windleitblechen der Bauart Grunewald ausgeliefert. Die Tender wurden später gegen die Bauart 2’2′ T32 Bauart 1926 und die Windleitbleche gegen die bekannten großen Wagner-Bleche getauscht.
Revell hat hier das Modell der mit dem Tender der Bauart 2’2T30 (richtige Schreibweise) und Blechen der Bauart Grunewald dargestellt. Wann die Tender bzw. Bleche getauscht wurden, habe ich leider noch nicht herausgefunden. Zum Teil waren die Maschinen noch bis in ihre Hofer Zeit mit Gaslaternen ausgerüstet. Mit den entsprechenden Unterlagen kann man sich hier mit der Darstellung der unterschiedlichen Bauzustände austoben. Die dazu benötigten Teile lassen sich im Katalog von Weinert entdecken.
Revell hat die Mühe nicht gescheut, die Steuerung der Innentriebwerke und die gekröpfte Treibachse nachzubilden.
Der Bausatz bereitet demjenigen der bereits Erfahrung mit dem Modellbau hat, wenig Mühe. Spachtel- und Schleifarbeiten halten sich in Grenzen. Lediglich am Langkessel musste ich mich damit beschäftigen, ansonsten – ‘shake & glue’.
Bei der Farbgebung gibt es bei deutschen Dampfloks eigentlich keine Abwechslung, alles unterhalb des Umlaufs rot (RAL 7/3000), alles darüber tiefschwarz (RAL 5/9005).
Der Lok-Vogel berichtet in seiner Sonderausgabe zur Farbgebung deutscher Triebfahrzeuge, dass es wohl auch noch Einheitsloks in den Farben RAL29/6008 und RAL 13a/8012 gab. Explizite Belege dafür gibt es aber anscheinend nicht. Schade eigentlich, aber ich glaube nicht, dass mich das am Bau eines entsprechenden Modells hindern wird.
Quellen:
Der Lok-Vogel Sonderausgabe: Farbgebung deutscher Triebfahrzeuge Teil 1: Länderbahnen und Deutsche Reichsbahn 1835-1949 – keine ISBN
EisenbahnJournal Sonder-Ausgabe 2/2006: Legendäre BR 01 – ISBN 978-3-89610-156-0
Arbeitsgemeinschaft Eisenbahn-Kurier 1972: Die Baureihe 01 – keine ISBN
Roland Schmidt (Dezember 2023)